Skip to content
TB_1951.12.01-1951.12.31.xml 96.8 KiB
Newer Older
csteindl's avatar
csteindl committed
1001 1002 1003 1004 1005 1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025 1026 1027 1028 1029 1030 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040 1041 1042 1043 1044 1045 1046 1047 1048 1049 1050 1051 1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067 1068 1069 1070 1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080 1081 1082 1083 1084 1085 1086 1087 1088 1089 1090 1091 1092 1093 1094 1095 1096 1097 1098 1099 1100 1101 1102 1103 1104 1105 1106 1107 1108 1109 1110 1111 1112 1113 1114 1115 1116 1117 1118 1119 1120 1121 1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132 1133 1134 1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141 1142 1143 1144 1145 1146 1147 1148 1149 1150 1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157 1158 1159 1160 1161 1162 1163 1164 1165 1166 1167 1168 1169 1170 1171 1172 1173 1174 1175 1176 1177 1178 1179 1180 1181 1182 1183 1184 1185 1186 1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193 1194 1195 1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202 1203 1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217 1218 1219 1220 1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227 1228 1229 1230 1231 1232 1233 1234 1235 1236 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246 1247 1248 1249 1250 1251 1252 1253 1254 1255 1256 1257 1258 1259 1260 1261 1262 1263 1264 1265 1266 1267 1268 1269 1270 1271 1272 1273 1274 1275 1276 1277 1278 1279 1280 1281 1282 1283 1284 1285 1286 1287 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1294 1295 1296 1297 1298 1299 1300 1301 1302 1303 1304 1305 1306 1307 1308 1309 1310 1311 1312 1313 1314 1315 1316 1317 1318 1319 1320 1321 1322 1323 1324 1325 1326 1327 1328 1329 1330 1331 1332 1333 1334 1335 1336 1337 1338 1339 1340 1341 1342 1343 1344 1345 1346 1347 1348 1349 1350 1351 1352 1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362 1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374 1375 1376 1377 1378 1379 1380 1381 1382 1383 1384 1385 1386 1387 1388 1389 1390 1391 1392 1393 1394 1395 1396 1397 1398 1399 1400 1401 1402 1403 1404 1405 1406 1407 1408 1409 1410 1411 1412 1413 1414 1415 1416 1417 1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424
                  <p>Sie glauben, man müßte darum
                     <lb/>kämpfen? Ich nicht. Damit, schon,
                     <lb/>o ja, aber darum nicht. Es wäre
                     <lb/>dasselbe, wie um die Liebe eines Menschen
                     <lb/>zu kämpfen, der keine Liebe für einen
                     <lb/>hat. Um Arbeit zu betteln, wo keine
                     
           <pb n="63" facs="Z148513804/00000063.jpg"/>
                     
                     für Dich ist. Das tu' ich nicht. Das sehen
                     <lb/>Sie ein? Möglich, daß es ein Übergang ist.
                     <lb/>Möglich, daß es ein Dauerzustand ist. Ich
                     <lb/>werde warten. Ich werde bereit sein. Aber
                     <lb/>erzwingen will ich nichts.</p>
                  <p>Was das mit den Briefen zu tun hat?
                     <lb/>Viel, viel. Wenn ich nicht dadurch mit
                     <lb/>Ihnen verbunden wäre, daß auch Sie, sagen
                     <lb/>wir, dieselbe Handschrift schreiben, daß
                     <lb/>Sie ein Bruder im Tun sind, wenn
                     <lb/>Sie irgendwann mit mir zur Schule ge-<lb break="no"/>gangen wären oder irgeine Bekanntschaft
                     <lb/>wären, hätte das keinen Einfluß darauf
                     <lb/>gehabt. Dann nicht. Weil ich aber
                     <lb/>in jedem Brief, auf jeder Zeile, mit
                     <lb/>jeder Seite daran erinnert w<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="3" reason="illegible"/></del><add place="across">ord</add></subst>en wäre,
                     <lb/>daß ich hier bin und Sie - nicht,
                     <lb/>drum hab' ich es immer wieder ver-<lb break="no"/>schoben und weggeschoben, endlich ein Kuvert
                  
