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0 | \n", + "kl» 88, jklag tkfimer Zett m Mittwoch den ltev November lg, 5. Gratz vom ?/,. Okt. theils zu Fuße eine steile Felsenwanb bis Gestern Abends sind Se. Durchlaucht zu einer von den» Salinen - Gebäude noch der Herr General der Kavallerie zc. Kürst über eine Stunde entfernten Höhe (das Ti/d- von Hohenzollern Von der k. k. Urmee und rel genannt,) von weicher sich eine überra-- Hochihrer dortigen ehrenvollen Bestimmung sci ende Aussicht auf einen gr»ßen Theil des glücklich wieder hier eingetroffen. (G. Z) Unterinn - und Wippthals, und selbst in die Eisberge des Ober - Jnnthals öffnete. T P r 0 l. Se. Maj. verliessen diese Berghötie nach län- Jnnsbruck vom si. Okt. germ Verweilen von zwep Salzarbeitern ge- Se. Mai- der Kaiser und König geruh- leitet D nahmen die Sudwerke in Augenschein, ten auch die Salzwerke zu Hall in Augen- und kehrten dann zwischen 4 und 6 Uhr schein zu nehmet!. Höchstdiefelben verfüg- Abends in die ?. k. Hofburg zurück, ren Sich zwischen 7 und L Uhr Morgens Vom 22. Okt. dahin. ^ Zum Dankopfer für das glücklicht Ein» An der Einfahrt zu Hall war ein mit treffen Seiner Majestät des Kaisers und Kö- grünen Kestons gezierter Bogen angebracht, nigs unsers hdchstverehrtcn LandesvaterS wo Se, k. k. Maj. von dem Magistrate, wurde heute in der Stadtp5arre von dem der Geistlichkeit der Stadt und der» umlie- Magistrate und der Bürgerschaft nach einer genden Ortschaften, so wie von den zahl- die Würde des Gegenstandes umfassenden reichen dort aufgestellten Land schützen - Kom- Predigt ein Te Deum und Hochamt veran« pagnien, und einer sehr großen Volksmenge staltet, bey welchem Se. Maj. ganz unser» rnit einem das reinste Gciühl unerschütterlj. niulhet Sich einfanden, cher Treue und Ergebenheit aussprechenden Nach geendigter feyerlichen Andacht nah» Zubel empfangen wurden. wen Se. Majestät alle Bureaux der sammt- Am Eingange des k. k. Salinen - Ge- lichen Eivil- Behörden in allerhöchsten Au- baudes, bey welchem Se. Maj. auszusteigen genschein. geruhten, wurden Höchstdieselben von dem Vom 2Z. Okt. gesammten Salinen - Dienst - Personale- Se. ?. k. Maj. besuchten heute die Mi» wie auch von jenem desOberbergkommifsa- ülargebäude. riats ehrfurchtsvoll erwartet, und bis zum Vom 26. Okt. Eintritts» Saale begleitet, wo Sr. k. k. Die Lokalitäten der übrigen Civil-Vt» Majestät von festlich gekleideten mit Blu« Horden wurden gestern von Se. Majestät wen geschmückten Madchen ein Gedicht über gleichfalls beaugenscheiniget, so wie Alle«« reicht wurde, welches Höchstdieselen gerührt höchstdieselben ausschließend die gesegneten und huldvoll anzunehmen geruhten. ^ Stunden Ihres Hierseyns dem Wohle Jh- Hierauf fuhren Se. Maj. mit Höchstih« rer getreuen geliebten Unterthanen landes» rer Suite in den Salzberg ein, in welchem vaterlich widmeten. Heil Ihm dem Sinzi- die große Schacht (Stcrnbachin genannt) sehr gen. Unser nie erlöschender Dank lohne schön im Brillantfeuer erleuchtet war, und möglichst Sein Vaterherz. (B. v. T.) einen äusserst überraschenden Anblick genah- Böhmen, te. Auch hier wurden Se. Maj. mit lau» Nachrichten aus Prag zufolge waren Se. Am in diesem weitem unterirdischen Gen öl» Majestät der Kaiser von Rußland am 21. be wiederhallenden Zubelrufe empfang«, d. M. um»Uhr nach Mitternacht daselbst ein- »nd erklimmten sohin theüs zu Pferd», getroffen^ und Hatten, ohne Sich aufzu» | \n",
+ " Klagenfurter Zeitung Mittwoch den uten. November 3x 8 x 5. \"'* “u Gräß vom 24. Okt, Geſtern Abends find Se, Durchlaucht der Herr General der Kavallerie 2c. Fürſt von Hohenzollern von der k.. X. Armee und ochihrer dortigen ehrenvollen Beſtimmung glücklich wieder hier eingetroffen. (©, 8) Tyrol Fnnsbru> vom 21. Okt, .- Se, Maj. der Kaiſer und König geruh- ten auch die Salzwerke zu Hall in Augen- ſchein zu nehmen, Höchjtdieſelben verfüge * zh Sin zwiſchen 7 “und 8. Uhr. Morgens ahin. 7 MEN = An der Einfahrt zu Hall war ein mit grünen Feſtons gezierter Bogen angebracht, wo Se, k.k. Maj. von dem Magiſtrate , dex Geiſtlichkeit der Stadt und der“ umlie« genden Ortſchaften , ſs wie von den zahle reihen dort aufgeſtellten Landſchüßen - Kom- pagnien , und einer ſehr großen Volksmenge mit einem das“ reinſte Gefühl unerſchütterli- her “Treue und Sracbenheit- ausſprechenden ' Zubel. empfangen wurden. y “Am Eingange des k, x. Salinen - Ge- bâudes „ bey weichem Se. Maj. auszuſteigen geruhten , wurden Hö<ſidieſelben von dem “geſammten Salinen + Dienſt - Perſonale e wie auch von jenem des Oberbergkommiſſa- riats ehrſur<tsvoll erwartet , und bis zum Eintritts » Saale begleitet, wo Sr. fk, ?k. Majeſtät von feſtlich“gekleideten: mit Blu- men geſchmückten Mädchen ein Gedicht über reicht wurde , welches-Höchſtdieſelen gerührt und huldvoll anzunehmen gerühten. * Hierauf fuhren Se. Maj. mit Höchſtih« rer Suite in den Salzberg ein, in welchem die große Schacht (Sternbachin genannt) ſehr - ſ<dn im Brillantfeuer erleuchtet. war , und einen äuſſerſt überraſchenden Anbli> gewähr te. Auch hier wurden Se, Maj: mit loue fem in dieſem weitem unterirdiſchen Gen di» be -wiederhallenden Fubelrufe empfang und erflimmten ‘ſohin theils zu Pferdtz theils zu Fuße eine ſteile “Felſenwand* bis u einer von dem Salinen - Gebäude noh Über eine Stunde entfernten Höhe (das Tyh» rel: genannt) von welcher ſich eine überra» ſchende Ausſicht auf einen größen Theil des Unterinn - und: -Wippthals , und ſelbſt in die Eisberge des Ober - Junthals dfinete, Se. Maj, verlieſſen dieſe Berghdhe nach Tan» - germ Verweilen von zwey Salzarbeitern ge- leitet @ nahmen die Sudwerke in Augenſchein, und Ffehrten dann - zwiſchen 4 und 5 Uhr Abends in die k. k, Hofburg zurück, Bom 22. Okt, Zum Dankopfer für das 'glüEliche Sins treffen Seiner Majeſtät des Kaiſers und Kö- nigs unſers Hde<hſtwerehrten -Landesvaters -wurde-heute in der Stadtpfarre von dem Magiſtrate und der Bürgerſchaft nad) einer die Würde des Gegenſtandes umfaſſenden Predigt ein Te Deum. und Hochamt. verans- - altet , bey welchem Se, Maj. ganz“ unver» 1565; Sich -einfänden, |. ganz Nach geendigter feperlichen Andacht nah» men Se, Majeſtät alle Bureaux der ſämmt- genſchein, Vom 23. Okt, Se. k. k. Maj. beſuchten heute die Mi» litärgebäude, | | Vom 25. Okt, Die Localitäten der übrigen Civil + Bez Hörden wurden geſtern von Se, Majeſtät gleichfalls beaugenſcheiniget, ſo wie Allex- hbochſtdieſelben -ausſchließend die geſegneten Stunden Ihres Hierſepns dem Wohle Jh- rer getreuen geliebten Unterthanen landes» väterlich“ widmeten, Heil Jhm dem Einzi- gen. Unſer nie erldſchender Dank lohne mögli Sein Vaterherz. -(B+ vo. T) © . Böhmen, | Nachrichten aus Prag zufolge waren Se. Majeſtät der Kaiſer von ED am 21. d. M. um x Uhr narh Mitternacht daſelbſt ein- getroffen ; und Hatten , ohne Sich aufzu- lichen Civil - Behörden in allerhöchſten Aue - | \n",
