TB_1950.03.01-1950.03.31.xml

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-17">
                <dateline>Freitag, <date when-iso="1950-03-17">17. März</date>:</dateline>
                <p>Wieder Frühlingstag, diese Tage sind die
                    <lb/>schönsten!</p>
                <p>Später auf. Zu <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Kuffner_Friedrich" type="person">Kuffner</rs></rs> in die Vorlesung.
                    <lb/>Dann spazieren gegangen in <rs ref="#Wien_Währing" type="place" subtype="visited">Währing</rs>, ins
                    <lb/><rs ref="#Studio_Hochschulen" type="org" subtype="visited">Studio der Hochschulen</rs>, wo seinerzeit mein
                    <lb/>"<rs ref="#Okopenko-Problemschuster-0000" type="work" subtype="written">Problemschuster</rs>" abgelehnt w<subst><del rend="overwritten">u</del><add place="across">o</add></subst>rden war,
                    <lb/>gesetzt. Ich hängte mein Gedicht "<rs ref="#Okopenko-Zeitkrankheit-0000" type="work" subtype="written">Die
                    <lb/>Zeitkrankheit</rs>" dort an einem Nagel auf,
                    <lb/>als Manifestation. </p>
                <p>Ich ging bald wieder, kam aber noch viel
                    <lb/>zu <subst><del rend="overwritten">F</del><add place="across">f</add></subst>rüh in die <rs ref="#Universität" type="org" subtype="visited">Institute</rs>, setzte mich des-<lb break="no"/>halb ins <rs ref="#Universität_Institut_Physikalisch" type="org" subtype="visited">Physikalische</rs> und dichtete dort
                <lb/>nach einem Eindruck von meinem <rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="person">Pol</rs>-Besuch
                <lb/>von unlängst "<rs ref="#Okopenko-Die_Abgegriffene-0000" type="work" subtype="written">Die Abgegriffene</rs>", wo mir
                <lb/>merkwürdige Bilder hineinrutschten.</p>

                <pb n="36" facs="Z148512708/00000036.jpg"/>

                <pb n="37" facs="Z148512708/00000037.jpg"/>

                <p>Schliesslich las ich, dass <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="mentioned"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs> ent-<lb break="no"/>fallen war, und begann im <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Halbmikro-<lb break="no"/>kloster</rs> zu arbeiten. /4. Substanz./</p>
                <p>Wird diese Bestimmung falsch?</p>
                <p><rs ref="#Bodo" type="person">Bodo</rs> brachte ich heute zum Diskutieren.
                    <lb/>Ihm ist furchtbar langweilig hier, er
                    <lb/>möchte viel lieber schon an der Industrie
                    <lb/>sein. - <anchor xml:id="Z148512708_t09a"/>Alles Surreale ist ihm verhasst,
                    <lb/>wie der Mehrzahl der Halbgebildeten,
                    <lb/>also der Akademiker.<anchor xml:id="Z148512708_t09e"/> Ueber "Ausgestal-<lb break="no"/>tung" der Mädchen gesprochen. Er ist
                    <lb/>gegen die Modetorheiten. Leider besagt
                    <lb/>das nicht viel: er lehnt alles Unsolide
                    <lb/>ab. Er ist ein Bürger; im übrigen ist er
                    <lb/>ein guter Mensch, dürfte auch in den
                    <lb/>Dingen des Geschlechts anständig sein;
                    <lb/>die <rs ref="#Himbeerrote" type="person">Himbeerrote</rs> hält er wie ich für
                    <lb/>ein harmloses Mädchen; dass sie auf
                    <lb/>mich s<subst><del rend="overwritten">i</del><add place="across">o</add></subst> eine verheerende Wirkung ausübt,
                    <lb/>habe ich ihm nicht erzählt; ich weiss,
                    <lb/>an der bin ich schuld und nicht das
                    <lb/>Mädchen, die, ahnungslos <subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">d</add></subst>arüber, mit ihrem
                    <lb/>einen Burschen geht, wie wir sehen.</p>
                <p>Das habe ich schon damals festgestellt,
                    <lb/>dass sie immer mit einem Burschen, einem
                    <lb/>ziemlich breitgebauten aus dem I. chem.,
                    <lb/>ist; in jeder Vorlesung. Ich weiss
                    <lb/>in Wirklichkeit genau, dass das kein
                    <lb/>Mädchen für mich wäre; mein Instinkt
                    <lb/>hat nie gesagt "das wäre etwas"; auch
                    <lb/>ist sie besetzt und letztlich Chemikerin.
                    <lb/>Unsere Chemikerinnen sind besser in der Arbeit
                    <lb/>als die Burschen. Jedem, der das
                    <lb/>nicht glaubt und was anderes sagt, wische
                    <lb/>ich das gleich. Aber ich persönlich
                    <lb/>möchte ein Mädchen aus einem gänzlich
                    <lb/>chemiefernen Kreis. Ueber all das habe
                    <lb/>ich freilich mit dem "guten <rs ref="#Bodo" type="person">Bod<subst><del rend="overwritten">e</del><add place="across">o</add></subst></rs>" /wie
                    <lb/>ihn <rs ref="#Kuffner_Friedrich" type="person">Kuffner</rs> neulich hänselte/ nicht
                    <lb/>gesprochen. Das fiel mir nur gerade ein.</p>
                <note place="upper-right-corner" hand="#handwritten" style="transform:rotateZ(+45deg)"><date when-iso="1950-03-17">17.3.50</date>
                    <lb/>=2=</note>