           <pb n="64" facs="Z148513804/00000064.jpg"/>
                     
                     zu nehmen und meine ganzen Zweifel
                     <lb/>und meine ganzen Bedenken hineinzustek-<lb break="no"/>ken. Ich habe es nicht gekonnt. Konnte
                     <lb/>nicht. Sie wissen nicht - oder wissen es
                     <lb/>vielleicht doch - wie stark ich meinen Gefüh-<lb break="no"/>len unterworfen bin. Daß ich immer nach
                     <lb/>meinem Gefühl handle und nachher
                     <lb/>erst denke. Wie immer. So jetzt.</p>
                  <p>Verdenken Sie es mir nicht. Schütteln
                     <lb/>Sie den Kopf. Wundern Sie sich. Aber:
                     <lb/>schreiben Sie mir. Bitte. Sehen Sie:
                     <lb/>Ich bitte Sie darum.</p>
                  <p>Vielleicht verstehen Sie mich, weil Sie
                     <lb/>innerlich nicht allzuweit entfernt sind
                     <lb/>von solchen Zuständen. Und wenn
                     <lb/>nicht, versuchen Sie mich zu verstehen
                     <lb/>aus der Mitmenschlich<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">k</add></subst>eit, die man -
                     <lb/>immerhin - den anderen gibt. Mehr -
                     <lb/>hätte ich nicht zu sagen.</p>
                  
               <pb n="65" facs="Z148513804/00000065.jpg"/>
                  
                  <p>Ich möchte - </p>
                  <p>Sie werden sagen, es ist unbescheiden. Sie haben
                     <lb/>Recht. Aber ich frage Sie trotzdem.</p>
                  <p>Sind Sie allein? Sie wohnen doch allein,
                     <lb/>nicht wahr? Sie sind doch so jung - und
                     <lb/>ganz allein. Das, wenn ich daran
                     <lb/>denke, bringt mich Ihnen so nahe, wie
                     <lb/>es nur die entweder einseitige oder beider-<lb break="no"/>seitige Verlassenheit schaffen kann. Seien
                     <lb/>Sie nicht böse deshalb. Ziehen Sie sich
                     <lb/>nicht zurück, weil meine Fühler Ihre
                     <lb/>berührt haben. Nein? Sagen Sie mir
                     <lb/>etwas. Sprechen Sie. Von <unclear cert="high">Ihnen</unclear>, von
                     <lb/>Ihnen. Wenn ich schon nicht selbst
                     <lb/>zum Schreiben finde, will ich wenigstens Sie
                     <lb/>dabei sehen. Und - wenn ich Ihnen
                     <lb/>ein kleines, kleines Bißchen helfen oder
                     <lb/>Ihre Zunge lösen könnte, würden Sie mir
                                       
               <pb n="66" facs="Z148513804/00000066.jpg"/>
                     
                     ungleich mehr geben als womit ich Ihnen
                     <lb/>kommen könnte.</p>
                  <p>Das ist ein Verlangen, das, umso
                     <lb/>ungerechtfertigter, umso dringender ist,
                     <lb/>und zurückgewiesen, wohl schweigen würde,
                     <lb/>aber immer noch wünschen.</p>
                  <p>Daß ich alles, alles verstehen würde,
                     <lb/>müssen Sie wohl erst glauben lernen. Daß
                     <lb/>ich Sie aber jetzt schon verstehe, daß
                     <lb/>ich weiß, wie schwer es ist, den ersten
                     <lb/>Schritt zu tun, ersehen Sie daraus,
                     <lb/>daß ich ihn selber tue.</p>
                  <p>Was ich noch an Äußerlichem zu
                     <lb/>sagen hätte, ist nicht viel: Ich bin
                     <lb/>im 4. Jg. angelangt, habe aber
                     <lb/>noch 1 1/2 Jahre vor mir, zwar einen
                     <lb/>Bruchteil des Gewesenen, aber immerhin
                  