+ " © Oräg vom 24. Okt, Geſtern Abends find Se, Durchlaucht der Herr General der Kavallerie 2c. Fürſt von. Hohenzollern von der k.k. Armee und Hochihrer dortigen ehrenvollen Beſtimmung „glüFlich“ wieder hier eingetroffen. (©, ZZ Tyrol, Innsbru>- vom 21. Okt, . - Se, Maj. der Kaiſer und König geruh- ten auch die Salzwerke zu Hall in Augen- ſchein zu nehmen. Höchjtdieſelben verfüge E len Sich zwiſchen 7 “und 8. Uhr Morgens ahin, y 5 5 An der Einfahrt zu Hall war ein mit grünen Feſtons gezierter Bogen angebracht, wo Se, k. k. Maj. von dem Magiſtrate , der Geiſtlichkeit der Stadt und der Umlies genden Ortſchaften , ſs wie von den zahle reichen dort aufgeſtellten Landſhügen - Kom- pagnien , und einer ſehr großen Volksmenge mit. einem das“ reinſte Gefühl unerſchütterli« ber Treue und Ergebenheit ausſprechenden “Jubel empfangen wurden. y Am Eingange des k, x. Salinen - Ge- báudes „ bey welchem Se. Maj. auszuſieigen geruhten , wurden Höhſidieſelben von dem “geſammten Salinen « Dienſt - Perſonale e wie auch von. jenem des Oberbergkommiſſa- riats ehrſurhtsvoll erwartet, und bis zum Eintritts » Saale begleitet, wo Sr. k. ?, Majeſtät von feſtlih—gekleideten: mit Blu- men geſchmückten Mädchen ein Gedicht über reiht wurde , welches-Höchſtdieſelen gerührt und huldvoll anzunehmen geruhten. EEE Dierauf fuhren Se. Maj. mit Höchſtihe rer Suite in den Salzberg ein , in welchem die große Schacht (Sternbachin genannt) ſehr - ſchön im Brillantfeuer erleuchtet war , und einen äuſſerſt überraſchenden Anbli> gewähr te. Auch hier wurden Se, Maj; mit loue lem in dieſem weitem unterirdiſchen Gen dls be wiederhallenden Fubelrufe empfangcns And erflimmten ‘ſohin theils zu Pferdes Klagenfurter Zeitung! Mittwoch den uten November x 8 x 5. theils zu Fuße eine ſteile “Felſenwanß“ bis zu einer von. dem Salinen - Gebäude noh über eine Stunde entfernten Höhe (das Tyh«- rel genannt;) von welcher ſich eine überra- ſchende Ausſicht auf einen größen Theil des Unterinn = und Wippthals , und ſelb in die Eisberge des Ober - Junthals dfinete, Se. Maj. verlieſſen dieſe Berghöhe nach Türe germ Verweilen von zwey Salzarbeitern ger leitet z nahmen die Sudwerke in.Augenſchein, und fehrien dann zwiſchen 4 und 6 Uhr Abends in die k. Hofburg zurü>, Bom 22. Okt, Zum Dankopfer für das glú>lihe Eitte treffen. Seiner Majeſtät des Kaiſers und Kb. nigs unſers Hôchſioerehrten Landesvaters ‘wurde heute in der Stadtpfarre von dem Magiſtrate und der Bürgerſchaft nach einer die Würde des Gegenſtandes umfaſſenden Predigt ein Te Deum und Hochamt veran- ſtaltet , bep welchem Se, Maj. gang: unver- muthet Sich einfanden. Nach geendigter feperlichen Andacht nah- men Se, Majeſtät alle Bureaux der ſämmt- lichen Civil - Behörden in allerhöchſten Aue genſchein, Vom 23. Okt, Se. k. k. Maj, beſuchten heute die Mis litärgebâude, Vom 25. DE, Die Localitäten der übrigen. Civil + Vez hörden wurden geſtern von Se, Majeſtät gleichfalls beaugenſcheiniget, ſo wie Yllere böchſtdieſelben - ausſchließend die geſegneten Stunden Ihres Hierſepns dem Wohle hr rer getrenen geliebten Unterthanen landes» väterlich“ widmeten, Heil Jhm dem Sinzi- gen. Unſer nie erldſchender Dank lohne möglie;| Sein Vaterherz, “ (B, v, TZ * Oh men, Nachrichten aus Prag zufolge waren Se, Majeſtät der Kaiſer von Rußland am 21. d. M. um x Uhr narh Mitternacht dafelbſt ein- getroffen, und“ hatten , ohne Sich aufzu- gk | \n",
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0 | \n", + "^44 PrSnumerationsvreise: I« Comptoir halbjiihrig 6 ss. — Im Comptoir halbjiihrig unter Couvert S » 50 Durch die Post halbjiihrig portofrei . s » — » 5 Donnerstag den 2^. Mruar^ ZnsertionSgeiühr: Garmond-Zeile oder deren Raum für 1 mal , für 2 mal s Ir., für z mal lo Ir. — Jnser- tionsstempel jedesmal So Ir. 187V Träger des Culturchristenthums. Wir waren oft in der Lage, zu betonen, daß der Kern des Christenthums ein unzerstörbarer sei, indem es in seiner Reinheit alle berechtigten Cultur- und Socialtriebe des Menschen wenigstens in der Anlage enthält, und ihnen die sreieste Entfaltung gestattet. Aber die historischen Ausgestaltungen, die Veräuße rungen des Christenthums manifestiren einen größe ren oder geringeren Abfall von dieser ursprünglichen Reinheit und der Geist des Christenthums unterliegt endlich den Formen der Confessionen. Ja, die diese For men modelnden Kräfte, zum großen Theile Gesell schaftskasten und Parteicombinationen entstammt, welchen das Christenthum nicht Selbstzweck, sondern nur das Mittel zur Befriedigung übermüthiger Herr schaftsgelüste ist, greifen oft so weit, daß der Geist gänzlich vernichtet wird und die Form zu einem kirchlichen Absolutismus crassester Art erstarrt. Ein solches Experiment im größten Maßstabe ist das ge genwärtige römische Concil, das aber auch im Klei nen Nachahmung iu den norddeutschen Provinzial- synoden, in dem Wissenschafts- nud hiedurch staats feindlichen Knackthum :c. findet. Aber zu jeder Zeit hat es auch unter den geistlichen Lehrern der Confes sionen Männer gegeben, welche die allgemeine Aufgabe des Christenthums, die Culturaufgabe, in ihrer Reinheit zu erfassen suchten, und welche die dogmatischen Schranken übersprangen oder, wenn sie nicht hiezu den vollen geistigen Muth oder die volle Unbefangenheit hatten, doch wenigstens über diese Schranken hinaus die Hand Allen reichten, welche auf eine gemeinsame Entwicklung der Menschheit hin arbeiteten. Einen solchen Mann verehren jetzt auch die strenggläubige» Katholiken in D ö l l i n g e r, dem „Priester ohne Furcht und Tadel\", dessen Vor bild ein Wessenberg ist; solche Erscheinungen treten nicht selten in der protestantischen Kirche an verschiedeneu Orten auf. Als einen Mann dieser Richtung, der die Consessiou durch die unverküm- merte Humanität zu adeln sucht, begrüßen wir den Grazer Prediger E. Schulz, von dem unter dem passenden Titel: „Prüfet Alles!\" zwei Predigten vorliegen, und hievon uns namentlich die erste: „UnsereJügend ist einhei- ligerBode n\", welche zu Eröffnung des Schul jahres gehalten wurde, so angesprochen hat, daß wir Einiges daraus mittheilen. E. Schulz sagt: „Unsere Jugend ist ein heili ger Boden. Sie ist es wegen ihrer h o h e n B e- st immun g, ihrer heiligen Aufgabe. Unser Selbstgefühl sträubt sich zwar zunächst gegen das Zngeständniß, daß unsere Jngend eine höhere Bestimmung, eine herrlichere Ausgabe habe, als wir selber. Doch ist es unbestreitbar richtig. Ein tieferer Blick auf die Entwicklung des geistigen Lebens der Menschheit zeigt uns das. Was schauen wir denn da als überzeugende Wahrheit? Wir erkennen zu nächst, daß jene Meinung thöricht ist, die uns ver kündet, es gehe mit unserem Geschlechte abwärts. Es ist das einerseits die Behauptung Mancher, die im Dunkel ihren Vortheil suchen, und anderseits ist es eine Schwäche der Alten, daß sie meinen, in den Tagen ihrer Jugend sei es doch besser gewesen. Die Zeit ist über sie hinweggegangen, sie können sich in die neue Lage der Dinge nicht finden und so ver sallen Manche in den Fehler, daß der Mensch tadelt und verwirft, was er nicht begreift. Wir erkennen weiter, daß die Ansicht falsch ist, welche behauptet, das geistige Leben der Menschheit entfalte sich gleich zeitig nur in einem oder einigen Völkern. Nationen, heißt es, treten hervor, entwickeln sich, stehen eine Weile in der Blüthe der Kraft und schwinden dann wieder. Die Cultur, von Ost nach West um den Erdball wallend, bewegt sich so im Kreislaufe. Wol ist es richtig, daß Völker hervortreten, an der Spitze der Bildung einherschreiten und dann wieder sinken. Griechenland und Rom sind ja uns Allen bekannte Beispiele. Aber was diese Völker Großes geschaffen und gezeugt haben in Kunst, Wissenschaft und edler Sitte, das ist als eine treffliche Saat in den Boden unseres deutschen Volkes getragen und hat hier herr liche Früchte gebracht — Früchte, an denen wir uns laben und erfreuen. Nein, das Grundgesetz der Geschichte heißt für Jeden, der nur etwas tiefer blickt, Fortschritt, b e ft ä n d i g e r F o r t- schritt, ungeachtet aller zeitweiligen Stillstände und Rückschritte. Aus der tiefsten Unwissenheit und fast thierischen Rohheit hat sich das Menschenge schlecht erhoben von einer Stufe zur andern. Im mer herrlicher sind die Schätze des Wissens erschlos sen worden, immer tiefer hat die Sitte den Zeiten ihren Stempel aufgeprägt. Erfindung reiht sich an Erfindung, Entdeckung an Entdeckung. Immer ge nauer hat man der Natur ihr Wesen abgelauscht, immer mehr ihren Widerstand überwunden, immer schöner ihre Kräfte dem Menschen dienstbar gemacht. Und in diesem Ringen da haben sich die Anlagen des Feuilleton. Specielle Lichtphiiuomene. 