                <pb n="38" facs="Z148512708/00000038.jpg"/>

                <pb n="39" facs="Z148512708/00000039.jpg"/>

                <p>Heute früh hatte ich in Erwiderung
                    <lb/>auf einen <rs type="work" subtype="referred">Artikel</rs>, den eine <rs ref="#Rauch_Margarete" type="person">Margarete
                        <lb/>L.-Rauch</rs> über die "<rs ref="#Rauch-Polarität_der_Geschlechter-0000" type="work" subtype="read">Polarität der
                        <lb/>Geschlechter</rs>" geschrieben und bei den
                        <lb/><rs ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege-0000" type="work" subtype="referred">NW</rs> eingereicht hatte, eine Polemik,
                        <lb/>das "<rs ref="#Okopenko-Unpolares_Liebeslied-0000" type="work" subtype="written">unpolare Liebeslied</rs>" geschrieben.
                        <lb/>Es sind eigentlich die Ideen, die mich
                        <lb/>zum Widerspruch seit je ver<add place="inline">l</add>eitet haben,
                        <lb/>an den Fingern abzuzählen. Im <date when-iso="1947">47-er</date> Jahr
                        <lb/>oder wann die <rs ref="#Huch_Ricarda" type="person">Ricarda Huch</rs>, heute <rs ref="#Rauch_Margarete" type="person">Gretl Rauch</rs>.</p>
                    <lg><l><rs ref="#Okopenko-Wir_sind_beide_Tag_-0000" type="work" subtype="written">Wir sind beide Tag.</rs></l>
                        <l>Wir sind beide Nacht.</l>
                        <l>Wir sind dieselbe Strasse.</l>
                    </lg>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-18" subtype="print">
                <dateline>Samstag, <date when-iso="1950-03-18">18. März</date>:</dateline>
                <anchor xml:id="Z148512708_t10a"/><p>Ich schrieb früh <rs ref="#Okopenko-Mädchen-0000" type="work" subtype="written">Assoziationen</rs> nieder,
                        <lb/>die mich seit längsten Zeiten bestimmt
                        <lb/>hatten. Mädchen in Verbindung mit
                        <lb/>Buchstaben sind es: Etwa Lore, Louise,
                        <lb/>Lotte bilden eine Gruppe, die ich mit
                        <lb/>de<subst><del rend="overwritten">n</del><add place="across">r</add></subst> <subst><del rend="overwritten">S</del><add place="across">V</add></subst>orstellung in Verbindung bringe:
                        <lb/>Ein Mädchen ist vom Tollen müde und
                        <lb/>von der schwülen Sommerluft. /"L"/
                    <lb/><subst><del rend="strikethrough" hand="#handwritten">Ebenso</del><add place="margin-left" hand="#handwritten"><hi rend="print-writing">Analoges</hi></add></subst> mit M, K und so fort. Nachdem ich
                        <lb/>ein S gleichsam abschliessend aufge-<lb break="no"/>schrieben hatte, kamen "Andere Mädchen",
                        <lb/>in nachteiligerem Lichte gesehene
                        <lb/><rs ref="#Okopenko-Mädchen-0000" type="work" subtype="written">Assoziationen</rs>, an die Reihe.</p>
                    <p>Hiebei muss nicht unbedingt der Anfangs-<lb break="no"/>buchstabe der Kennbuchstabe sein, sondern
                        <lb/>auch etwa ein hervorstehender Buchstabe
                        <lb/>kann es sein. Dies alles habe ich nicht
                        <lb/>gedichtet, auch nicht einem Einfall
                        <lb/>folgend von mir gegeben, sondern aus
                        <lb/>längst bekannten Tiefen heraufgeschöpft.
                    </p><anchor xml:id="Z148512708_t10e"/>
                <note place="upper-right-corner" hand="#handwritten" style="transform:rotateZ(+45deg)"><date when-iso="1950-03-17">17.3.50</date>
               <lb/>=3=</note>

                <pb n="40" facs="Z148512708/00000040.jpg"/>

                <pb n="41" facs="Z148512708/00000041.jpg"/>

                <anchor xml:id="Z148512708_t11a"/><p>Ich ging zu <rs ref="#Wien_Artmann" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs></rs> zeitig nachmittags.
                    <lb/>Ich liess ihn meine <rs ref="#Okopenko-Mädchen-0000" type="work" subtype="written">Mädchen-Buchstaben</rs>
                    <lb/>oder <rs ref="#Okopenko-Mädchen-0000" type="work" subtype="written">Buchstaben-Mädchen</rs>, wie man will,
                    <lb/>lesen. Er las, erstarrte, besann sich, las
                    <lb/>weiter, und als er zu Ende war, konnte er
                    <lb/>einen Augenblick nicht sprechen, dann
                    <lb/>nannte er mich einen führenden Surrea-<lb break="no"/>listen; er war richtig ergriffen, dass
                    <lb/>ein anderer, vor allem <hi rend="wide-spaced">ich</hi>, mich
                    <lb/>seinem Kampf um das Surreale anschloss.
                    <lb/>Er zählt mich von heute an zu denen w<subst><del rend="overwritten">j</del><add place="across">i</add></subst>e
                    <lb/><rs ref="#Eluard_Paul" type="person">Eluard</rs> und <rs ref="#Mayröcker_Friederike" type="person">M<subst><del rend="overwritten">e</del><add place="across" hand="#handwritten">a</add></subst>yröcker</rs> und spricht davon,
                    <lb/>dass man aus meinen solchen <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Gedichten</rs>
                    <lb/><subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="9" reason="illegible"/></del><add place="across">unleugbar</add></subst> das Mitteleuropäische heraus-<lb break="no"/>liest, und darauf kommt es an, wenn wir
                    <lb/>einen selbstä<subst><del rend="overwritten">m</del><add place="across">n</add></subst>digen Surrealismus wollen.
                    <lb/>Die Nachahmung des Surrealismus ist
                    <lb/>gar nichts, denn seine Kraft kommt nicht
                    <lb/>aus einer Form, die noch nachgeahmt werde<add place="inline">n</add>
                    <lb/>kann, sondern aus der Schöpfungs<subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">k</add></subst>raft
                    <lb/>des Unterbewussten.</p><anchor xml:id="Z148512708_t11e"/>
                <p>Ich lieh mi<subst><del rend="erasure">ch</del><add place="across">r </add></subst><rs ref="#Klabund" type="person">Klabunds</rs> "<rs ref="#Klabund-Marietta-0000" type="work" subtype="referred"><rs ref="#Marietta_fiktiv" type="person">Marietta</rs></rs>" aus.
                    <lb/>Ein höchst anregender und zielweisender <lb/>Tag.</p>
                <p>Am Rückweg sah ich <rs ref="#Marie" type="person">Trudscherl</rs>, die
                    <lb/>an Veilchen roch. Ich schob es auf
                    <lb/>den Frühling statt auf Koketterie,
                    <lb/>und war so zufriedener.</p>
                <p>Frühling ist ja alles ringsherum.</p>
                <p><rs ref="#Blaszer_Luise" type="person">Tante</rs> war da, ich las ihr einiges vor,
                    <lb/>mein "<rs ref="#Okopenko-Unpolares_Liebeslied-0000" type="work" subtype="written">unpolares</rs>" und die "<rs ref="#Okopenko-Die_Abgegriffene-0000" type="work" subtype="written">Abgegriffene</rs>"
                    <lb/>hat sie in meiner Abwesenheit gelesen,
                    <lb/>und sie haben ihr sehr gut gefallen.
                    <lb/>Ich las <rs ref="#Eliot_Thomas_Stearns" type="work" subtype="read"><rs ref="#Eliot_Thomas_Stearns" type="person">Eliot</rs></rs> und gleich <rs ref="#Klabund-Marietta-0000" type="work" subtype="read"><rs ref="#Klabund" type="person">Klabund</rs></rs> vor.
                    <lb/>Es ist ein begeist<subst><del rend="overwritten">r</del><add place="across">e</add></subst>rter Tag.</p>
                <note place="upper-right-corner" hand="#handwritten" style="transform:rotateZ(+45deg)"><date when-iso="1950-03-18">18.3.50</date>
                    <lb/>=2=</note>
            </div>