                <pb n="67" facs="Z148513804/00000067.jpg"/>
                     
                     noch lange genug. Schule - warum nicht,
                     <lb/>aber nur Schule, ist zu wenig, wenn
                     <lb/>man Klarheit haben will. Schule und
                     <lb/>Leben, ja, aber wann ist die Schule
                     <lb/>Leben?</p>
                  <p>Und nebenher kommen vier kleine
                     <lb/>Mädchen zu mir lernen, zwei von
                     <lb/>12 Jahren, eine von 11, eine von
                     <lb/>acht. Also gar nicht mehr so klein.
                     <lb/>Nicht wahr? Ich hab' sie ganz gerne, sie
                     <lb/>sind sehr lieb und wiegen den Ärger auf,
                     <lb/><choice><sic>denn</sic><corr type="correction">den</corr></choice> ich - trotzdem - manchmal mit
                     <lb/><choice><sic>Ihnen</sic><corr type="correction">ihnen</corr></choice> habe.</p>
                  <p>Und um noch etwas wollte ich Sie
                     <lb/>bitten: Wir bekommen in der Schule
                     <lb/>so wenig Exemplare der "<rs ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege-0000" type="work" subtype="referred">Neuen Wege</rs>",
                     <lb/>daß sie, kaum erschienen, schon
                     <lb/>vergriffen sind. Könnten Sie mir ein
                                  
               <pb n="68" facs="Z148513804/00000068.jpg"/>
                     
                     Abonnement davon verschaffen oder
                     <lb/>sehen, daß, wenn das nicht möglich ist,
                     <lb/>ich sonst auf irgendeine Weise ein
                     <lb/><rs ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege-0000" type="work" subtype="referred">Heft</rs> erhalte? Sie haben doch sicher
                     <lb/>Einblick. Ich bin aber gar nicht (möglich,)
                     <lb/>böse, wenn es nicht möglich ist.</p>
                  <p>Und berichten Sie mir <choice><unclear cert="medium" reason="illegible">aber</unclear><unclear cert="medium" reason="illegible">doch</unclear></choice>
                     <lb/>auch, was aus den Zusammen-<lb break="no"/>künften im <rs ref="#Wien_Hofburg" type="place" subtype="mentioned">Grillparzersaal</rs> geworden ist.
                     <lb/>Ich wollte es gerne wissen.</p>
                  <p>Jetzt, lieber <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="person">Andreas</rs>, bitte ich Sie noch-<lb break="no"/>mals, mir - im Sinn der Weihnachten - 
                     <lb/>nichts nachzutragen und wünsche Ihnen
                     <lb/>alles, alles Beste für das nächste
                     <lb/>Jahr.</p>
                  <p>Ihre</p>
                  <p rend="align(center)"><rs ref="#Schinko_Hilde" type="person">Hilde Schinko</rs>.</p>
                  
               </div>
            </body>
         </floatingText>
         </div>
         
               <pb n="69" facs="Z148513804/00000069.jpg"/>
         
                  <div><floatingText corresp="#c_Z148513804_003">
                     <body>
                        <div>
                        <dateline rend="align(right)"><handShift new="#handwritten"/><rs ref="#Wien" type="place" subtype="visited">Wien</rs> <date when-iso="1951-12-25">25 Dez 51</date></dateline>
                        <p>Liebe <rs ref="#Schinko_Hilde" type="person">Hilde</rs>,</p>
                        <p>ich will Dir nur ein paar <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Gedichte</rs>
                           <lb/>schicken, die ich in letzter Zeit
                           <lb/>geschrieben hab. Vielleicht kannst
                           <lb/>Du was daraus entnehmen, wenn Du
                           <lb/>mich verstehst, oder vielleicht - 
                           <lb/>was mir wichtiger wäre - ist
                           <lb/>was damit für Dich getan.</p>
                        <p><rs ref="#Schinko_Hilde" type="person">Hilde</rs>, wie Du vom Alleinsein schreibst,
                           <lb/>ist so traurig. Bist du sehr allein?
                           <lb/>Bist du vielleicht ohne jemand,
                           <lb/>den Du früher gekannt hast,
                           <lb/>der Dich erstmals zur Frau gemacht
                           <lb/>hat? Willst Du zu ihm zurückfinden
                           <lb/>(Ich weiß, es geht mich nichts
                           <lb/>an.)</p>
                           <note place="margin-bottom"><hi rend="superscript">*)</hi> (<rs ref="#Lotte" type="person">Lotte</rs>, <unclear cert="medium" reason="illegible">Auslg</unclear>, Nachklang,
                              <lb/>wiedertreffen)</note>