8. Fluorescenz-Erscheinungen entstehen durch eigen thümlich oscillirende Bewegungen in gewissen Kör pern, welche auf unser Auge jenen Reiz ausüben, den man mit dem Worte Licht bezeichnet. Dieses Licht ist jedoch kein erborgtes. Es ist ein selbstständig sich entwickelndes Lichtphänomen und muß darum als eine Quelle des Lichtes bezeichnet werden. Die mit der Fluorescenz eng verwandte Erscheinung der Phosphorescenz ist eine unter nicht unbedeutender Temperaturerhöhung vor sich gehende selbstständige Lichtentwicklung; man könnte sagen, beide Erscheinun gen seien vermählte. Das Erregen der Fluorescenz kann durch Erwärmen geschehen, wobei jedoch nur eine Verstärkung der in den Atomen schon herrschen den Aetherschwingungen erreicht werden oder über haupt durch den Einfluß strahlender Lichtmittel. Ein großer Theil unserer modernen Phhsiker hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Es sind dabei zahlreiche Fragen aufgetaucht. Eine dieser Fragen ist diejenige, ob Strahlen von niederer Brechbarkeit in solche höherer Brechbarkeit im Sinne der Fluorescenz um wandelt werden können. Von dem Gegentheile ist man bereits seit längerer Zeit im Klaren und Ems- mann hat dafür die Bezeichnung positive Fluo rescenz vorgeschlagen; für den ersteren Fall jedoch negative Fluorescenz. Von ihm wurde die Be hauptung aufgestellt, daß man vielleicht Strahlenum wandlungen auffinden könnte, wobei eine Vergrö ßerung der Brechbarkeit stattfände, allein es ist bis jetzt die Möglichkeit einer solchen negativen Fluores cenz noch nicht experimental nachgewiesen worden. Tyndall rief allerdings im Brennpunkte unsicht barer Wärmestrahlen Glühphänomen hervor, dieselben sind jedoch nicht als Flnorescenzerscheinungen zu be trachten, indem solche im Momente des Zusammen treffens der erregenden Strahlen mit dem flnoresci- renden Körper beginnen, jenes Glühen jedoch erst dann seinen Anfang nahm, als der Körper schon sehr heiß geworden war. Die Fluorescenz dauert so lange, als der Körper der Bestrahlung ausgesetzt bleibt, die Phosphorescenz des Flüßspathes z. B. schwächt sich aber bei ungeänderter Wärmebestrahlung ab und hört endlich ganz auf. Der Vorgang des Fluorescirens vollzieht sich zum großen Theil an der Oberfläche der Körper und zwar in Folge der Be strahlung, hingegen das Phosphoresciren von der Temperatur der Wärme abhängig ist. C. Bohn ver öffentlichte in den Poggendorss'schen Annalen der Physik und Chemie eine Reihe interessanter gründ licher Versuche, um damit den Beweis zu liefern, daß eine negative Fluorescenz noch nicht erwiesen ist. Er brachte unter Andern ein Stück leicht phospho- rescirenden Flüßspathes in ein kaltes Steinsalzkäst chen, das er sodann in den Heizraum eines Ofens stellte, woselbst der Flußspath noch zwei Minuten leuchtete. Sobald dies eintrat, hing er das leuch tende Mineral in ein kaltes Glaskästchen, das eben falls in die heiße Ofenröhre gestellt wurde, hier aber verschwand das Glühen beinahe augenblicklich und begann erst nach 10 Minuten wieder. Und nun wurde der noch leuchtende Krystall in das mitt- lerweile abgekühlte Steinsalzkästchen gebracht, wo er i erlosch, aber nach 2^ Minuten zu leuchten wieder I begann. Bohn zieht hieraus den Schluß, daß unter Erdensohnes immer mehr entfaltet, so daß, wenn wir Hinblicken aus das, was der Menschengeist Alles geschaffen hat und in unseren Tagen schafft, was er gedacht hat und in unseren Tagen denkt, wir erstau nen ob seiner Größe und erschüttert sind in der Er kenntniß, daß wir diese Herrlichkeit wol bewundern, aber nicht begreifen können. Ist aber so das Grund gesetz in der Entwicklung der Völker und des Ge schlechtes Fortschritt, trägt ein Jahrzehent das fol gende in seinem Busen und ein Jahrhundert das andere in seinem Schooße; sind lawinengleich die Errungenschaften des geistigen Strebens angeschwol len; ist es die Jugend, in welche die Frucht tausend- uud abertausendjähriger Entwicklung wieder als Saat hineingestrent werden muß: dann wird Jeder, dann wird auch der selbstsüchtigste Geist bekennen müssen: Die Jugend ist heiliger Boden wegen ihrer hohen Aufgabe. Und nun erst unsere Zeit, unser Volk, unsere Ju gend! Wir, ein Volk von Denkern genannt und von den Spöttern ein Volk von Träumern, wir sind zu einer Nation entfaltet, die handelt, die gewaltige Thaten vollbringt. Wir, über deren Unentfchiedenheit man sich belustigte, haben angefangen, in kühner Ent schlossenheit aufzutreten. Wir, dem schlafenden Löwen gleich, ähneln nun dem aufgerüttelten. Wir, bemit leidet und oft verhöhnt, stehen da geachtet ;und ge fürchtet. Wir, ein Geschlecht von Nachgebornen ge nannt, die an dem Glänze der Vergangenheit sich weiden und von den Errungenschaften der dahinge gangenen großen Geister zehren, erweisen uns selbst großer Gedanken und hoher Thaten sähig. Unsere Zeit — eine Periode der Erschlaffung und des Ueberganges genannt — zeigt sich als eine Zeit herr lichen Aufschwunges, fruchtbarer, weit hinausschauen der, fernhin wirkender Ideen. Wieviele neue Gedanken auf dein Gebiete des Wissens! Welche mächtigen, tiefgreifenden Anregungen in religiöser Hinsicht! Wie viel herrliche Pläne auf dem wirthschaftlichen Gebiete, um dem Elend entgegen zu wirken und das Wohlsein und den Wohlstand Aller zu fördern! Aber das sind vielver sprechende Anfänge,' folgenreiche Pläne, mehr oder weniger schwierige Ausgaben. Und die meisten sind derartig, daß wir sie nicht mehr zum Abschluß brin gen können, viele, daß wir gegenwärtig' Geschlecht sie nur wenig zu fördern vermögen, denn langsam reift die Saat des Großen und Edlen. Wer hat die schöne, aber schwere Ausgabe, das Errungene festzu halten und auszugestalten, das Begonnene weiter zu Voraussetzung, die Strahlen seien die Ursache des Glühens, es nicht begreiflich wäre, warum das Leuch ten verschwindet, wenn man das leuchtende Mineral vom Glaskästchen in das Steinsalzkästchen bringt, wo die Strahlen einen noch nicht leichteren Durch tritt haben; hingegen diese Beobachtung wol er klärlich wird, wenn die Temperaturerhöhung die Veranlassung des Glühens ist, man es also mit Phosphoren; zu thun hat und von einer directen Strahlenumwandlung nicht die Rede sein kann. Fer ners wurde beim Auflegen von Flußspathkrystallen auf eine Platte im Finstern beobachtet, wie das phosphorescirende Leuchten zuerst zunahm, dann schwächer wurde und endlich ganz erlosch, ja, wenn die Erhitzung bedeutend wurde, das Mineral die Eigenschaft des Phosphorescirens ganz einbüßte. Aehnlich wiederholte Versuche in dunkler Nacht nö thigten Bohn die Ueberzeugung auf, daß gelber Flußspath durch Erwärmen allein phosphoresciren kann, ohne vorher ersolgter Lichtbestrahlung, wie dies früher von mehreren Physikern auf das bestimmte bestritten wurde. Grotthuß hat gelegentlich einschlä giger Untersuchungen mit Nertschinsker röthlich-vio- lettem Flußspath bemerkt, daß Leuchtsteine bei der Phosphorescenz nur jenes Licht entwickeln, das sie irgend einmal bei Bestrahlung aufgenommen hatten, was jedoch nicht der Fall ist, da ein lang andau erndes Leuchten denn doch auch einen bedeutenden Lichtvorrath erschöpfen müßte, dem aber die Gleich mäßigkeit eines zehnstündigen Phosphorescirens wi derspricht. Keineswegs ist zum Erregen von Phos phorescenz die Vermehrung der Strahlenstärke bis zu einer gewissen Grenze nöthig, sie hängt lediglich von der Temperatur ab, während dies bei Fluores cenzerscheinungen nicht stattfindet. Eine Analogie zwischen diesen Erscheinungen existirt in Bezug ihrer | \n",