            <pb n="42" facs="Z148512708/00000042.jpg"/>

            <pb n="43" facs="Z148512708/00000043.jpg"/>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-19">
                <dateline>Sonntag, <date when-iso="1950-03-19">19. März</date>:</dateline>
                <p>Ein schöner Frühlingstag!</p>
                <p>Vormittags schrieb ich <choice><sic>beimoffenen</sic><corr type="correction">beim offenen</corr></choice>
                    <lb/><choice><sic>Fesnter</sic><corr type="correction">Fenster</corr></choice> auf der Maschine, und zwar
                    <lb/>das "<rs ref="#Okopenko-Das_Lied_mit_der_unkeuschen_Zeile-0000" type="work" subtype="written">Lied mit der unkeuschen Zeile</rs>”
                    <lb/>und das "<rs ref="#Okopenko-School_girl_Edith-0000" type="work" subtype="written">School girl <rs ref="#Edith_fiktiv" type="person">Edith</rs></rs>". Gestern
                    <lb/>bei <rs ref="#Wien_Artmann" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs></rs> war mir ein Mädchen, das
                    <lb/>durch die <rs ref="#Wien_Kienmayergasse" type="place" subtype="visited">Kienmayrgasse</rs> ging, aufgefallen.
                    <lb/><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs> hatte dieses Mädchen gekannt,
                    <lb/>wie er mir sogleich überrascht erzählte.
                    <lb/>Es war eine sonderbare Geschichte <subst><del rend="overwritten">f</del><add place="across">d</add></subst>amit.
                    <lb/>Zu der Zeit lasen wir in <rs ref="#Eliot_Thomas_Stearns" type="work" subtype="read"><rs ref="#Eliot_Thomas_Stearns" type="person">Eliot</rs></rs>, und <rs ref="#Artmann_Patrick" type="person">sein
                    <lb/>Sohn</rs> bohrte fleissig Nase.</p>
                <p>Nachmittag kam zeitig <rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="person">Pol</rs> und las mir
                    <lb/><rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="work" subtype="read">Gedichte</rs> von sich vor, was ich <choice><sic>erwieder-<lb break="no"/>te</sic><corr type="correction">erwiderte</corr></choice>. Inzwischen kam ein verschrobener früh.
                    <lb/>slow. Pfleger von <rs ref="#Steinhof_Anstalt" type="org" subtype="mentioned">Steinhof</rs> zu Besuch aus
                    <lb/>der <rs ref="#Slowakei" type="place" subtype="mentioned">Slowakei</rs>. Er erzählte Abenteuer,
                    <lb/>hatte andere<del rend="erasure">n</del> Augen als zuvor und
                    <lb/>kündigte an, er werde uns öfter besuchen,
                    <lb/>um mit uns "Mensch-ärgere-dich-nicht"
                    <lb/>zu spielen, und man müsse auf Gott
                    <lb/>vertrauen, dann werde alles gut werden.</p>
                <anchor xml:id="Z148512708_t12a"/><p>Mit <rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="person">Pol</rs> ging ich noch spazieren, und wir
                    <lb/>sprachen über hundert Dinge. Seine Leit-<lb break="no"/>linie ist das "den-Dingen-gegenüber",
                    <lb/>während ich ein <rs ref="#Whitman_Walt" type="person">Whitman</rs>-ähnliches
                    <lb/>Gefühl der Allverbundenheit habe.</p>
                <p>Er legt seine Trauer in das "Unerbitt-<lb break="no"/>liche", ich in d<subst><del rend="overwritten">as</del><add place="across">ie</add></subst> abwendbaren Misstände.<anchor xml:id="Z148512708_t12e"/>
                    <lb/><anchor xml:id="Z148512708_c02a"/>Ich fand <rs ref="#Okopenko-Greguerias-0000" type="work" subtype="written">Greguerias</rs>, z.B. "<quote source="#Okopenko-Greguerias-0000">Der Orion ist
                    <lb/>kein Sternbild, er ist eine Masche, die
                    <lb/>man sich um den Hals bindet</quote>", "<quote source="#Okopenko-Greguerias-0000">Ich
                    <lb/>verbringe meine liebste Zeit zwischen
                        <lb/>Gedankenstrichen</quote>" usw.<anchor xml:id="Z148512708_c02e"/> Ein Spaziergang
                    <lb/>mit <rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="person">Pol</rs> müsste einmal sehr anregend sein.
                    <lb/>Ich komme mir vor wie ein Eichhör<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">n</add></subst>chen<subst><del rend="erasure">,</del><add place="across">.</add></subst>
                    <lb/><subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="14" reason="illegible"/></del><add place="across">Hoch angeregt</add></subst> <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">nach Hause</rs> gekommen.</p>
            </div>

            <pb n="44" facs="Z148512708/00000044.jpg"/>

            <pb n="45" facs="Z148512708/00000045.jpg"/>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-20">
                <dateline>Montag, <date when-iso="1950-03-20">20. März</date>:</dateline>
                <p>Auch heute nicht zu zeitig auf,
                    <lb/>dann aber gleich ins <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs> gefahren.
                    <lb/><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Kuffner_Friedrich" type="person">Kuffner</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs> und <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>.</p>
                <p>Im <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Praktikum</rs>: Die 4. Substanz stimmt nicht<supplied reason="border">.</supplied>
                    <lb/>Neue Füllung notwendig.</p>
                <p>Ich zerbrach mir, während ich auf die
                    <lb/><rs ref="#Wien_Währinger_Straße" type="place" subtype="visited">Währinger Strasse</rs> herabsah vom Labor-<lb break="no"/>fenster aus, den Kopf über das Wesen der
                    <lb/><hi rend="wide-spaced">Schönheit</hi>.</p>
                <p>Endlich gab ich den Schlüssel der <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">HMG</rs>
                    <lb/>für heute bei <rs ref="#Bilek" type="person">Bilek</rs> ab und machte mich
                    <lb/><rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">heim</rs>. /Es war diesmal spät/.</p>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-21" subtype="print">
                <dateline>Dienstag, <date when-iso="1950-03-21">21. März</date>:
                   <lb/>Heute ist Frühlingsbeginn.</dateline>
                <p>Eine sehr interessante <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs></rs>-Vorlesung. <lb/>Ich wollte um jeden Preis ein <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Gedicht</rs>
                    <lb/>schreiben, aber trotz der eigentümlichen <lb/>Frühlingsstimmung und trotz
                    der <rs ref="#Himbeerrote" type="person">Himbeer-<lb break="no"/>roten</rs>, die in der <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs></rs>vorlesung war, und <lb/>trotz de<subst>
                        <del rend="overwritten">s</del>
                        <add place="across" hand="#handwritten">m</add>
                    </subst> latenten Fluidum<del rend="strikethrough" hand="#handwritten">s</del>
                    in mir <lb/>realisierte sich nichts.</p>
                <p>Ich ging hinter den <rs ref="#Universität" type="org" subtype="visited">Instituten</rs>, durch
                    <lb/>die <rs ref="#Wien_Liechtensteinstraße" type="place" subtype="visited">Liechtensteinstrasse</rs> zum <rs ref="#Studio_Hochschulen" type="org" subtype="visited">Studio der
                    <lb/>Hochschulen</rs> in der <rs ref="#Wien_Kolingasse" type="place" subtype="visited">Kolingasse</rs>, wo ich
                    <lb/>mein <rs ref="#Okopenko-Zeitkrankheit-0000" type="work" subtype="written">Eidechsengedicht</rs> nicht mehr an der
                    <lb/>Wand vorfand.</p>
                <p><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>.</p>
                <anchor xml:id="Z148512708_t13a"/><p>Aber Nachmittag tat ich nichts im
                    <lb/><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs>, sondern fuhr zeitig zu
                    <lb/><rs ref="#Wien_Artmann" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs></rs>. Die Charakteristiken unserer
                    <lb/>Autoren in <anchor xml:id="Z148512708_c05a"/>gregueresker Form<anchor xml:id="Z148512708_c05e"/> fielen<del rend="erasure">:</del>
                    <lb/>mir unterwegs, im herrlichen Frühlings-<lb break="no"/>wetter, ein. Mein Surrealismus ist zum
                    <lb/>Unterschied von dem der Franzosen
                    <lb/>unparfumiert wie auch unverwest.</p>
                <p>Bei <rs ref="#Wien_Artmann" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs></rs> selbst sprachen wir sehr
                    <lb/>interessant über Typen /Hund, Katze,
                    <lb/>Vogel, Rind/, dann gingen wir <subst><del rend="overwritten">dem</del><add place="across">zum</add></subst>

