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<title>Biographie zu Andreas Okopenko</title>
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<surname>Herberth</surname>
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<abbr>FWF</abbr>
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<date type="lastChanged">2018-12-05</date>
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<p>Born digital.</p>
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<head rend="h1">Biografie Andreas Okopenko</head>
<p>Andreas Okopenko wird am 15. März 1930 als Sohn eines ukrainischen Arztes, <ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/Porträt_Papa.jpg">Andrij
Fedorowitsch Okopenko</ref> (1874–1965), und einer österreichischen Mutter, <ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/Porträt_Mama.jpg">Vilma
Okopenko</ref> (Lebensdaten unbekannt), in Košice geboren. Der Vater muss wegen seines
Einsatzes für eine unabhängige Ukraine im selben Jahr seine Anstellung als Forstarzt in
Užhorod, der damaligen Hauptstadt der tschechoslowakischen Karpathoukraine, aufgeben und
findet einen ähnlichen Posten im slowakischen Erzgebirge in <ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/zu_Hause_Cierny_Balog.jpg">Čierny
Balog</ref>. Der Versuch, 1938 nach Užhorod zurückzukehren, misslingt und nach einer
kurzen Anstellung als Dorfarzt in Teresva sieht sich die Familie angesichts des Scheiterns
einer unabhängigen Karpathoukraine genötigt, 1939 nach Wien zu emigrieren, das der Vater
bereits aus früheren Jahren kannte. Seine damaligen Kontakte zu den Psychiatern Julius
Wagner-Jauregg und Otto Pötzl verschaffen ihm einen Posten als nachgeordneter Arzt an der
Psychiatrischen Klinik Am Steinhof. (vgl. <rs
ref="#Okopenko-Erinnerung_an_die_Hoffnung_Gesammel-2008">Okopenko, Erinnerung,
2008</rs>)</p>
<p>Wie auch <ref target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/Porträt_1941Sommer"
><ref target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/Pimpf_1940.jpg"
>Fotos</ref></ref> belegen, wird Okopenko mit 10 Jahren – wie die meisten seiner
Altersgenossen – in das Deutsche Jungvolk, eine Suborganisation der Hitlerjugend für
10-14-jährige Knaben, eingegliedert. Zweimal nimmt Okopenko an sogenannten <ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/Bellevue_KLV.jpg"><ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/KLV_Kämmchen_1944.jpg"
>Kinderlandverschickungslagern</ref></ref> teil, die einerseits zum Zwecke der Erholung
und des Schutzes der Jugend vor Luftangriffen dienen. Andererseits haben diese
Ferienaufenthalte auch das Ziel, die Jugend mit der Ideologie der Hitlerjugend zu
indoktrinieren und durch sportliche Übungen für den militärischen Einsatz vorzubereiten.</p>
<p>In der Zeit der Kinderlandverschickung beginnt Okopenko auch, intensiv Tagebuch zu führen.
Die Zeit der NS-Diktatur wird er etwa 40 Jahre später – u.a. auf der Grundlage seines
Tagebuchs – im "<rs ref="#Okopenko-Kindernazi_Roman-1984">Kindernazi</rs>" literarisch auf
eindrückliche Art und Weise verarbeiten.</p>
<p>Während des Krieges besucht Okopenko zunächst das Ottakringer Gymnasium. In den letzten
Kriegsmonaten ist allerdings an einen regulären Schulbesuch nicht mehr zu denken. <ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/19450326.jpg">Immer wieder werden
die Schüler von HJ-Führern zu Einsätzen abkommandiert oder der Unterricht fällt wegen
Luftangriffen aus.</ref> Etwa einen Monat nach Ende des Krieges erfolgt die Anmeldung im
Staatsgymnasium Wien XIII, Fichtnergasse, wo dem 15-Jährigen in Aussicht gestellt wird, die
6., 7. und 8. Klasse in einem Jahr zu absolvieren. Zur Überbrückung besucht Okopenko in den
Sommermonaten das Gymnasium in der Wenzgasse. <ref
target="assets/Themenkommentare/Themenkommentar Bio Aok/Ausspeisungskarte_Fichtnergasse.jpg"
>Schließlich wird Okopenko im Herbst 1945 in der 7. Klasse in der Fichtnergasse
aufgenommen, wie eine Ausspeisungskarte der Schule vom September 1945 anschaulich
belegt.</ref> 1947 legt Okopenko schließlich erfolgreich die Matura ab und gibt zudem mit
Kollegen eine Maturazeitung heraus. Das Interesse für Literatur, aber auch für chemische
Versuche ist bereits in der Schulzeit stark ausgeprägt.</p>
<p>Im Wintersemester 1947 nimmt Okopenko ein Chemiestudium an der Universität Wien auf.