+ " Klagenfurter Zeitung. Pränumerationspreiſe: Im Comptoir halbjährig MAA e ea e8 >» —» Durch die Poſt halbjährig portofrei 6 fl. — kr, Im Comptoir halbjährig unter Couvert 6 » 50 »! Donnerstag den 24. Februar Die Garmond - Zeile oder deren Naum für 1 mal 6 kr,, für 2 mal 8 kr,, für 3 mal 10 kr, — Inſer- Inſertionsgebühr : 1870 tionsſtempel jedesmal 30 kr. Träger des Culturchriſtenthums. Wir waren oft in der Lage, zu betonen, daß der Kern des Chriſtenthums ein unzerſtörbarer ſei, indem es in ſeiner Reinheit alle berechtigten Cultur- und Socialtriebe des Menſchen wenigſtens in der Anlage enthält, und ihnen die freieſte Entfaltung geſtattet. Aber die hiſtoriſchen Ausgeſtaltungen, die Veräuße- rungen des Chriſtenthums manifeſtiren einen größe- ren oder geringeren Abfall von dieſer urſprünglichen Reinheit und der Geiſt des Chriſtenthums unterliegt endlich den Formen der Confeſſionen. Ja, die dieſe For- men modelnden Kräfte, zum großen Theile Geſell- ſchaftskaſten und Parteicombinationen entſtammt, welchen das Chriſtenthum nicht Selbſtzwe>, ſondern nur das Mittel zur Befriedigung übermüthiger Herr- ſchaftsgelüſte iſt, greifen oft ſo weit, daß der Geiſt änzlich vernichtet wird und die Form zu einem kirchlichen Abſolutismus craſſeſter Art erſtarrt. Ein ſolches Experiment im größten Maßſtabe iſt das ge- genwärtige römiſche Concil, das aber auch im Klei- nen Nachahmung in den norddeutſchen Provinzial- ſynoden, in dem wiſſenſchafts- uud hiedurch ſtaats- feindlichen Knackthum 2c. findet. Aber zu jeder Zeit hat es auch unter den geiſtlihen Lehrern der Confeſ- ſionen Männer gegeben, welche die allgemeine Aufgabe des Chriſtenthums, die Culturaufgabe, in ihrer Reinheit zu erfaſſen ſuchten, und welche die dogmatiſchen Schranken überſprangen oder, wenn ſie nicht hiezu den vollen geiſtigen Muth oder die volle Unbefangenheit hatten, doch wenigſtens über dieſe Schranken hinans die Hand Allen reichten, welche auf eine gemeinſame Entwicklung der Menſchheit hin- arbeiteten. Einen ſolhen Mann verehren jekt auch die ſtrenggläubigen Katholiken in Döllinger, vem „Prieſter ohne Furcht und Tadel“, deſſen Vor- bild ein Weſſenberg iſt; ſolche Erſcheinungen treten nicht ſelten in der proteſtantiſchen Kirche |-ſ-< an verſchiedenen Orten auf. Als einen Mann dieſer Richtung, der die Confeſſion durch die unverküm- merte Humanität zu adeln ſucht, begrüßen wir den Grazer Prediger E. Schulz, von dem unter dem paſſenden Titel: „Prüfet Alles!\" zwei Predigten vorliegen, und hievon uns namentlich die erſte: „Unſere Jugend iſt einhei- liger Boden\", welche zu Eröffnung des Schul- | jahres gehalten wurde, ſo angeſprochen hat, daß wir Einiges daraus mittheilen. | E. Schul ein heili- BETEN Feuilleton, Specielle Lichtphänomene. 9. Fluorescenz-Erſcheinungen entſtehen durch eigen- thümlich oscillirende Bewegungen in gewiſſen Kör- pern, welche auf unſer Auge jenen Reiz ausüben, den man mit dem Worte Licht bezeichnet. Dieſes Licht iſt jedoch kein erborgtes. Es iſt ein ſelbſtſtändig ſich entwi>elndes Lichtphänomen und muß darum als eine Quelle des Lichtes bezeichnet werden. Die mit der Fluorescenz eng verwandte Erſcheinung der Phosphorescenz iſt eine unter nicht unbedeutender Temperaturerhöhung vor ſich gehende ſelbſtſtändige Lichtentwicklung; man könnte ſagen, beide Erſcheinun- gen ſeien vermählte. Das Erregen der Fluorescenz kann durch Erwärmen geſchehen, wobei jedoch nur eine Verſtärkung der in den Atomen {hon herrſchen- den Aetherſhwingungen erreicht werden oder über- haupt dur den Einfluß ſtrahlender Lichtmittel. Ein großer Theil unſerer modernen Phyſiker hat ſich mit dieſem Thema beſchäftigt. Es- find dabei zahlreiche Fragen aufgetaucht. Eine dieſer Fragen iſt diejenige, ob Strahlen von niederer Brechbarkeit in ſolche höherer Brechbarkeit im Sinne der Fluorescenz um- wandelt werden können. Von dem Gegentheile iſt man bereits ſeit längerer Zeit im Klaren und Ems- mann hat dafür die Bezeichnung poſitive Fluo- reScenz vorgeſchlagen; für den erſteren Fall jedoch negative Fluorescenz. Von ihm wurde die Be- hanptung aufgeſtellt, daß man vielleicht Strahlenum- wandlungen auffinden könnte, wobei eine Vergrö» z ſagt: „Unſere Jugend iſt | 1 Und in dieſem Ringen da haben fich die Anlagen des | halten und auszugeſtalten, das Begonnene weiter. zu EEE BE, A E RTE ger Boden. Sie iſt es wegen ihrer hohen Be ſtimmung, ihrer heiligen Aufgabe. Unſer Selbſtgefühl ſträubt ſich zwar zunächſt gegen das Zugeſtändniß, daß unſere Ingend eine höhere Beſtimmung, eine herrlichere Aufgabe habe, als wir ſelber. Doch iſt es unbeſtreitbar richtig. Ein tieferer Bli> auf die Entwieklung des geiſtigen Lebens der Menſchheit zeigt uns das. Was ſchauen wir denn da als überzeugende Wahrheit ? Wir erkennen zu- nächſt, daß jene Meinung thöricht iſt, die uns ver- kündet, es gehe mit unſerem Geſchlehte abwärts. Es iſt das einerſeits die Behauptung Mancher, die im Dunkel ihren Vortheil ſuchen, und anderſeits iſt es eine Schwäche der Alten, daß ſie meinen, in den Tagen ihrex Jugend ſei es doch beſſer geweſen. Die Zeit iſt über ſie hinweggegangen, ſie können ſich in die neue Lage der Dinge nicht finden und ſo ver» fallen Manche in den Fehler, daß der Menſch tadelt und verwirft, was er nicht begreift. Wir erkennen weiter, daß die Anſicht falſch iſt, welche behauptet, das geiſtige Leben der Menſchheit entfalte ſich gleich- zeitig nur in einem oder einigen Völkern. Nationen, heißt es, treten hervor, entwickeln ſich, ſtehen eine Weile in der Blüthe der Kraſt und ſchwinden dann wieder, Die Cultur, von Oſt nach Weſt um den Erdball wallend, bewegt ſich „ſo iut Kreislaufe. Wol iſt es richtig, daß Bölker hervortreten, an der Spitze der Bildung einherſchreiten und dann wieder ſinken. Griechenland und Rom ſind ja uns Allen bekannte Beiſpiele. Aber was dieſe Völker Großes geſchaffen und gezeugt haben in Kunſt, Wiſſenſchaft und edler Sitte, das iſt als eine treffliche Saat in den Boden unſeres deutſchen Volkes getragen und hat hier herr- lihe Früchte gebracht Früchte, an denen wir uns laben und erfreuen. Nein, das Grundgeſetz der Geſchichte heißt für Jeden, der nur etwas tiefer blict, Fortjſ< ritt, beſtändiger.-Foxt- ritt, ungeachtet aller zeitweiligen Stillſtände und Rückſchritte. Aus der tiefften Unwiſſenheit und faſt thieriſchen Rohheit hat fi< das Menſchenge- ſchlecht erhoben von einer Stufe zur andern. Im- mer herrlicher ſind die Schätze des Wiſſens erſchloſ- ſen worden, immer tiefer hat die Sitte den Zeiten ihren Stempel aufgeprägt. Erfindung reiht ſich an Erfindung, Entde>ung an Entde>ung. Immer ge- nauer hat man der Natur ihr Weſen abgelauſcht, immer mehr ihren Widerſtand überwunden, immer ſchöner ihre Kräfte dem Menſchen dienfthar gemacht. ßerung der Brechbarkeit ſtattfände, allein es iſt bis jekt die Möglichkeit einer ſolchen negativen Fluores- cenz no< nicht experimental nachgewieſen worden. Tyndall rief allerdings. im Brennpunkte unſicht- barer Wärmeſtrahlen Glühphänomen hervor, dieſelben ſind jedoch nicht als Fluorescenzerſcheinungen zu be- trachten, indem folche im Momente des Zuſammen- treffens der erregenden Strahlen mit dem fluoresci- renden Körper beginnen, jenes Glühen jedoch erſt dann ſeinen Anfang nahm, als der Körper ſchon ſehr heiß geworden war. Die Fluorescenz dauert ſo lange, als der Körper der Beſtrählung ausgefebt bleibt, die Phosphorescenz des Flüßſpathes z. B. ſchwächt ſich aber bei ungeänderter Wärmebeſtrahlung ab und hört endlich ganz auf. Der Vorgang des Fluorescirens vollzieht ſich zum großen Theil an der Oberfläche der Körper und zwar in Folge der Be- ſtrahlung, hingegen das Phosphoresciren von der Temperatur der Wärme abhängig iſt. C. Bohn ver- öffentlichte in ven Poggendorff hen Annalen der Phyſik und Chemie eine Reihe intereſſanter gründ- licher Verſuche, um damit den Beweis zu liefern, daß eine negative Fluore8cenz no< nicht erwieſen iſt. Er brachte unter Andern ein Stü> leicht phospho- rescirenden Flußſpathes in ein kaltes Steinſalzkäſt- chen, das er ſodann in den Heizraum eines Ofens ſtellte, woſelbſt der Flußſpath noch zweit Minuten