                    <pb n="46" facs="Z148512708/00000046.jpg"/>

                    <pb n="47" facs="Z148512708/00000047.jpg"/>

                    <rs ref="#Wien_Schuhmeierplatz" type="place" subtype="visited">Schuhmeierplatz</rs> hinunter und fuhren in die
                    <lb/><rs ref="#Redaktion_Neue_Wege" type="org" subtype="visited">Neuen Wege</rs>.</p>
                <p>Dort bekam ich diesmal keine <rs type="work" subtype="referred">Prosa</rs>.</p>
                <p><rs ref="#Cap_Otto" type="person">Cap</rs>, <rs ref="#Sokol_Gertrud" type="person">Sokol</rs>, <rs ref="#Altmann_René" type="person">Altmann</rs>, <rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="person">Polakovics</rs>, <rs ref="#Kein_Ernst" type="person">Kein</rs> usw.
                    <lb/>kamen. <rs ref="#Sokol_Gertrud" type="person">Sokol</rs> scheint Minderwertigkeits-<lb break="no"/>komplexe zu haben. Ich redete ihr zu, zu
                    <lb/><hi rend="wide-spaced">ihrer</hi> Art <subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="6" reason="illegible"/></del><add place="across">zurück</add></subst>zufinden, anstatt den
                    <lb/>Leuten, die ihr gesagt hatten, sie solle
                    <lb/>weniger persönlich werden /!/, zu folgen
                    <lb/>und miese <rs ref="#Sokol_Gertrud" type="work" subtype="referred">Gedichte</rs> mit der Moral am Schluss
                    <lb/>oder ebensolche <rs ref="#Sokol_Gertrud" type="work" subtype="referred">Märchen</rs> zu schreiben;
                    <lb/>solange sie solche schreibt, müssen wir sie
                    <lb/>freilich ablehnen.</p>
                <p>Wir <anchor xml:id="Z148512708_c06a"/>greguerisierten<anchor xml:id="Z148512708_c06e"/> und blödelten viel
                    <lb/>nach der Sitzung.</p><anchor xml:id="Z148512708_t13e"/>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-22">
                <dateline>Mittwoch, <date when-iso="1950-03-22">22. März</date>:</dateline>
                <p>Später aufgestanden, <rs ref="#Konsum" type="org" subtype="visited">Konsum</rs>weg, dann ins
                    <lb/><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs> gefahren.</p>
                <p>Früh ist es jetzt immer kühl, auch trüber.
                    <lb/>Dann wird es wieder frühlingshaft.</p>
                <p>Im <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs> die Geräte gereinigt. Es ist
                    <lb/>bei dieser Sauerei schwer<subst><add hand="#handwritten" place="inline">,</add> <del rend="overwritten">zu</del><add place="across">ex</add></subst>akt zu
                    <lb/>arbeiten.</p>
                <p><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>.</p>
                <p>Nachmittag wieder analysiert /4. Substanz/.</p>
                <p>Wie auch gestern, keine Angriffspunkte
                    <lb/>für Dichtung. Dennoch ist die Stimmung
                    <lb/>immer noch etwas angeregt. Das offene
                    <lb/>Fenster <subst><del rend="overwritten">in</del><add place="across">über</add></subst> <rs ref="#Wien_Währing" type="place" subtype="visited">Währing</rs> ist so angenehm und
                    <lb/>bringt viel Reiz in die <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Halbmikrogemein-<lb break="no"/>schaft</rs>. Arbeitet man unter den Bedingungen
                    <lb/>wie jetzt längere Zeit in dieser Abge-<lb break="no"/>schlossenheit, so wird man ein Sonderling.
                    <lb/>Die 4. Bestimmung gemacht. Spät erst <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">heim</rs>.</p>
              </div>