<figure>
<graphic
url="assets/Themenkommentare/iiif/legitimation.jpg"
type="iiif"/>
<head>Studentenausweis A. Okopenko</head>
</figure> Die Inskription scheint anfangs aufgrund einer fehlenden Aufenthaltsbewilligung
nicht möglich zu sein. Okopenko ist zu diesem Zeitpunkt noch staatenlos und sucht erst im
Februar 1951 um die österreichische Staatsbürgerschaft an, die ihm schließlich <ref
target="#o:oko.tb-19510101-19511130?mode=p_287">am 21. September 1951 verliehen
wird</ref>.</p>
<p>1950 bricht Okopenko sein Chemiestudium zugunsten einer immer intensiver werdenden
literarischen Tätigkeit und der Aufnahme seiner Berufstätigkeit in der
Papierhandelsgesellschaft Lindner & Co. K.G. (PHG) ab. Erste literarische Versuche
erfolgten allerdings bereits in den letzten Kriegsjahren. Auch auf das Schreiben von
Gedichten und Kurzprosa erhalten wir durch die in den Tagebüchern der 1940er-Jahre
enthaltenen Erwähnungen von literarischen Entwürfen Hinweise.</p>
<p>Während seiner Studienzeit gibt Okopenko eine Zeitung unter dem bezeichnenden Titel "<rs
ref="#Okopenko-N2O-0000">N<hi rend="subscript">2</hi>O</rs>" – der chemischen Formel für
Lachgas – heraus. 1950 tritt er in die Redaktion der "<rs
ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege-0000">Neuen Wege</rs>" ein, vernetzt sich immer mehr in
literarischen Zirkeln und gründet 1951 seine eigene Literaturzeitung, die "<rs
ref="#Okopenko-publikationen_einer_wiener_gruppe_ju-0000">publikationen einer wiener
gruppe junger autoren</rs>", <ref target="#o:oko.com-literarische-netzwerke">die er selbst
bis 1953 herausgibt</ref>. <ref target="range(#Z148512605_q02a, #Z148512605_q02e)">Ab
Anfang 1950 spitzt sich die Diskrepanz zwischen Chemieleidenschaft und
Literaturbegeisterung immer mehr zu.</ref> Letztendlich obsiegt in diesem Zwiespalt die
Literatur.</p>
<p>Der Brotberuf eines Betriebsabrechners bleibt für Okopenko jedoch zunächst existentiell
notwendig, da er ab 1952 eine Schreibkrise durchmacht, die erst Anfang der 1960er-Jahre
überwunden wird. Bezeichnenderweise veröffentlicht Okopenko in dieser Zeit fast
ausschließlich in Zeitungen und Zeitschriften. Allein der Lyrikband "<rs
ref="#Okopenko-Grüner_November-1957">Grüner November</rs>" kommt im deutschen Piperverlag
1957 auf den Markt. Zahlreiche Gedichte, die bereits Anfang der 1950er-Jahre entstanden und
teilweise in Periodika publiziert wurden, sind dort versammelt.</p>
<p>Erst 1968 gibt Okopenko seine Tätigkeit als Betriebsabrechner auf und widmet sich fortan
ausschließlich dem Schreiben. 1967 hat er bereits mit dem Erzählband "Die Belege des Michael
Cetus" auf sich aufmerksam gemacht. Die Beschäftigung und Auswertung alter Tagebucheinträge
ist dabei schon ein konstitutives Moment seines literarischen Schaffens gewesen, allerdings
wird das dazu herangezogene Material sehr stark verfremdet.</p>
<p>Mit dem „Lexikon-Roman“ legt Okopenko 1970 eine experimentellere Prosa vor, in der
jeglicher Erzählzusammenhang durchkreuzt wird und in der die alphabetische Struktur des
Lexikons mit Verweisen zwischen den Lexikoneinträgen die Struktur vorgibt. Dieser Form des
Schreibens bleibt Okopenko auch mit den 1976 erstmals erschienenen "Meteoriten" treu,
etabliert dort jedoch zum ersten Mal explizit auch biographische Bezüge, indem er mit diesem
zweiten umfangreicheren Roman den Zeitgeist der 1950er-, 1960er- und 1970er-Jahre
miszellenartig einfangen wollte. Dem lyrischen Schaffen bleibt Okopenko jedoch über die
Jahre treu und prägt mit 1983 erstmals publizierten „Lockergedichten“ eine spezielle Art der
Spontanpoesie.</p>
<p>Eine Ehrung von offizieller Seite wird Okopenko erst relativ spät zuteil. Den Großen
Österreichischen Staatspreis für Literatur erhält er 1998. Die Aufnahme in den
Österreichischen Kunstsenat erfolgt ein Jahr später. Für sein lyrisches Schaffen erhält
Okopenko schließlich 2002 den renommierten Georg-Trakl-Preis der Stadt Salzburg.</p>
<p>Am 27. Juni 2010 stirbt Andreas Okopenko in Wien. Er ist auf dem Grinzinger Friedhof in
einem ehrenhalber gewidmeten Grab bestattet.</p>
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