leuchtete. Sobald dies eintrat, hing er das leuch- tende Mineral in ein kaltes Glaskäſtchen, das eben- falls in die heiße Ofenröhre geſtellt wurde, hier aber verſchwand das Glühen beinahe augenblicklich und begann erſt na< 10 Minuten wieder. Und nun wurde der noch leuchtende Kryſtall in das mitt- lerweile abgefühlte Steinſalzkäſtchen gebracht, wo er erloſch, aber nach 2*/, Minuten zu leuchten wieder begann. Bohn zieht hieraus den Schluß, daß unter Erdenfohnes immer mehr entfaltet, ſo daß, wenn wir hinbliken auf das, was der Menſchengeiſt Alles geſchaffen hat und in unſeren Tagen ſchafft, was er gedacht hat und in unſeren Tagen denkt, wir erſtau- nen ob feiner Größe und erſchüttert ſind in der Er- fenntniß, daß wir dieſe Herrlichkeit wol bewundern, aber nicht begreifen können. Iſt aber ſo das Grund- gefeß in der Entwicklung der Völker und des Ge- jſc<lechtes Fortſchritt, trägt ein Jahrzehent das fol- gende in ſeinem Buſen und ein Jahrhundert das andere in ſeinem Schooße ; ſind lawinengleich die Errungenſchaften des geiſtigen Strebens angeſchwol- len; iſt es die Jugend, in welche die Frucht tauſend- und abertauſendjähriger Entwieklung wieder als Saat hineingeſtreut werden muß: dann wird Jeder, dann wird auch der ſelbſtſüchtigſte Geiſt bekennen müſſen: Die Jugend iſt heiliger Boden wegen ihrer hohen Aufgabe. Und nun erſt unſere Zeit, unſer Volk, unſere Ju- gend! Wir, ein Volk von Denkern genannt und von den Spöttern ein Volk von Träumern, wir ſind zu einer Nation entfaltet, die handelt, die gewaltige Thaten vollbringt. Wir, über deren Unentſchiedenheit man ſich beluſtigte, haben angefangen, in kühner Ent- ſc<hloſſenheit aufzutreten. Wir, dem ſchlafenden Löwen gleich, ähneln nun dem aufgerüttelten. Wir, bemit- leidet- und oft verhöhnt, ſtehen da geachtet {und ge- fürchtet. Wir, ein Geſchlecht von Nachgebornen ge- nannt, die an dem Glanze der Vergangenheit ſich weiden und von den Errungenſchaften der dahinge- gangenen großen Geiſter zehren, erweiſen uns ſelbſt großer Gedanken und hoher Thaten fähig. Unſere Zeit — eine Periode der Erſchlaffung und des Ueberganges genannt — zeigt ſich als eine Zeit herr- lichen Aufſchwunges, fruchtbarer, weit hinausſchauen- der, fernhin wirkender Ideen. Wieviele neue Gedanken auf dem Gebiete des Wiſſens! Welche mächtigen, tieſgreifenden Anregungen in religiöſer Hiuſicht! Wie viel herrlihe Pläne auf dem wirthſchaftlichen Gebiete, um dem Elend entgegen zu wirken und das Wohlſein und den Wohlſtand Aller zu fördern ! Aber das ſind vielver- ſprechende Anfänge, folgenreiche Pläne, mehr oder weniger ſchwierige Aufgaben. Und die meiſten ſind derartig, daß wir fie nicht mehr zum Abſchluß brin- gen können, viele, daß wir gegenwärtig\" Geſchlecht ſie nur wenig zu fördern vermögen, denn langſam reift die Saat des Großen und Edlen. Wer hat die ſchöne, aber ſchwere Aufgabe, das Errungene feſtzu- Vorausſezung, die Strahlen ſeien die Urſache des Glühens, es nicht begreiflich wäre, warum das Leuch- ten verſc<windet, wenn man das leuchtende Mineral vom Glaskäſthen in das Steinſalzkäſthen bringt, wo die Strahlen einen noch. nicht leichteren Durch- tritt haben; hingegen dieſe Beobachtung wol er- flärlih wird, wenn die Temperaturerhöhung die Veranlaſſung des Glühens iſt, man es alſo mit Phosphorenz zu thun hat und von einer directen Strahlenumwandlung nicht die Rede ſein kann. Fer- ners wurde beim Auflegen von Flußſpathkryſtallen auf eine Platte im Finſtern beobachtet, wie das phosphorescirende Leuchten zuerſt zunahm, dann ſ<wächer wurde und. endlich ganz erloſch, ja, wenn die Erhizung bedeutend wurde, das Mineral die Eigenſchaft des Phosphorescirens ganz einbüßte. Aehnlich wiederholte Verſuche in dunkler Nacht nö- thigten Bohn die Ueberzeugung auf, daß gelber Flußſpath durch Erwärmen allein phosphoresciren kann, ohne vorher erfolgter Lichtbeſtrahlung, wie dies früher von mehreren Phyſikern auf das beſtimmte - beſtritten wurde. Grotthuß hat gelegentlich einſchlä- giger Unterſuchungen mit Nertſchinsker röthlich-vio- lettem Flußſpath bemerkt, daß Leuchtſteine bet der Phosphorescenz nur jenes Licht entwickeln, das ſie irgend einmal bei Beſtrahlung aufgenommen hatten, was jedoch nicht der Fall iſt, da ein lang andau- erndes Leuchten denn doch auch einen bedeutenden Lichtvorrath erſchöpfen müßte, dem aber die Gleich- mäßigkeit eines zehnſtündigen Phosphorescirens wi- verſpricht. Keineswegs iſt zum Erregen von Phos- phorescenz die Vermehrung der Strahlenſtärke bis zu einer gewiſſen Grenze nöthig, ſie hängt lediglich von der Temperatur ab, während dies bei Fluores- cenzerſcheinungen niht ſtattfindet. Eine Analogie zwiſchen dieſen Erſcheinungen exiſtirt in Bezug ihrer | \n",
+ " Aagenfurter Zeitung. Pränumerationspreiſe: Im Comptoir halbjährig NE 44 Im Comptoir halblheig unte: Couvert 6 5 0 DONNersfag den 24. Februar Durch die Poſt halbjährig portofrei „8 » = » Die Garmond - Zeile oder deren Naum für 1 mal 6 kr.,, für 2 mal 8 kr,, für 3 mal 10 kr. — Inſer- Inſertionsgebühr : 1870 tionsſtempel jedesmal 30 kr. a Träger des Culturchriſtenthums. Wir waren oft in ver Lage, zu betonen, daß der Kern des Chriſtenthums ein unzerſtörbarer ſei, indem es in ſeiner Reinheit alle berechtigten Cultur- und Soctaltriebe des Menſchen wenigſtens in der Anlage enthält, und ihnen die freieſte Entfaltung geſtattet. Aber die hiſtoriſchen Ausgeſtaltungen, die Veräuße- rungen des Chriſtenthums manifeſtiren einen größe- ren oder geringeren Abfall von dieſer urſprünglichen Reinheit und der Geiſt des Chriſtenthums unterliegt endlich den Formen der Confeſſionen. Ja, die dieſe For- men modelnden Kräfte, zum großen Theile Geſell- ſchaftskaſten und Parteicombinationen entſtammt, welchen das Chriſtenthum nicht Selbſtzwe>, ſondern nur das Mittel zur Befriedigung übermüthiger Herr- ſchaftsgelüſte iſt, greifen oft ſo weit, daß der Geiſt gänzlich vernichtet wird und die Form zu einem kirchlichen Abſolutismus craſſeſter Art erſtarrt. Ein ſolches Experiment im größten Maßſtabe iſt das ge- genwärtige römiſche Concil, das aber auch im Klei- nen Nachahmung in den norddeutſchen Provinzial- ſynoden, in dem wiſſenſchafts- uud hiedurch ſtaats- feindlihen Knackthum 2c. findet. Aber zu jeder Zeit hat es auch unter den geiſtlichen Lehrern der Confeſ- ſionen Männer gegeben, welche die allgemeine Aufgabe des -Chriſtenthums,\" die Culturaufgabe, in ihrer Reinheit zu erfaſſen ſuchten, und welche die dogmatiſchen Schranken überſprangen oder, wenn ſie nicht hiezu den vollen geiſtigen Muth oder die volle Unbefangenheit hatten, doch wenigſtens über dieſe Schranken hinans die Hand Allen reichten, welche auf eine gemeinſame Entwicklung der Menſchheit hin- arbeiteten. Einen ſolchen Mann verehren jekt auch die ſtrenggläubigen Katholiken in Döllinger, vem „Prieſter ohne Furcht und Tadel\", deſſen Vor- bild ein Weſſenberg iſt; ſolche Erſcheinungen treten nicht ſelten in der proteſtantiſchen Kirche an verſchiedenen Orten auf. Als einen Mann dieſer „Richtung, der die Confeſſion durch die unverküm- merte Humanität zu adeln ſucht, begrüßen wir den Grazer Prediger E. Schulz, von dem unter dem paſſenden Titel: „Prüfet Alles!