            <pb n="48" facs="Z148512708/00000048.jpg"/>

            <pb n="49" facs="Z148512708/00000049.jpg"/>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-23">
                <dateline>Donnerstag, <date when-iso="1950-03-23">23. März</date>:</dateline>
                <p>Gleich in der Früh blauer Himmel.</p>
                <p>Zeitig in die <rs ref="#Universität" type="org" subtype="visited">Uni</rs> gefahren, wegen der
                    <lb/><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs></rs>vorlesung. Jetzt wird ein kurzer
                    <lb/>Ueberblick über die Wellenmechanik,
                    <lb/>dann über die einzelnen Atombindungen
                    <lb/>gegeben. Es ist das erstemal so klar,
                    <lb/><rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs> ist wirklich der beste Systema<subst><del rend="overwritten">ik</del><add place="across">ti</add></subst>ker
                    <lb/>des Hauses.</p>
                <p>Die 4. Substanz ist wieder falsch! <figure><figDesc>Stimmungskurve</figDesc></figure></p>
                <p><add hand="#handwritten">(</add>Stimmung absinkend<add hand="#handwritten">)</add></p>
                <p><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>.</p>
                <p>Nm. zu <rs ref="#Wien_Artmann" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs></rs> gefahren. Der war nicht
                    <lb/><rs ref="#Wien_Artmann" type="place" subtype="visited">daheim</rs>, aber ich bekam einige <rs type="work" subtype="referred">Manuskripte</rs>
                    <lb/>zu rezensieren. Platzregen.</p>
                <p><rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">Daheim</rs> rezensierte ich fleissig.</p>
                <p>T<subst><del rend="overwritten">y</del><add place="across">a</add></subst>nte <rs ref="#Pobisch_Fini" type="person">Fini</rs> besuchte uns.</p>
                <p>Ich versuchte zu schreiben, wurde auch
                    <lb/>durch die eigene Stimmung drau<subst><del rend="overwritten">u</del><add place="across">s</add></subst>sen und
                    <lb/>durch einen der <rs type="work" subtype="read">Prosabeiträge</rs>, die ich
                    <lb/>zu rez. hatte, angeregt, aber alles zer-<lb break="no"/>flatterte irgendwie.</p>
                <anchor xml:id="Z148512708_t14a"/><p>Ich bekam Skrupel über den Surrealismus.</p><anchor xml:id="Z148512708_t14e"/>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-24">
                <dateline>Freitag, <date when-iso="1950-03-24">24. März</date>:</dateline>
                <p>Frühlingswetter. Ich versuchte ein
                    <lb/><rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Gedicht</rs> anzugehen, fuhr aber dann gleich
                    <lb/>ins <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs>.</p>
                <p><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Kuffner_Friedrich" type="person">Kuffner</rs></rs> hielt wieder seine Vorlesung
                    <lb/>in rasendem Tempo.</p>
                <p>Mit <rs ref="#Springer" type="person">S<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">p</add></subst>ringer</rs> plauderte ic<subst><del rend="overwritten">n</del><add place="across" hand="#handwritten">h</add></subst> vormittags.
                    <lb/><rs ref="#Springer" type="person">Springer</rs> ist eine Erinnerung an ver-<lb break="no"/>gangene Jahre. Vielleicht ödere Jahre?
                    <lb/>Besser: einzelne öde Perioden, Tage.
                    <lb/><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs> Elektrochemie, heute auch viel Stoff.

          <pb n="50" facs="Z148512708/00000050.jpg"/>

          <pb n="51" facs="Z148512708/00000051.jpg"/>
                    Mir fällt ein, dass die sogenannten
                    <lb/>"öden" Perioden oder Tage meines
                    <lb/>Lebens alle hinterher ein starkes
                    <lb/>Fluidum seltsam erregender Art hinter-<lb break="no"/>lassen, und so gl<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">a</add></subst>ube ich, dass man,
                    <lb/>wenn man ganz streng ist, von keiner
                    <lb/>Oedheit in meinem Leben überhaupt
                    <lb/>sprechen kann. Alles heute Unerreichte,
                    <lb/>also jedes Nichtrealisieren eines
                    <lb/>latenten Hochzustandes ist, wie sich
                    <lb/>nachträglich herausstell<subst><del rend="overwritten">e</del><add place="across">t</add></subst>, ein Auf-<lb break="no"/>speichern.</p>
                    <p>Der Apparat /der Verbrennungsofen/
                        <lb/>ist ganz mit Kohlens<subst><del rend="overwritten">r</del><add place="across">t</add></subst>off verklebt,
                        <lb/>der nicht wegzuglühen geht.</p>
                    <p>Zeitig <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">heim</rs>gefahren; <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">zu Hause</rs> wurde
                        <lb/>es ganz gemütlich. Ich verplauderte
                        <lb/>mich und las in alten schriftstelleri-<lb break="no"/>schen <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Mappen</rs> von mir, was aufschluss-<lb break="no"/>reich ist von Zeit zu Zeit.</p>
                    <p>Bis Abends stellte sich so immer mehr
                        <lb/>Stimmung ein.</p>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-25">
                <dateline>Samstag, <date when-iso="1950-03-25">25. März</date>:</dateline>
                <p>Regenwetter. Im Bett dichtete ich
                        <lb/>nach meinem gestrigen <subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="7" reason="illegible"/></del><add place="across" hand="#handwritten">Einfall</add></subst> das
                        <lb/>"<rs ref="#Okopenko-Nicht-etwa-Lied-0000" type="work" subtype="written">Nicht-etwa-Lied</rs>". Anschliessend
                        <lb/>nach einer Beobachtung und einem Gefühl
                        <lb/>von unlängst die selbstkritischen
                        <lb/>"<rs ref="#Okopenko-Reflexionen_angesichts_eines_Heuwage-0000" type="work" subtype="written">Reflexionen angesichts eines Heuwagens</rs>"
                        <lb/>- <anchor xml:id="Z148512708_t15a"/>ich verwarne mich oder warne mich
                        <lb/>wenigstens vor den Folgen eines Nac<subst><del rend="overwritten">g</del><add place="across">h</add></subst>-<lb break="no"/>gebens vor der surrealistischen <hi rend="wide-spaced">Mode</hi>.</p><anchor xml:id="Z148512708_t15e"/>
                <p><rs ref="#Konsum" type="org" subtype="visited">Konsum</rs>weg und andere Arbeiten fürs <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">Haus</rs>.
                        <lb/>Haarschneiden. Reinschriften.</p>
                    <p>Nachmittag eine meiner üblichen
                        <lb/>Plaudereien über <rs ref="#Eliot_Thomas_Stearns" type="person">Eliot</rs>. Im <choice><abbr>T</abbr><expan>Tagebuch</expan></choice><hi rend="subscript">49</hi>, dem
                        <lb/>Tagebuch vom vorigen Jahr, gelesen.</p>
                    <p><rs ref="#Blaszer_Luise" type="person">Tante</rs> kam dann.</p>