                  <pb n="70" facs="Z148513804/00000070.jpg"/>
                           
                  <pb n="71" facs="Z148513804/00000071.jpg"/>
                           
                        <p>Was mich betrifft, bin ich nicht so
                           <lb/>allein, daß sich mir die Welt dadurch
                           <lb/>verzerrt (ich habe <rs ref="#Okopenko_Vilma" type="person">meine Mutter</rs> und
                           <lb/>habe Freunde um mich, die mir immer
                           <lb/>wieder lieb sind), aber genug allein,
                           <lb/>um immer wieder zu wünschen.</p>
                        <p>Glaub mir, <rs ref="#Schinko_Hilde" type="person">Hilde</rs>, wie wert Du mir
                           <lb/>bist, Dein Vorhandensein - ob Du
                           <lb/>jetzt schreibst oder nicht - (auch an
                           <lb/>meiner Person ist mir nicht das
                           <lb/>Wichtigste, ob sie schreibt sondern
                           <lb/>ob sie sich bewährt in ihrem
                           <lb/>Sehnen, einmal jemand alles Glück
                           <lb/>erschließen zu können).</p>
                        <p>Wenn Du mit mir einmal beisammen
                           <lb/>sein wolltest und kannst, schreib
                           <lb/>mir bitte, ob Du in die Räume                       
                           
                  <pb n="72" facs="Z148513804/00000072.jpg"/>
                           
                  <pb n="73" facs="Z148513804/00000073.jpg"/>
                           
                        des "<rs ref="#Art_Club" type="org" subtype="mentioned">Art Club</rs>" (einer modernen Gruppe)
                        <lb/>kommen kannst, in der <rs ref="#Strohkoffer" type="org" subtype="mentioned">Kärntnerstraße
                        <lb/>10</rs>, im Untergeschoß, wo wir
                        <lb/>(es ist ungefähr wie in einem
                        <lb/>Lesezimmer und mit wenigen Leuten,
                        <lb/>die alle für sich beschäftigt sind)
                        <lb/>uns treffen könnten und etwas
                        <lb/>mehr sprechen als im <rs ref="#Wien_Hofburg" type="place" subtype="visited">Grillparze<choice><sic/><corr type="correction">r-</corr></choice><lb break="no"/>saal</rs> damals, oder uns schön
                        <lb/>ausschweigen. Es ist der
                        <lb/>neutralste und unstädtischeste
                        <lb/>Ort den ich weiß. Schreib
                        <lb/>mir bitte bald; ich warte
                        <lb/>unterdessen auf Dich.</p>
                      <milestone type="separator" unit="none" rend="short-horizontal-rule"/>
                          <p>Nachträge zu Deinen Fragen:</p>
                          <p>ein Abonnement der "<rs ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege-0000" type="work" subtype="referred">Neuen Wege</rs>"                           
                        