\" zwei Predigten vorliegen, und hievon uns namentlich die erſte: Unſere Jugend iſt ein hei- liger Boden\", welche zu Eröffnung des Schul- jahres gehalten wurde, ſo angeſprochen hat, daß wir Einiges daraus mittheilen. ; E. S< ulz ſagt: „Unſere Jugend iſt ein heili- ger Boden. Sie iſt es wegen ihrer hohen Be- ſtimmung, ihrer heiligen Aufgabe. Unſer Selbſtgefühl ſträubt ſich zwar zunächſt gegen das Zugeſtändniß, daß unſere Ingend eine höhere Beſtimmung, eine herrlichere Aufgabe habe, als wir ſelber. Doch iſt es unbeſtreitbar richtig. Ein tieferer Bli> auf die Entwi>klung des geiſtigen Lebens der Menſchheit zeigt uns das. Was ſchauen wir denn da als überzeugende Wahrheit ? Wir erkennen zu- nächſt, daß jene Meinung thöricht iſt, die uns ver- fündet, es gehe mit unſerem Geſchlechte abwärts. Es iſt das einerſeits die Behauptung Mancher, die im Dunkel ihren Vortheil ſuchen, und anderſeits iſt es eine Schwäche der Alten, daß ſie meinen, in den Tagen ihrer Jugend ſei es doch beſſer geweſen. Die Zeit iſt über ſie hinweggegangen, ſie können ſich in die neue Lage der Dinge nicht finden und ſo ver- fallen Manche in den Fehler, daß der Menſch tadelt und verwirft, was er nicht begreift. Wir erkennen weiter, daß die Anſicht falſch iſt, welche behauptet, das geiſtige Leben der Menſchheit entfalte ſich gleich- zeitig nur in einem oder einigen Völkern. Nationen, heißt es, treten hervor, entwikeln ſich, ſtehen eine Weile in der Blüthe der Kraft und ſchwinden dann wieder. Die Cultur, von Oſt nach Weſt um ven Erdball wallend, bewegt ſich fo im Kreislaufe. Wol iſt es richtig, daß Bölker hervortreten, an der Spitze der Bildung einherſchreiten und dann wieder ſinken. Griechenland und Rom ſind ja uns Allen bekannte Beiſpiele. Aber was dieſe Völker Großes geſchaffen und gezeugt haben in Kunſt, Wiſſenſchaft und edler Sitte, das iſt als eine treffliche Saat in den Boden unſeres deutſchen Volkes getragen und hat hier herr- liche Früchte gebracht Früchte, an denen wir uns laben und erfreuen. Nein, das Grundgeſetz der Geſchichte heißt für Jeden, der nur etwas tiefer blict, Fortſ<ritt, beſtändigerFort- ſch ritt, ungeachtet aller zeitweiligen Stillſtände und Rückſchritte. Aus der tiefſten Unwiſſenheit und faſt thieriſchen Rohheit hat fich das Menſchenge- \\<le<t erhoben von einer Stufe zur andern. Im- mer herrlicher find die Schäße des Wiſſens erſchloſ- ſen worden, immer tiefer hat die Sitte den Zeiten ihren Stempel aufgeprägt. Erfindung reiht ſich an Erfindung, Entde>ung an Entdeckung. Immer ge- nauer hat man der Natur ihr Weſen abgelauſcht, immer mehr ihren Widerſtand überwunden, immer ſchöner ihre Kräfte dem Menſchen dienſtbar gemacht. Und in dieſem Ringen da haben ſich die Anlagen des SC ale kim m ka m = Erdenfohnes immer mehr entfaltet, ſo daß, wenn wir hinbliken auf das, was der Menſchengeiſt Alles geſchaffen hat und in unſeren Tagen ſchafft, was er gedacht hat und in unſeren Tagen denkt, wir erſtau- nen ob ſeiner Größe und erſchüttert ſind in ver Er- kenntniß, daß wir dieſe Herrlichkeit wol bewundern, aber nicht begreifen können. Iſt aber fo das Grund- geſeß in der Entwicklung der Völker und des Ge- ſc<lechtes Fortſchritt, trägt ein Jahrzehent das fol- gende in ſeinem Buſen und ein Jahrhundert das andere in ſeinem Schooße ; find lawinengleich die Errungenſchaften des geiſtigen Strebens angeſchwol- len; iſt es die Jugend, in welche die Frucht tauſend- und abertauſendjähriger Entwieklung wieder als Saat hineingeſtreut werden muß: dann wird Jeder, dann wird auch der ſelbſtſüchtigſte Geiſt bekennen müſſen: Die Zugend iſt heiliger Boden wegen ihrer hohen Aufgabe. Und nun erſt unſere Zeit, unſer Volk, unſere Ju- gend! Wir, ein Volk von Denkern genannt und von den Spöttern ein Volk von Träumern, wir ſind zu einer Nation entfaltet, die handelt, die gewaltige Thaten vollbringt. Wir, über deren Unentſchiedenheit man ſich beluſtigte, haben angefangen, in kühner Ent- ſc<loſſenheit aufzutreten. Wir, dem ſchlafenden Löwen gleich, ähneln nun dem aufgerüttelten. Wir, bemit- [eidet- und oft verhöhnt, ſtehen da geachtet [und ge- fürchtet. Wir, ein Geſchlecht von Nachgebornen ge- nannt, die an dem Glanze der Vergangenheit ſich weiden und von den Errungenſchaften der dahinge- gangenen großen Geiſter zehren, erweiſen uns ſelbſt großer Gedanken und hoher Thaten fähig. Unſere Zeit -- eine Periode der Erſchlaffung und des Ueberganges genannt — zeigt ſich als eine Zeit herr» lichen Aufſchwunges, fruchtbarer, weit hinausſchauen=- der, fernhin wirkender Ideen. Wieviele neue Gedanken auf dem Gebiete des Wiſſens! Welche mächtigen, tiefgreifenden Anregungen in religiöſer Hinſicht! Wie viel herrliche Pläne auf dem wirthſchaftlichen Gebiete, um dem Elend entgegen zu wirken und das Wohlſein und den Wohlſtand Aller zu fördern ! Aber das ſind vielver- ſprechende Anfänge, folgenreiche Pläne, mehr oder weniger ſchwierige Aufgaben. Und die meiſten ſind derartig, daß wir fie nicht mehr zum Abſchluß brin- gen können, viele, daß wir gegenwärtig\" Geſchlecht ſie nur wenig zu fördern vermögen, denn langſam reiſt die Saat des Großen und Edlen. Wer hat die ſchöne, aber ſchwere Aufgabe, das Errungene feſtzu- halten und auszugeſtalten, das Begonnene weiter zu Feuilleton, Specielle Lichtphänomene. 8. Fluorescenz-Erſcheinungen entſtehen durch eigen- thümlich oscillirende Bewegungen in gewiſſen Kör- pern, welche auf unſer Auge jenen Reiz ausüben, den man mit dem Worte Licht bezeichnet. Dieſes Licht iſt jedoch kein erborgtes. Es iſt ein ſelbſtſtändig ſich entivi>elndes Lichtphänomen und muß darum als eine Quelle des Lichtes bezeichnet werden. Die mit der Fluorescenz eng verwandte Erſcheinung der Phosphorescenz iſt eine unter nicht unbedeutender Temperaturerhöhung vor ſich gehende ſelbſtſtändige Lichtentwilung; man könnte fagen, beide Erſcheinun- gen ſeien vermählte, Das Erregen der Fluorescenz Tann dur< Erwärmen geſchehen, wobei jedoch nur eine Verſtärkung der in den Atomen ſchon herrſchen- den Aetherſchwingungen erreicht werden oder über- haupt durch den Einfluß ſtrahlender Lichtmittel. Ein großer Theil unſerer modernen Phyſiker hat ſich mit dieſem Thema beſchäftigt. Es- ſind dabei zahlreiche Fragen aufgetaucht. Eine dieſer Fragen iſt diejenige, ob Strahlen von niederer Brechbarfeit in ſolche höherer Brechbarkeit im Sinne der Fluorescenz um- wandelt werden können. Von dem Gegentheile iſt man bereits ſeit längerer Zeit im Klaren und Ems- mann hat dafür die Bezeichnung p oſitive Fluo- reScenz vorgeſchlagen; für den erſteren Fall jedoch negative Fluorescenz. Von ihm wurde die Be- hanptung aufgeſtellt, daß man vielleicht Strahlenum- wandlungen auffinden könnte, 1 4 ßerung der Brechbarkeit ſtattfände, allein es iſt bis jezt die Möglichkeit einer ſolchen negativen Fluores- cenz noch nicht experimental nachgewieſen worden. Tyndall rief allerdings im Brennpunkte unſicht- barer Wärmeſtrahlen Glühphänomen hervor, dieſelben ſind jedoch nicht als Fluorescenzerſcheinungen zu be- trachten, indem ſolche im Momente des Zuſammen- treffens ver erregenden Strahlen mit dem fluoresci- renden Körper beginnen, jenes Glühen jedoch erſt dann ſeinen Anfang nahm, als der Körper ſchon ſehr heiß geworden war. Die Fluorescenz dauert ſo lange, als der Körper der Beſtrählung ausgeſekt bleibt, die Phosphorescenz des Flüßſpathes z. B. ſchwächt ſich aber bei ungeänderter Wärmebeſtrahlung ab und hört endlich ganz auf. Der Vorgang des 'Fluorescirens vollzieht ſich zum großen Theil an der Oberfläche der Körper und zwar in Folge der Be- ſtrahlung, hingegen das Phosphoresciren von der Temperatur der Wärme abhängig iſt. C. Bohn ver- öffentlichte in ven Poggendorff'ſ<en Annalen der Phyſik und Chemie eine Reihe intereſſanter gründ- licher Verſuche, um damit den Beweis zu liefern, daß eine negative Fluorescenz noch nicht erwieſen iſt. Er brachte unter Andern ein Stück leicht phospho- rescirenden Flußſpathes in ein kaltes Steinfalzkäſt- chen, das er ſodann in den Heizraum eines Ofens ſtellte, woſelbſt der Flußſpath noch zwei- Minuten leuchtete. Sobald dies eintrat, hing er das leuch- tende Mineral in ein kaltes Glaskäſtchen, das eben- falls in die heiße Ofenröhre geſtellt wurde, hier aber verſhwand das Glühen beinahe augenblicklich und begann erſt nah 10 Minuten wieder. Und nun wurde der no< leuchtende Kryſtall in das mitt- lerweile abgekühlte Steinſalzkäſtchen gebracht, wo er erloſch, aber nach 23, Minuten