                <pb n="52" facs="Z148512708/00000052.jpg"/>

                <pb n="53" facs="Z148512708/00000053.jpg"/>

                <p>Ich stellte Ordnungen an, versuchte
                         <lb/>- einem Schnapseinfall folgend<del rend="erasure">e//</del> -
                         <lb/><rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Aquarell</rs> zu malen, es spielte ganz
                         <lb/>ange<subst><del rend="overwritten">m</del><add place="across">n</add></subst>ehmes Radio.</p>
                    <p>Abends las ich aus der <rs ref="#Goldscheider-Die_schönsten_Gedichte_der_Weltl-0000" type="work" subtype="read">Lyrik der
                        <lb/>Weltliteratur</rs> und plauderte dann
                        <lb/>über Stilrichtungen.</p>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-26">
                <dateline>Sonntag, <date when-iso="1950-03-26">26. März</date>:</dateline>
                <p>Zum Teil schöneres Wetter.</p>
                <p>Ich sah wieder <rs ref="#Marie" type="person">Trudscherl</rs>.</p>
                <p>Ich versuchte, aus einem Einfall
                    <lb/>etwas zu machen, aber es wurde hart-<lb break="no"/>näckig nichts daraus. /"<rs ref="#Okopenko-Am_Rande_neuerwachten_Grüns-0000" type="work" subtype="written">Am Rande
                    <lb/>neuerwachten Grüns .......</rs>"/</p>
                <p>Nach einem frühen Nachmittag voll
                    <lb/>Untätigkeit kam um drei Uhr <rs ref="#Polakovics_Friedrich" type="person">Pol</rs>.</p>
                <p>Mit ihm führte ich <rs ref="#Okopenko_Andreas #Polakovics_Friedrich" type="work" subtype="written">Rezensionen</rs> durch.
                    <lb/>Dann ging ich mit ihm noch s<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">p</add></subst>azieren.
                    <anchor xml:id="Z148512708_t16a"/><lb/><rs ref="#Wien_Polakovics" type="place" subtype="visited">Daheim</rs> bei ihm erhitzte ich mich
                    <lb/>über seine Verteidigung des Formalisten
                    <lb/><rs ref="#Eisenreich_Herbert" type="person">Eisenreich</rs>, dann kamen wir doch zu
                    <lb/>einer Aussprache. In Wahrheit will
                    <lb/>doch jeder dasselbe.</p><anchor xml:id="Z148512708_t16e"/>
                <p>Sehr anregender Tag wieder.</p>
                <p>Wetter: abgekühlt etwas.</p>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-27">
                <dateline>Montag, <date when-iso="1950-03-27">27. März</date>:</dateline>
                <p><rs ref="#Konsum" type="org" subtype="visited">Konsum</rs>weg. Dann ins <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs>.</p>
                <p>Dort <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Kuffner_Friedrich" type="person">Ku<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">f</add></subst>fner</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs> und <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>.</p>
                <p>Nm. während des <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Praktikums</rs> mit <rs ref="#Bodo" type="person"><subst><del rend="overwritten">b</del><add place="across">B</add></subst>odo</rs>
                    <lb/>diskutiert über "Schönheit und Aussage"
                    <lb/>/Sein immerhin origineller Vergleich
                    <lb/>mit der im Zorn ausgequetschten Zitrone,
                    <lb/>die ja auch trotz ihres Aussagegehaltes
                    <lb/>kein Kunstwerk darstelle./</p>
            </div>

            <pb n="54" facs="Z148512708/00000054.jpg"/>

            <pb n="55" facs="Z148512708/00000055.jpg"/>

            <div subtype="print"><floatingText corresp="#c_Z148512708_002">
                <body>
                    <div>
                    <dateline rend="align(right)"><handShift new="printed"/><rs ref="#Wien" type="place" subtype="visited">Wien</rs>, <hi hand="#unknown_typewritten"><date when-iso="1950-03-25">25. März 1950</date>.</hi></dateline>
                        <milestone unit="columnation" rend="columns(2)"/>
                        <p><rs ref="#RAVAG" type="org" subtype="mentioned"><address rend="align(center)">
                            <addrLine>Österr. Radioverkehrs A. G.</addrLine>
                            <addrLine>"RAVAG"</addrLine>
                            <addrLine>Wien, IV., Argentinierstraße 30a</addrLine>
                            <addrLine>Telephon U 45-5-50 Serie</addrLine></address></rs></p>
                        <p rend="align(center)">Betrifft: <hi hand="#unknown_typewritten">Literarische Abteilung</hi></p>
                        <p rend="align(center)">Wir ersuchen, dieses Zeichen in Ihrer Antwort
                            <lb/>unbedingt anzuführen</p>
                        <p rend="align(center)" hand="#unknown_typewritten"><rs ref="#Henz_Rudolf" type="person">He</rs>/Bo/Fi V 4163</p>
                        <cb/>
                        <p><handShift new="#unknown_typewritten"/><address>
                          <addrLine>Herrn</addrLine>
                            <addrLine><rs ref="#Okopenko_Andreas" type="person">Andreas <hi rend="wide-spaced">Okopenko</hi></rs></addrLine>
                            <addrLine><hi rend="align(right)"><hi rend="underline"><hi rend="wide-spaced">Wien</hi> XIV.,</hi></hi></addrLine>
                            <addrLine><rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="mentioned">Baumgartnerhöhe 1, <subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">A</add></subst> 1, 1.</rs></addrLine></address></p>
                      <milestone unit="columnation" rend="columns(1)"/>
                      <p rend="align(center)">Wir haben Ihre Einreichung</p>
                      <p rend="align(center)">(V 4163) "<rs ref="#Okopenko-Das_Lächeln_des_Asiaten-1949" type="work" subtype="written">Das Lächeln des Asiaten</rs>"</p>
                      <p>durch unser Lektorat prüfen lassen. Leider entsprach das
                          <lb/><rs ref="#Okopenko-Das_Lächeln_des_Asiaten-1949" type="work" subtype="written">Manuskript</rs> nicht unserer, an Arbeit dieser Art gestellter
                        <lb/>Voraussetzung. Aus diesem Grunde senden wir Ihnen das
                        <lb/><rs ref="#Okopenko-Das_Lächeln_des_Asiaten-1949" type="work" subtype="written">Manuskript</rs> in der Anlage mit bestem Dank wieder zu.</p>
                       <p rend="align(right)">Mit dem Ausdruck der vorzüglichsten Hochachtung</p>
                       <p rend="align(right)">für den öffentlichen Verwalter</p>
                       <p rend="align(right)">für das österr. Rundspruchwesen:</p>
                       <p rend="align(right)"><handShift new="unknown_handwritten"/></p>
                     <space unit="lines" quantity="5"/>
                     <p>1 Beilage.</p>