                  <pb n="74" facs="Z148513804/00000074.jpg"/>
                              
                  <pb n="75" facs="Z148513804/00000075.jpg"/>
                          
                          werde ich Dir vermitteln; <anchor xml:id="Z148513804_t03a"/>die
                              <lb/>Arbeit meiner Freunde vom <rs ref="#Redaktion_Neue_Wege" type="org" subtype="mentioned">Arbeitskreis</rs>
                              <lb/>ist <choice><sic>zuende</sic><corr type="correction">zu Ende</corr></choice>: wir sind aus den "<rs ref="#Redaktion_Neue_Wege" type="org" subtype="mentioned">N. W.</rs>"
                              <lb/>ausgetreten, weil die in letzter Zeit
                              <lb/>sich dem <rs ref="#Bundesministerium_für_Unterricht" type="org" subtype="mentioned">Unterrichtsministerium</rs>
                              <lb/>haben unterordnen müssen und
                              <lb/>nichts sogenanntes Verrücktes mehr
                              <lb/>bringen dürfen. Jetzt gilt unsere
                             <lb/>ganze Arbeit den "<rs ref="#Okopenko-publikationen_einer_wiener_gruppe_ju-0000" type="work" subtype="edited">publikationen</rs>".<anchor xml:id="Z148513804_t03e"/>
                              <lb/>Darf ich Dir <rs ref="#Okopenko-publikationen_3_5110-1951" type="work" subtype="edited">Nummer 3</rs> (Oktober)
                              <lb/>und die bald erscheinende <rs ref="#Okopenko-publikationen_4_5112-1951" type="work" subtype="edited">Nummer
                              <lb/>4</rs> zusenden und überhaupt?</p>
                           <p>Laß bitte Dein <rs ref="#Schinko_Hilde" type="work" subtype="referred">Schreiben</rs> nicht Deine 
                              <lb/>erste Sorge sein, sondern leg
                              <lb/>Deine Kraft und Deine Innigkeit
                              <lb/>in Dein Leben; wenn Du schreiben
                              <lb/>mußt, wirst Du es ohnehin wieder.
                              <lb/>Dein naher Brief ist mir Dein
                              <lb/>echtestes <rs ref="#Schinko_Hilde" type="work" subtype="referred">Gedicht</rs>.<space unit="chars" quantity="6"/>Dein <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="person">Andreas</rs></p>
                           <note place="margin-left" style="transform:rotateZ(-90deg)">Für das Beisammensein hab ich etwa
                              <lb/>von halb sechs an werktags
                              <lb/>frei.</note>
                           <anchor xml:id="Z148513804_c06e"/>
         
         <pb n="76" facs="Z148513804/00000076.jpg"/>
                           
                        </div>
                     </body>
                     </floatingText>
                  </div>
         
         <pb n="77" facs="Z148513804/00000077.jpg"/>
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-25">
            <dateline><handShift new="#typewritten"/>Di <date when-iso="1951-12-25">25 Dez</date>:</dateline> <p>Morgens nach längerer Zeit  
               <lb/>einmal die <rs ref="#Kirche_am_Steinhof" type="org" subtype="visited">Kirche</rs> besucht.</p>  
            <p>Vormittags kamen <rs ref="#Blaszer_Luise" type="person">Tante</rs> und <rs ref="#Blaszer_Paul" type="person">Paul</rs>.</p>  
            <p>Versuchten den Na<subst><del rend="overwritten">x</del><add place="across">c</add></subst>hmittag
               <lb/>gemütlich zu machen. Vielle<add place="inline">i</add><del rend="erasure"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del>cht
               <lb/>wirklich gemütlicher als Christ-<lb break="no"/>tage vergangener Jahre, die ich
               <lb/>in Erinnerung habe.</p>  
            <p>Nachmittag wieder gedacht,
               <lb/>gedacht, <rs ref="#Schinko_Hilde" type="person">Hilde</rs> geschrieben
               <lb/>/also fing ich hier an/, und
               <lb/>ohne Hingebung gelesen.</p>
         </div>
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-26_a">
            <dateline>Mi <date when-iso="1951-12-26">26 Dez</date>:</dateline> <p><rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">Daheim</rs> ausgeruht. Ich sichtete  
               <lb/>meine Mappen und sonderte aus
               <lb/>letzter Zeit einiges aus.</p>  
            <p>Ich habe Sehnsucht und w<subst><del rend="overwritten">ie</del><add place="across">ei</add></subst>ss
               <lb/>nun nicht mehr, wohin sie geht.</p>  
            <p><rs ref="#Falkinger_Brigitte" type="person">Briggi</rs> vergessen können, der ich
               <lb/>nichts erfülle.</p>
         </div>  
                   