zu leuchten wieder wobei eine Vergeö- Sesam: Bohn zieht hieraus den Schluß, daß unter EE ZZ Vorausſezung, die Strahlen ſeien die Urſache des Glühens, es nicht begreiflich wäre, warum das Leuch- ten verſchwindet, wenn man das leuchtende Mineral vom Glaskäſthen in das Steinſalzkäſthen bringt, wo die Strahlen einen noch. nicht leichteren Durch- tritt haben; hingegen dieſe Beobachtung wol er- flärlih wird, wenn die Temperaturerhöhung die Veranlaſſung des Glühens iſt, man es alſo mit Phosphorenz zu thun hat und von einex directen Strahlenumwandlung nicht die Rede ſein kann. Fer- ners wurde beim Auflegen von Flußſpathkryſtallen auf eine Platte im Finſtern beobachtet, wie das phosphorescirende Leuchten zuerſt zunahm, dann ſ<wächer wurde und, endlich ganz erloſch, ja, wenn die Erhitzung bedeutend wurde, das Mineral die Eigenſchaft des Phosphorescirens ganz einbüßte. Aehnlich wiederholte Verſuche in dunkler Nacht nö- thigten Bohn die Ueberzeugung auf, daß gelber Flußſpath durch Erwärmen allein phosphoresciren kann, ohne vorher erfolgter Lichtbeſtrahlung, wie dies früher von mehreren Phyſikern auf das beſtimmte beſtritten wurde. Grotthuß hat gelegentlich einſchlä- giger Unterſuchungen mit Nertſchinsker röthlich-vio- lettem Flußſpath bemerkt, daß Leuchtſteine bei der Phosphorescenz nur jenes Licht entwieln, das ſie irgend einmal bei Beſtrahlung aufgenommen hatten, was jedoch nicht der Fall iſt, va ein lang andau- erndes Leuchten denn do< auch einen bedeutenden Lichtvorrath erſchöpfen müßte, dem aber dic Gleich- mäßigkeit eines zehnſtündigen Phosphorescirens wi- derſpricht. Keineswegs iſt zum Erregen von Phos- phorescenz die Vermehrung der Strahlenſtärke bis zu einer gewiſſen Grenze nöthig, ſie hängt lediglich von der Temperatur ab, während dies bei Fluores- cenzerſcheinungen nicht ſtattfindet. Eine Analogie zwiſchen dieſen Erſcheinungen exiſtirt in Bezug ihrer | \n",
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0 | \n", + "Klagenfurter Zettung Mittwoch den ꝛten November 1 8 1 5. * Graͤtz vom 24. Okt. Geſtern Abends ſind Se. Durchlaucht der Herr General der Kavallerie ꝛc. Fuͤrſt von Hohenzollern von der k. k. Armee und ochihrer dortigen ehrenvollen Beſtimmung gluͤcklich wieder hier eingetroffen. (G. 3) Tyrol. Innsbruck vom 21. Okt. Se. Maj. der Kaiſer und Koͤnig geruh⸗ ten auch die Salzwerke zu Hall in Augen⸗ ſchein zu nehmen. Hoͤchſtdieſelben verfüg⸗ — dahin. zwiſchen 7 und 8 Uhr Morgens ahin. — An der Einfahrt zu Hall war ein mit gruͤnen Feſtons gezierter Bogen angebracht, wo Se. k. k. Maj. von dem Magiſtrate, der Geiſtlichkeit der Stadt und der umlie⸗ genden Ortſchaſten, ſo wie von den zahl⸗ reichen dort aufgeſtellten Landſchuͤtzen⸗Kom⸗ pagnien, und einer ſehr großen Volksmenge mit einem das reinſte Gefuͤhl unerſchuͤtterli⸗ cher Treue und Ergebenheit ausſprechenden „Jubel empfangen wurden. Am Eingange des k. k. Salinen⸗Ge⸗ baͤudes, bey nelchem Se. Maj. auszuſteigen geruhten, wurden Hoͤchſtdieſelben von dem geſammten Salinen „Dienſt⸗Perſonale⸗ wie auch von jenem des Oberbergkommiſſa⸗ riats ehrſurchtsvoll erwartet, und bis zum Eintritts⸗Saale begleitet, wo Sr. k. k. Majeſtät von feſtlich—gekleideten mit Blu⸗ men geſchmückten Maͤdchen ein Gedicht uͤber reicht wurde, welches Hoͤchſtdieſelen geruͤhrt und huldvoll anzunehmen geruhten. Hierauf ſuhren Se. Maj. mit Höchſtih ⸗ rer Suite in den Salzberg ein, in welchem die große Schacht (Sternbachin genannt) ſehr ſchoͤn im Brillantfeuer erleuchtet war, und einen aͤuſſerſt uͤberraſchenden Anblick gewaͤh⸗ te. Auch hier wurden Se. Maj. mit lau⸗ lem in dieſem weitem unterirdiſchen Gen oͤl⸗ be wiederhallenden Jubelrufe empfangen, und erklimmten ſohin theils zu Pferde, theils zu Fuße eine ſteile Felſenwand bis u einer von dem Salinen ⸗Gebaͤude noch uͤber eine Stunde entfernten Hoͤhe (das Tyoͤ⸗ rel genannt,) von welcher ſich eine uͤberra⸗ ſchende Ausſicht auf einen großen Theil des Unterinn⸗ und Wippthals, und ſelbſt in die Eisberge des Ober⸗Innthals offnete. Se. Maj. verlieſſen dieſe Berghoͤne nach län⸗ germ Verweilen von zwey Salzarbeitern ge⸗ leitet nahmen die Sudwerke in Augenſchein, und kehrten dann zwiſchen 4 und 6 Uhr Abends in die k. k. Hofburg zurück. Vom 22. Okt. Zum Dankopfer fur das gluͤckliche Ein⸗ treffen Seiner Majeſtaͤt des Kaiſers und Koͤ⸗ nigs unſers hoͤchſiverehrten Landesvaters wurde heute in der Stadtpfarre von dem Magiſtrate und der Buͤrgerſchaft nach einer die Wuͤrde des Gegenſtandes umfaſſenden Predigt ein Le Deum und Hochamt veran⸗ ö altet, bey welchem Se. Maj. ganz unver⸗ 14 Sich einfanden. j. Lanz Nach geendigter feyerlichen Andacht nah⸗ men Se. Majeſtaͤt alle Bureaux der ſaͤmmt⸗ genſchein. Vom 23. Okt. Se. k. k. Maj. beſuchten heute die Mi⸗ litaͤrgebaͤude. — — Vom 25. Okt. Die Localitaͤten der uͤbrigen Civil⸗ Be⸗ hoͤrden wurden geſtern von Se. Maſeſtaͤt gleichfalls beaugenſcheiniget, ſo wie Aller⸗ koͤchſtdieſelben ausſchließend die geſegneten Stunden Ihres Hierſeyns dem Wohle Ih⸗ rer getrenen geliebten Unterthanen landes⸗ väterlich widmeten. Heil Ihm dem Einzi⸗ gen. Unſer nie erloͤſchender Dank lohne moͤglichſt Sein Vaterherz. (B. v. T.) Boͤhmen. Nachrichten aus Prag zufolge waren Se. Majeſtaͤt der Kaiſer von Aiandet am 21. d. M. um Uhr nach Mitternacht dafelbſt ein⸗ getroffen, und hatten, ohne Sich aufzu⸗ lichen Civil⸗Behoͤrden in allerhoͤchſten Au⸗ | \n",
+ " Klagenfurter Zeitung. Pränumerationspreiſe: Im Comptoir halbjährig MAA „8 »— „ Durch die Poſt halbjährig portofrei 6 fl. — kr. Im Comptoir halbjährig unter Couvert 6 » 50 » Donnerstag den 24. Februar Die Garmond⸗Zeile oder deren Raum für 1 mal 6 kr., für 2 mal 8 kr., für 3 mal 10 kr. — Inſer⸗ Inſertionsgebühr: 1870 tionsſtempel jedesmal 30 kr. Träger des Culturchriſtenthums. Wir waren oft in der Lage, zu betonen, daß der Kern des Chriſtenthums ein unzerſtörbarer ſei, indem es in ſeiner Reinheit alle berechtigten Cultur⸗ und Socialtriebe des Menſchen wenigſtens in der Anlage enthält, und ihnen die freieſte Entfaltung geſtattet. Aber die hiſtoriſchen Ausgeſtaltungen, die Veräuße⸗ rungen des Chriſtenthums manifeſtiren einen größe⸗ ren oder geringeren Abfall von dieſer urſprünglichen Reinheit und der Geiſt des Chriſtenthums unterliegt endlich den Formen der Confeſſionen. Ja, die dieſe For⸗ men modelnden Kräfte, zum großen Theile Geſell⸗ ſchaftskaſten und Parteicombinationen entſtammt, welchen das Chriſtenthum nicht Selbſtzweck, ſondern nur das Mittel zur Befriedigung übermüthiger Herr⸗ ſchaftsgelüſte iſt, greifen oft ſo weit, daß der Geiſt änzlich vernichtet wird und die Form zu einem kirchlichen Abſolutismus craſſeſter Art erſtarrt. Ein ſolches Experiment im größten Maßſtabe iſt das ge⸗ genwärtige römiſche Concil, das aber auch im Klei⸗ nen Nachahmung in den norddeutſchen Provinzial⸗ ſhnoden, in dem wiſſenſchafts⸗ und hiedurch ſtaats⸗ feindlichen Knackthum ꝛc. findet. Aber zu jeder Zeit hat es auch unter den geiſtlichen Lehrern der Confeſ⸗ ſionen Männer gegeben, welche die allgemeine Aufgabe des Chriſtenthums, die Culturaufgabe, in ihrer Reinheit zu erfaſſen ſuchten, und welche die dogmatiſchen Schranken überſprangen oder, wenn ſie nicht hiezu den vollen geiſtigen Muth oder die volle Unbefangenheit hatten, doch wenigſtens über dieſe Schranken hinaus die Hand Allen reichten, welche auf eine gemeinſame Entwicklung der Menſchheit hin⸗ arbeiteten. Einen ſolchen Mann verehren jetzt auch die ſtrenggläubigen Katholiken in Döllinger, dem „Prieſter ohne Furcht und Tadel“, deſſen Vor⸗ bild ein Weſſenberg iſt; ſolche Erſcheinungen treten nicht ſelten in der proteſtantiſchen Kirche ſich an verſchiedenen Orten auf. Als einen Mann dieſer Richtung, der die Confeſſion durch die unverküm⸗ merte Humanität zu adeln ſucht, begrüßen wir den Grazer Prediger E. Schulz, von dem unter dem paſſenden Titel: „Prüfet Alles!