            <pb n="56" facs="Z148512708/00000056.jpg"/>

                    </div>
                </body>
              </floatingText>
            </div>

            <pb n="57" facs="Z148512708/00000057.jpg"/>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-28" subtype="print">
                <dateline>Dienstag, <date when-iso="1950-03-28">28. März</date>:</dateline>
                <p><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs>, <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>. Wie immer.
                    <lb/>Nachher <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">heim</rs> gekommen.</p>
                <p>Nachmittags um 17 Uhr in die <rs ref="#Redaktion_Neue_Wege" type="org" subtype="visited">Redaktion</rs>
                    <lb/>gefahren. Ich bekam vierzig Schilling
                    <lb/>ausgezahlt. Im <rs ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege_5003-1950" type="work" subtype="referred">Märzheft</rs> ist meine
                    <lb/>"<rs ref="#Okopenko-Die_blaue_Dissertation-1950" type="work" subtype="written">Blaue Dissertation</rs>" drin, die <add hand="#handwritten" place="inline">(</add>unlängst<add hand="#handwritten" place="inline">)</add>
                    <lb/>sofort einstimmig angenommen w<subst><del rend="overwritten">u</del><add place="across">o</add></subst>rden war.
                    <lb/><anchor xml:id="Z148512708_t17a"/><rs ref="#Artmann_Hans_Carl" type="person">Artmann</rs> hatte drei neue Autorinnen einge-<lb break="no"/>laden /<rs ref="#Diem_Helene" type="person">Diem</rs>, <rs ref="#Hauer_Elfriede" type="person">Hauer</rs>, <rs ref="#Matiasek_Liselotte" type="person">Matiasek</rs>/. Mit <rs ref="#Hauer_Elfriede" type="person">Hauer</rs>
                    <lb/>unterhielt ich mich, ihr gefielen ver-<lb break="no"/>schiedene <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Sachen</rs> von mir. <rs ref="#Matiasek_Liselotte" type="person">Matiasek</rs> sitzt
                    <lb/>irgend verschreckt, mit einem unwirschen
                    <lb/>Mund und wie ein grosses Mädel da.</p>
                <p><rs ref="#Diem_Helene" type="person">Diem</rs> wirkt wie ein Schulmädchen aus den
                    <lb/>Zwanzigerjahren, die modern sein wollte
                    <lb/>/Ins Gesicht geschnittenes Haar, farblos
                    <lb/>gepudert und ebenso geschminkt, sie dürfte
                    <lb/>die Allerjüngste sein und sieht aus wie
                    <lb/>eine romantisch und schlecht verstandene
                    <lb/>Psychoanalyse/.</p>
                <p>Die Einladung war freilich improvisiert.
                    <lb/><rs ref="#Hübel_Lore" type="person">Lore Hübel</rs>, eine vierte Eingeladene, deren
                    <lb/><rs ref="#Hübel_Lore" type="work" subtype="referred">Gedichte</rs> u<subst><del rend="overwritten">j</del><add place="across">n</add></subst>d vor allem <rs ref="#Hübel_Lore" type="work" subtype="referred"><subst><del rend="overwritten">N</del><add place="across">P</add></subst>rosastücke</rs> ich
                    <lb/>wegen ihrer In<subst><del rend="overwritten">i</del><add place="across">n</add></subst>igkeit liebe, kam nicht.
                    <lb/>Selbst <rs ref="#Sokol_Gertrud" type="person">Sokol</rs> war hier.</p>
                <p>Ein im ganzen äusserst anregender wieder
                    <lb/>Abend.</p><anchor xml:id="Z148512708_t17e"/>
                <figure><figDesc>Stimmungskurve</figDesc></figure>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-29">
                <dateline>Mittwoch, <date when-iso="1950-03-29">29. März</date>:</dateline>
                <p><rs ref="#Konsum" type="org" subtype="visited">Konsum</rs>.</p>
                <p>Im <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Institut</rs> vm. gearbeitet, unter ziemlich
                    <lb/>öden Eindrücken. Dann ging wieder <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehren-<lb break="no"/>haft</rs></rs> und <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs> an.</p>
                <p>Samstag sind wir <rs type="work" subtype="referred">Lyr<subst><del rend="overwritten">o</del><add place="across">i</add></subst>k</rs>-Rezensoren bei
                    <lb/>Frl. <rs ref="#Wien_Hauer" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Hauer_Elfriede" type="person">Hauer</rs></rs> eingeladen, wo wir die <rs ref="#Theater_der_Jugend-neue_wege_5004-1950" type="work" subtype="referred">April-<lb break="no"/>nummer</rs> selbständig zusammenstellen werden.</p>
            </div>

            <pb n="58" facs="Z148512708/00000058.jpg"/>

            <pb n="59" facs="Z148512708/00000059.jpg"/>

            <div><floatingText corresp="#note_Z148512708_005">
                <body>
                    <div>
                        <note place="upper-right-corner"><handShift new="#handwritten"/><hi rend="underline"><date when-iso="1950-03-29">29 3 50</date>:</hi></note>
                    <p>Ich erlebe unter der Woche
                        <lb/><del rend="strikethrough">im</del> zur Laboratoriumszeit
                        <lb/><subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="2" reason="illegible"/></del><add place="across">im</add></subst> <rs ref="#Universität_Labor" type="org" subtype="visited">Labor</rs> und auf dem
                        <lb/>eiligen Stadtweg
                        <lb/>mein eigenes <rs ref="#Boston" type="place" subtype="mentioned">Boston</rs>.
                        <lb/>Aber die Freizeit im
                        <lb/>Westen <rs ref="#Wien" type="place" subtype="visited">Wiens</rs>, die
                        <lb/>anregenden Gespräche
                        <lb/>und die Beschäftigung
                        <lb/>mit der Kunst läßt
                        <lb/>mich andererseits eine
                        <lb/>dauernde Idylle
                        <lb/>erleben.</p>
                    <p>So sind auch
                        <lb/>meine <rs ref="#Okopenko_Andreas" type="work" subtype="written">Gedichte</rs>.</p>

                        <pb n="60" facs="Z148512708/00000060.jpg"/>

                        <p>Die <add place="above"><hi rend="underline">Bostoner</hi></add> Mädchen, die ich
                            <lb/>sehe, können <del rend="strikethrough">mich nicht</del>
                            <lb/>d<subst><del rend="overwritten">ie</del><add place="across">en</add></subst> Bostoner Eindruck
                            <lb/>nicht mindern. Sie
                            <lb/>sind wie grelle Rostschutzfarben in
                            <lb/>einer <del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="2" reason="illegible"/></del> Fabrik,
                            <lb/>schreiend und doch
                            <lb/>nicht auflockernd
                            <lb/>(lebendig machend).</p>
                        </div>
                     </body>
                </floatingText>
            </div>

            <pb n="61" facs="Z148512708/00000061.jpg"/>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-30">
                <dateline>Donnerstag, <date when-iso="1950-03-30">30. März</date>:</dateline>
                    <p>Die ganzen Täge schön, blau, aber ziemlich
                        <lb/>kühl.</p>
                <p>Früh fuhr ich in die <rs ref="#Universität" type="org" subtype="visited">Uni</rs> und traf wieder
                    <lb/><rs ref="#Pribil_Ali" type="person">Ali Pribil</rs>, der mit seiner Mathematik-<lb break="no" rend="keep-hyphen"/>Kollegin über eine Radtour in den bevor-<lb break="no"/>stehenden O<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">s</add></subst>terferien sprach. Dennoch,
                        <lb/>obwohl unsere letzte Unterrichtswoche
                        <lb/>wieder ist und dann ein halber Monat frei
                        <lb/>ist, hatte das Gespräch einen so in Staub
                        <lb/>vergrabenen Eindruck auf mich gemacht.</p>
                    <p><rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs></rs> /fast wollte ich schreiben: <rs ref="#Galinovsky_Friedrich" type="person">Gali</rs> mit
                        <lb/><rs ref="#Himbeerrote" type="person">Himbeer</rs>/, mittags <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ehrenhaft_Felix" type="person">Ehrenhaft</rs></rs> und <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Ebert_Johannes_Ludwig" type="person">Ebert</rs></rs>.
                        <lb/>Nachmittags im <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited">Praktikum</rs> wieder missglückte
                        <lb/>Analyse der 4. Substanz, an der ich skanda-<lb break="no"/>lös lange arbeite.</p>
                    <p>Um fünf <rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">heim</rs>gefahren, abends versuchte ich
                        <lb/>zum "<rs ref="#Okopenko-Ein_leeres_Boot_-0000" type="work" subtype="written">leeren <subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">B</add></subst>oot</rs>" einen Ergänzungstext
                        <lb/>zu schreiben, damit daraus eine mögliche
                        <lb/>Impression oder was Aehnliches würde.</p>
                    <p>Den Eindruck von heute früh aber verarbei-<lb break="no"/>tete mein Inneres zu einem surrealen
                        <lb/>Gedicht /"<rs ref="#Okopenko-Traurig_wie_Trauben_die_den_Lucullu-0000" type="work" subtype="written">Traurig wie Trauben, die den
                        <lb/>Lucullus weinen ...</rs>"/ Wie mir der Text kam,
                        <lb/>weiss ich selbst nicht.</p>
            </div>