         <pb n="78" facs="Z148513804/00000078.jpg"/>
         
         <pb n="79" facs="Z148513804/00000079.jpg"/>
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-26_b">
            <dateline>Mi <date when-iso="1951-12-26">26 Dez</date>:</dateline> <p>Nm. gelesen, ausgespannt.</p>  
         <p>Mehr können diese Tage nicht
            <lb/>bringen.</p>  
         <p>Morgen habe ich wieder <rs ref="#PHG" type="org" subtype="mentioned">Büro</rs>.</p>
         </div>  
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-27">
            <dateline>Do <date when-iso="1951-12-27">27 12</date>:</dateline> <p>Wegen dringender Arbeiten in
               <lb/>Stellvertretung Dr. <rs ref="#Machwitz" type="person">Machwitz'</rs>
               <lb/>musste ich ins <rs ref="#PHG" type="org" subtype="visited">Büro</rs> kommen
               <lb/>/entgegen früheren Hoffnungen/.  
               <lb/>Dort viel aber frei gearbeitet,
               <lb/>finde niemand und nichts un-<lb break="no"/>sympathisch.</p>  
            <p>In der Früh <rs ref="#Falkinger_Brigitte" type="person">Briggi</rs> getroffen,
               <lb/>sehr hergerichtet, freundlich.
               <lb/><anchor xml:id="Z148513804_t04a"/>Sie war gestern im <rs ref="#Art_Club" type="org" subtype="mentioned">Art Club</rs>,
               <lb/>erzählte mir, dass meine Inter-<lb break="no"/>essentenliste<del rend="strikethrough">n</del> schon lebhaft
               <lb/>ausgefüllt werde.<anchor xml:id="Z148513804_t04e"/> Unlängst war
               <lb/>der Inder bei <rs ref="#Falkinger_Brigitte" type="person">Briggi</rs> in der
               <lb/><rs ref="#Wien_Falkinger" type="place" subtype="mentioned">Wohnung</rs>, zu einem gemütlichen
               <lb/>Abend <rs ref="#Wien_Falkinger" type="place" subtype="mentioned">daheim</rs>.</p>  
            <p>Brief nach <rs ref="#Wien_Schinko" type="place" subtype="mentioned">Oberlaa</rs> ist heute
               <lb/>abgegangen. Aber ich komme von
               <lb/><rs ref="#Falkinger_Brigitte" type="person">Briggi</rs> nicht mehr los. Jetzt
               <lb/>muss ich <hi rend="wide-spaced">ganz</hi> <subst><del rend="overwritten">y</del><add place="across">a</add></subst>llein damit
               <lb/>gehen.</p>  
            <p>Am Abend <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">daheim</rs> versuchte ich
               <lb/>von allem auszuruhen. Es sind
               <lb/>immer schöne Abende.</p>  
            <p>Weihnacht war Rauhreif, heute 0°.</p> 
            <anchor xml:id="Z148513804_t05a"/><p>Neulich <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Dada-Versuche</rs>, zu denen viel  
               <lb/>Ehrlichkeit gehört.</p><anchor xml:id="Z148513804_t05e"/>  
            <p>Dr. <rs ref="#Pawlicki_Leopold" type="person">Pavlicki</rs> wurde heute begraben.</p>
         </div> 
                  
