Dramen von 1600-1815 erkunden

Mit der Unterstützung des ÖNB Labs Service Bring Your Project haben Katrin Dennerlein und Julia Jäger rund 14.000 Metadaten zu Dramen aus dem Korpus der Austrian Books Online (ABO) aus der Zeit von 1600 bis 1815 extrahiert. Sie analysieren derzeit Sprache, Gattung und Gruppenbildung (community building) in diesem Korpus. Dabei werden auch Bibliographien verwendet, um die Zugehörigkeit von Texten zu Textsammlungen zu eruieren. Erstmals sollen im Rahmen dieses Projekts auch angereicherte Daten an die Österreichische Nationalbibliothek zurückgespielt werden. Dies sind ihre ersten Untersuchungen:

Sprache: Die Sprachverteilung ist wie folgt: 70% der Texte sind in Deutsch, 9% in Französisch, 6% in Italienisch, 4% in Niederländisch und 3,5% in Spanisch geschrieben. Die übrigen 4% sind englische, lateinische, ungarische und tschechische Texte.

Gattung: Mithilfe von Gattungsschlagwörtern, die ursprünglich händisch in die Zettelkataloge eingetragen worden waren und die später bei der Digitalisierung der Kataloge in eigenen MARC21-Feldern erfasst wurden, konnten die Dramentexte identifiziert und aus den Metadaten extrahiert werden. Gattungsbezeichnungen sind z.B. Drama, Dramen, Komödie, Tragödie, Libretti, Singspiel, Burlesken, Duodramen, Melodramen, Mirakelspiele, Monologe, Oratorien, Operetten, Passionsspiele, Possen, Pastorellen, Prologe, Puppenspiele, Quodlibet

Erste Teilstudie zum Community-Building: Das Dramenkorpus enthält mehrere große Dramensammlungen aus Wien (Ausführliche bibliographische Angaben, die auch wechselnde Titel und Erscheinungsorte berücksichtigen finden sich in Reinhart Meyer, Eva Sixt (Hg.): Bibliographia dramatica et dramaticorum: kommentierte Bibliographie der im ehemaligen deutschen Reichsgebiet gedruckten und gespielten Dramen des 18. Jahrhunderts nebst deren Bearbeitungen und Übersetzungen und ihrer Rezeption bis in die Gegenwart.Tübingen: Niemeyer 1984, Abt. 1, Vol. 1-3):

  • Neues Theater von Wien. 1.–8. Th., Wien 1769–70.
  • Neue Schauspiele. Aufgeführt in den kais. königl. Theatern zu Wien. 1. –12. Bd., Preßburg (und Leipzig) 1771–75.
  • Neues Wienertheater vom Jahr 1775. 1. –6. Th., Wien [o.J.].
  • Kaiserlich=Königliches Nationaltheater. 1.–6. Bd., Wien 1778–82.
  • Im Kaiserl. Königl. Nationaltheater aufgeführte Schauspiele. 1.–6. Bd., Wien 1783.
  • Kaiserlich=Königliches National–Hoftheater. 1. –7. Bd., Wien 1783–85.

Überblick des Autorennetwerks

Autorennetzwerk der Großen Wiener Dramensammlungen 1769-1790

Die Autoren Carlo Goldoni, Voltaire, Cornelius von Ayrenhoff, Johann Christian Brandes, Friedrich Wilhelm Gotter, Friedrich Jünger und Christophe Barthelemy Fagan verbinden diese Sammlungen, standen demnach über den gesamten Zeitraum und bei verschiedenen Ausrichtungen der Hoftheater hoch im Kurs. Für eine ausführlichere Netzwerkanalyse dieser und anderer Dramensammlungen vgl. Katrin Dennerlein: „Netzwerke medialer Formationen der Dramen- und Theaterhistoriographie. Eine Analyse großer Dramensammlungen im 18. Jahrhundert.“ In: Comparatio. Zeitschrift für vergleichende Literaturwissenschaft 12 (2020), Heft 2. Themenheft „Theaterhistoriographie und Digital Humanities“, hg. von Kirsten Dickhaut und Gabriel Viehhauser, S. 145–161.

PD Dr. Katrin Dennerlein, Julia Jäger
Chair of Digital Humanities and German literary history
Institut of German Philology
D 97074 Würzburg
https://www.germanistik.uni-wuerzburg.de/lehrstuehle/computerphilologie/mitarbeiter/dennerlein

katrin.dennerlein@uni-wuerzburg.de

julia.jaeger@stud-mail.uni-wuerzburg.de