            <div type="entry" xml:id="e1950-03-31">
                <dateline>Freitag, <date when-iso="1950-03-31">31. März</date>:
                    <lb/>LETZTE <rs ref="#Universität" type="org" subtype="visited">UNI</rs></dateline>
                <p>Die Bazillen kann man färben: blau mit
                        <lb/>einem roten Mascherl. Das sp<subst><del rend="overwritten">a</del><add place="across">r</add></subst>achen zwei
                        <lb/>Gymnasiastinnen aus der <rs ref="#Wien_Maroltingergasse" type="place" subtype="mentioned">Maroltingergasse</rs>
                        <lb/>zu<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add>e</add></subst>inander. Was ist die Wissenschaft in der
                        <lb/>Tat anderes als "Blaue Bazillen mit einem
                    <lb/>roten Mascherl". <anchor xml:id="Z148512708_c08a"/>Gregueresk!<anchor xml:id="Z148512708_c08e"/></p>
                <p>Für die <rs ref="#Universität" type="org" subtype="mentioned">Uni</rs> habe ich heute, wie diese
                        <lb/>Feststellung wohl beweist, keine rechte
                        <lb/>Stimmung mehr. Morgen sind wir bei der
                        <lb/><rs ref="#Wien_Hauer" type="place" subtype="visited"><rs ref="#Hauer_Elfriede" type="person">Hauer</rs></rs>; Ferien sind da.</p>

                <pb n="62" facs="Z148512708/00000062.jpg"/>

                <pb n="63" facs="Z148512708/00000063.jpg"/>

                <note place="upper-right-corner" hand="#handwritten" style="transform:rotateZ(+45deg)"><date when-iso="1950-03-31-">31.3.50</date>
                    <lb/>=2=</note>
                <p>In dieser Stimmung den letzten <rs ref="#Universität_Institut" type="org" subtype="visited"><rs ref="#Kuffner_Friedrich" type="person">Kuffner</rs></rs>
                        <lb/>angehört, Substanz 4 abgegeben, um eine
                        <lb/>Entscheidung zu erzwingen; sie fiel,
                        <lb/>wie erwartet. Um wahnsinnige Prozente
                        <lb/>zu tief. Dafür steckt die ganze Kohle
                        <lb/>wieder im Verbrennungsrohr. Ich muss eine
                        <lb/>neue Probe kriegen, hoffentlich enthält die
                        <lb/>weniger C als diese.</p>
                <p>Ich ging nicht mehr in die Elektrochemie-<lb break="no" rend="keep-hyphen"/>Vorlesung, trieb mich nur hinter den
                        <lb/><rs ref="#Universität" type="org" subtype="visited">Instituten</rs> herum etwas, um fri<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">s</add></subst>che Luft
                        <lb/>zu schöpfen, und ging dann in die Ferien.</p>
                    <p><rs ref="#Wien_Wohnung" type="place" subtype="visited">Daheim</rs> stellte ich nachmittags Or<subst><del rend="overwritten"><gap unit="chars" quantity="1" reason="illegible"/></del><add place="across">d</add></subst>nungen
                        <lb/>an /Zeitungen/, versuchte dann am langen
                        <lb/>Gedicht /"<rs ref="#Okopenko-Am_Rande_neuerwachten_Grüns-0000" type="work" subtype="written">Am Rande neuerwachten Grüns</rs>"/
                        <lb/>weiterzuarbeiten, was jedoch nicht gelang,
                        <lb/>und "buchte dann das <rs ref="#Okopenko-Am_Rande_neuerwachten_Grüns-0000" type="work" subtype="written">Gedicht</rs> endgültig
                        <lb/>ab".</p>
                <p>Im <rs ref="#Unknown-Literatur_Jean_Arthur_Rimbaud-1950" type="work" subtype="read">Radio</rs> sprachen sie von <rs ref="#Rimbaud_Arthur" type="person">Rimbaud</rs>.
                        <lb/>Späteren Nachmittags, nach Aufgabe des
                        <lb/>langen <rs ref="#Okopenko-Am_Rande_neuerwachten_Grüns-0000" type="work" subtype="written">Gedichtes</rs>, herrschte ausgesprochen
                        <lb/>angenehme Stimmung. Nun ist es draussen
                        <lb/>Frühling.</p>
                </div>

            <pb n="64" facs="Z148512708/00000064.jpg"/>

            <pb n="65" facs="Z148512708/00000065.jpg"/>

            <div><floatingText corresp="#n_Z148512708_001">
                <body>
                    <div>
                        <head type="sub"><rs ref="#Deutschland" type="place" subtype="mentioned">Westdeutschland</rs> über die Schleifung von Industrieanlagen
                            empört</head>
                        <head type="main">Neuer Proteststurm gegen Demontagen</head>
                        <head type="sub">Britische Panzer und Infanterieeinheiten in <rs ref="#Salzgitter_Watenstedt" type="place" subtype="mentioned">Watenstedt-Salzgitter</rs> eingesetzt</head>
                        <note place="upper-right-corner" hand="#handwritten" style="transform:rotateZ(+45deg)"><date when-iso="1950-03-08">8 3 50</date></note>
                    </div>
                </body>
            </floatingText>

            <floatingText corresp="#n_Z148512708_002">
                <body>
                    <div>
                        <head type="main">"Fliegende Untertassen"</head>
                    </div>
                </body>
            </floatingText>
                <note place="margin-left" hand="#handwritten"><date when-iso="1950-03-26">26.3.50</date>: Friedensdemonstration
                    <lb/>am <rs ref="#Wien_Ringstraße" type="place" subtype="mentioned">Ring</rs></note>
                <note place="margin-left" hand="#handwritten"><date when-iso="1950-03-30">30.3.50</date>: <rs ref="#Blum_Léon" type="person">Leon Blum</rs> <hi rend="large">†</hi></note>
                <note place="margin-right" hand="#handwritten"><date when-iso="1950-03"><hi rend="large">März</hi> 1950</date></note>
            </div>

            <pb n="66" facs="Z148512708/00000066.jpg"/>

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