         <pb n="80" facs="Z148513804/00000080.jpg"/>
         
         <pb n="81" facs="Z148513804/00000081.jpg"/>
         
         <pb n="82" facs="Z148513804/00000082.jpg"/>
         
         <pb n="83" facs="Z148513804/00000083.jpg"/>
            
            <div type="entry" xml:id="e1951-12-28" subtype="print">
               <dateline>Fr <date when-iso="1951-12-28">28 Dez</date>:</dateline> <p>Gestern Abend: <rs ref="#Kahr_Brigitte" type="person">Brigitte Kahr</rs>  
                  <lb/>hat mir geschrieben. Sie dürfte
                  <lb/>in einer misslichen Lage sein.
                  <lb/>Heute morgen schrieb ich ihr
                  <lb/>einen Brief.</p>  
            <p>Wieder ins <rs ref="#PHG" type="org" subtype="visited">Büro</rs> gefahren.</p>  
            <p>Es war weniger zu tun als gestern.
               <lb/>Nächste Tage sind frei.</p>  
            <p>Abends: <rs ref="#Art_Club" type="org" subtype="visited">Art Club</rs>. Produktive
               <lb/>Zusammentreffen. Lesungstermin
               <lb/>mit Dr. <rs ref="#Schmeller_Alfred" type="person">Schmeller</rs> festgesetzt,
               <lb/>mit <rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs> besprochen.</p>  
            <p>Notiz aus dem <rs ref="#PHG" type="org" subtype="visited">Büro</rs>:</p>  
            <p>Meine einzige sinnvolle Tätigkeit
               <lb/>ist jetzt: Zeit verstreichen lassen.</p>
            </div>  
         
            <div type="entry" xml:id="e1951-12-29">
               <dateline>Sa <date when-iso="1951-12-29">29 Dez</date>:</dateline> <p><rs ref="#Okopenko-publikationen_4_5112-1951" type="work" subtype="edited">"publ." nr. 4</rs> auf dem <rs ref="#Wien_Bierhäuselberg" type="place" subtype="visited">Bierhäusel-<lb break="no"/>berg</rs> abgezogen. Diesmal mit dem
                  <lb/>Autobus hinaufgefahren. Tag mit
                  <lb/>mehreren Eindrücken.</p>
            </div>  
         
            <div type="entry" xml:id="e1951-12-30" subtype="print">
               <dateline>So <date when-iso="1951-12-30">30 Dez</date>:</dateline> <p>Dialogstelle:</p>  
               <p>"Wie fühlt man sich als Hure?"
                  <lb/>"Eng. Als Liebende war man um-<lb break="no"/>fassender."</p>
               <p>Vormittag kam <rs ref="#Kein_Ernst" type="person">Kein</rs>, mit dem ich
                  <lb/>auch angenehm plauderte, nach-<lb break="no"/>mittag <rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs>. Wir stellten die
                  <lb/>neue <rs ref="#Okopenko-publikationen_4_5112-1951" type="work" subtype="edited">Nummer</rs> fertig. Nächsten
                  <lb/>Sonntag Besprechung de<subst><del rend="overwritten">r</del><add place="across">s</add></subst> Leseabends<supplied reason="border">.</supplied></p>
            </div>  
      
         <pb n="84" facs="Z148513804/00000084.jpg"/>
         
         <pb n="85" facs="Z148513804/00000085.jpg"/>
         
         <pb n="86" facs="Z148513804/00000086.jpg"/>
         
         <pb n="87" facs="Z148513804/00000087.jpg"/>
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-31_a" subtype="print"><dateline><date when-iso="1951-12-31">Silvester 1951</date>:</dateline>
            <p>Vormittag sonnige Gegend mit
               <lb/>leichtem Frost. Letzte Be-<lb break="no"/>sorgungen.</p>  
            <p>Mittags wurde es trüber, ich
               <lb/>holte Wein und bereitete den
               <lb/>Versand meiner <rs ref="#Okopenko-publikationen_4_5112-1951" type="work" subtype="edited">Zeitschrift</rs>
               <lb/>vor.</p>  
            <p>Nach längerer Zeit versuchte
               <lb/>ich, <subst><del rend="erasure"><gap unit="chars" quantity="26" reason="illegible"/></del><add place="across">das ätherische Oel von</add></subst>
               <lb/><subst><del rend="erasure"><gap unit="chars" quantity="22" reason="illegible"/></del><add place="across">Mandarinen</add></subst> auszu-<lb break="no"/>ziehen, um den Duft konzentriert
               <lb/>zu erhalten. Dabei bemerkte ich
               <lb/>traurig, dass ich keine Probier-<lb break="no"/>gläser mehr habe.</p>  
            <anchor xml:id="Z148513804_t06a"/><p>Gestern machte ich mich über
               <lb/>die <rs ref="#Okopenko-Greguerias-0000" type="work" subtype="read">Greguerias</rs> her und liess
               <lb/>mich von <rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs> ein wenig in
               <lb/>Spanisch unterweisen.</p><anchor xml:id="Z148513804_t06e"/> 
            <p>Mir sind Neujahr-Vorsätze recht
               <lb/>zuwider, ich möchte auch auf den
               <lb/>Rückblick heuer verzichten und
               <lb/>mich nur am Silvesterabend ein-<lb break="no"/>fach freuen. Das vergangene Jahr
               <lb/>hat mir den Broterwerb, die
               <lb/>Befreiung von den Existenzsorge<supplied reason="border">n,</supplied>
               <lb/>die Staatsbürgerschaft 
               <lb/>von hier, die "<rs ref="#Okopenko-publikationen_einer_wiener_gruppe_ju-0000" type="work" subtype="edited">publikationen</rs>",
               <lb/>mehrere gute Bekanntschaften
               <lb/>aus dem Kulturellen gebracht.</p>  
            <p>In die Bahn des Mädchens ver-<lb break="no"/>mochte ich nicht zu finden.</p>
          </div>       
         
         <pb n="88" facs="Z148513804/00000088.jpg"/>
         
         <pb n="89" facs="Z148513804/00000089.jpg"/>
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-31_b" subtype="print">
            <p>Zu einer missglückten <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Prosa</rs>, <date when-iso="1951-12-31">31 12 51</date> abends:</p>  
            <p>... Das Schwere daran ist, unpersönlich zu schreiben
               <lb/>/denn ich könnte nicht Zeilen lang hinschreiben:
               <lb/><rs ref="#Falkinger_Brigitte" type="person" cert="high">B.</rs>, ich lieb dich, und immer noch .../, unpersönlich
               <lb/>zu schreiben und gemässigt; man kann Kunst nicht
               <lb/>kurzschlies<subst><del rend="overwritten">y</del><add place="across">s</add></subst>en, und wenn der gesunde Instinkt für
               <lb/>die Indirektheit versagt, ist es sehr schwer zu
               <lb/>arbeiten, auch wenn die Intensität drängt ... </p>
         </div>
         
         <pb n="90" facs="Z148513804/00000090.jpg"/>
         
         <pb n="91" facs="Z148513804/00000091.jpg"/>
         
         <div type="entry" xml:id="e1951-12-31_c" subtype="print">
            <head rend="align(right)">Silvester, weiters:</head>  
         <p>Einen angenehmen Nachmittag
            <lb/>verbracht.</p>  
         <p>Abends bei guter Speise und
            <lb/>Wein hemmungslos zu schreiben
            <lb/>begonnen.<handShift new="#handwritten"/></p>
            <milestone type="separator" unit="entry" rend="diagonal-rule"/>
         </div>
         
         <pb n="92" facs="Z148513804/00000092.jpg"/>
         
         <pb n="93" facs="Z148513804/00000093.jpg"/>
         
         <pb n="94" facs="Z148513804/00000094.jpg"/>
         
         <gap unit="pages" quantity="1" reason="sampling"/>
         <note type="editorial">Rückseite des Umschlags</note>
      
      </body>
      
   <back><xi:include xmlns:xi="http://www.w3.org/2001/XInclude" href="../Stellenkommentar/COM_1951.12.01-1951.12.31.xml" xpointer="inline_comment" xml:id="import_inline_comment">
                <xi:fallback>
                </xi:fallback>
            </xi:include></back></text>
</TEI>