“ zwei Predigten vorliegen, und hievon uns namentlich die erſte: „Unſere Jugend iſt ein hei⸗ liger Boden“, welche zu Eröffnung des Schul⸗ jahres gehalten wurde, ſo angeſprochen hat, daß wir Einiges daraus mittheilen. E. Schul ein heili⸗ Jeuilleton. Specielle Lichtphänomene. 8. Fluorescenz⸗Erſcheinungen entſtehen durch eigen⸗ thümlich oscillirende Bewegungen in gewiſſen Kör⸗ pern, welche auf unſer Auge jenen Reiz ausüben, den man mit dem Worte Licht bezeichnet. Dieſes Licht iſt jedoch kein erborgtes. Es iſt ein ſelbſtſtändig ſich entwickelndes Lichtphänomen und muß darum als eine Quelle des Lichtes bezeichnet werden. Die mit der Fluorescenz eng verwandte Erſcheinung der Phosphorescenz iſt eine unter nicht unbedeutender Temperaturerhöhung vor ſich gehende ſelbſtſtändige Lichtentwicklung; man könnte ſagen, beide Erſcheinun⸗ gen ſeien vermählte. Das Erregen der Fluorescenz kann durch Erwärmen geſchehen, wobei jedoch nur eine Verſtärkung der in den Atomen ſchon herrſchen⸗ den Aetherſchwingungen erreicht werden oder über⸗ haupt durch den Einfluß ſtrahlender Lichtmittel. Ein großer Theil unſerer modernen Phyſiker hat ſich mit dieſem Thema beſchäftigt. Es ſind dabei zahlreiche Fragen aufgetaucht. Eine dieſer Fragen iſt diejenige, ob Strahlen von niederer Brechbarkeit in ſolche höherer Brechbarkeit im Sinne der Fluorescenz um⸗ wandelt werden können. Von dem Gegentheile iſt man bereits ſeit längerer Zeit im Klaren und Ems⸗ mann hat dafür die Bezeichnung poſitive Fluo⸗ rescenz vorgeſchlagen; für den erſteren Fall jedoch negative Fluorescenz. Von ihm wurde die Be⸗ hanptung aufgeſtellt, daß man vielleicht Strahlenum⸗ wandlungen auffinden könnte, wobei eine Vergrö⸗ z ſagt: „Unſere Jugend iſt Und in dieſem Ringen da haben ſich die Anlagen des! halten und auszugeſtalten, das Begonnene weiter zu —iIſ qxKI I i·⁸ ·,UIh¹i1⁶ß1h] yôimmH— —X ——TA——————H—HKAUUUUUUe—‚ ger Boden. Sie iſt es wegen ihrer hohen Be⸗ ſtimmung, ihrer heiligen Aufgabe. Unſer Selbſtgefühl ſträubt ſich zwar zunächſt gegen das Zugeſtändniß, daß unſere Ingend eine höhere Beſtimmung, eine herrlichere Aufgabe habe, als wir ſelber. Doch iſt es unbeſtreitbar richtig. Ein tieferer Blick auf die Entwicklung des geiſtigen Lebens der Menſchheit zeigt uns das. Was ſchauen wir denn da als überzeugende Wahrheit? Wir erkennen zu⸗ nächſt, daß jene Meinung thöricht iſt, die uns ver⸗ kündet, es gehe mit unſerem Geſchlechte abwärts. Es iſt das einerſeits die Behauptung Mancher, die im Dunkel ihren Vortheil ſuchen, und anderſeits iſt es eine Schwäche der Alten, daß ſie meinen, in den Tagen ihrer Jugend ſei es doch beſſer geweſen. Die Zeit iſt über ſie hinweggegangen, ſie können ſich in die neue Lage der Dinge nicht finden und ſo ver⸗ fallen Manche in den Fehler, daß der Menſch tadelt und verwirft, was er nicht begreift. Wir erkennen weiter, daß die Anſicht falſch iſt, welche behauptet, das geiſtige Leben der Menſchheit entfalte ſich gleich⸗ zeitig nur in einem oder einigen Völkern. Nationen, heißt es, treten hervor, entwickeln ſich, ſtehen eine Weile in der Blüthe der Kraſt und ſchwinden dann wieder. Die Cultur, von Oſt nach Weſt um den Erdball wallend, bewegt ſich ſo iut Kreislaufe. Wol iſt es richtig, daß Völker hervortreten, an der Spitze der Bildung einherſchreiten und dann wieder ſinken. Griechenland und Rom ſind ja uns Allen bekannte Beiſpiele. Aber was dieſe Völker Großes geſchaffen und gezeugt haben in Kunſt, Wiſſenſchaft und edler Sitte, das iſt als eine treffliche Saat in den Boden unſeres deutſchen Volkes getragen und hat hier herr⸗ liche Früchte gebracht Früchte, an denen wir uns laben und erfreuen. Nein, das Grundgeſetz der Geſchichte heißt für Jeden, der nur etwas tiefer blickt, Fortſchritt, beſtän diger Fort⸗ ritt, ungeachtet aller zeitweiligen Stillſtände und Rückſchritte. Aus der tiefſten Unwiſſenheit und faſt thieriſchen Rohheit hat ſich das Menſchenge⸗ ſchlecht erhoben von einer Stufe zur andern. Im⸗ mer herrlicher ſind die Schätze des Wiſſens erſchloſ⸗ ſen worden, immer tiefer hat die Sitte den Zeiten ihren Stempel aufgeprägt. Erfindung reiht ſich an Erfindung, Entdeckung an Entdeckung. Immer ge⸗ nauer hat man der Natur ihr Weſen abgelauſcht, immer mehr ihren Widerſtand überwunden, immer ſchöner ihre Kräfte dem Menſchen dienſtbar gemacht. ßerung der Brechbarkeit ſtattfände, allein es iſt bis jetzt die Möglichkeit einer ſolchen negativen Fluores⸗ cenz noch nicht experimental nachgewieſen worden. Tyndall rief allerdings im Brennpunkte unſicht⸗ barer Wärmeſtrahlen Glühphänomen hervor, dieſelben ſind jedoch nicht als Fluorescenzerſcheinungen zu be⸗ trachten, indem ſolche im Momente des Zuſammen⸗ treffens der erregenden Strahlen mit dem fluoresci⸗ renden Körper beginnen, jenes Glühen jedoch erſt dann ſeinen Anfang nahm, als der Körper ſchon ſehr heiß geworden war. Die Fluorescenz dauert ſo lange, als der Körper der Beſtrahlung ausgeſetzt bleibt, die Phosphorescenz des Flußſpathes z. B. ſchwächt ſich aber bei ungeänderter Wärmebeſtrahlung ab und hört endlich ganz auf. Der Vorgang des Fluorescirens vollzieht ſich zum großen Theil an der Oberfläche der Körper und zwar in Folge der Be⸗ ſtrahlung, hingegen das Phosphoresciren von der Temperatur der Wärme abhängig iſt. C. Bohn ver⸗ öffentlichte in den Poggendorff'ſchen Annalen der Phyſik und Chemie eine Reihe intereſſanter gründ⸗ licher Verſuche, um damit den Beweis zu liefern, daß eine negative Fluorescenz noch nicht erwieſen iſt. Er brachte unter Andern ein Stück leicht phospho⸗ rescirenden Flußſpathes in ein kaltes Steinſalzkäſt⸗ chen, das er ſodann in den Heizraum eines Ofens ſtellte, woſelbſt der Flußſpath noch zwei Minuten leuchtete. Sobald dies eintrat, hing er das leuch⸗ tende Mineral in ein kaltes Glaskäſtchen, das eben⸗ falls in die heiße Ofenröhre geſtellt wurde, hier aber verſchwand das Glühen beinahe augenblicklich und begann erſt nach 10 Minuten wieder. Und nun wurde der noch leuchtende Kryſtall in das mitt⸗ lerweile abgekühlte Steinſalzkäſtchen gebracht, wo er erloſch, aber nach 2 ¾ Minuten zu leuchten wieder begann. Bohn zieht hieraus den Schluß, daß unter Erdenſohnes immer mehr entfaltet, ſo daß, wenn wir hinblicken auf das, was der Menſchengeiſt Alles geſchaffen hat und in unſeren Tagen ſchafft, was er gedacht hat und in unſeren Tagen denkt, wir erſtau⸗ nen ob ſeiner Größe und erſchüttert ſind in der Er⸗ kenntniß, daß wir dieſe Herrlichkeit wol bewundern, aber nicht begreifen können. Iſt aber ſo das Grund⸗ geſetz in der Entwicklung der Völker und des Ge⸗ ſchlechtes Fortſchritt, trägt ein Jahrzehent das fol⸗ gende in ſeinem Buſen und ein Jahrhundert das andere in ſeinem Schooße; ſind lawinengleich die Errungenſchaften des geiſtigen Strebens angeſchwol⸗ len; iſt es die Jugend, in welche die Frucht tauſend⸗ und abertauſendjähriger Entwicklung wieder als Saat hineingeſtreut werden muß: dann wird Jeder, dann wird auch der ſelbſtſüchtigſte Geiſt bekennen müſſen: Die Jugend iſt heiliger Boden wegen ihrer hohen Aufgabe. Und nun erſt unſere Zeit, unſer Volk, unſere Ju⸗ gend! Wir, ein Volk von Denkern genannt und von den Spöttern ein Volk von Träumern, wir ſind zu einer Nation entfaltet, die handelt, die gewaltige Thaten vollbringt. Wir, über deren Unentſchiedenheit man ſich beluſtigte, haben angefangen, in kühner Ent⸗ ſchloſſenheit aufzutreten. Wir, dem ſchlafenden Löwen gleich, ähneln nun dem aufgerüttelten. Wir, bemit⸗ leidet und oft verhöhnt, ſtehen da geachtet lund ge⸗ fürchtet. Wir, ein Geſchlecht von Nachgebornen ge⸗ nannt, die an dem Glanze der Vergangenheit ſich weiden und von den Errungenſchaften der dahinge⸗ gangenen großen Geiſter zehren, erweiſen uns ſelbſt großer Gedanken und hoher Thaten fähig. Unſere Zeit — eine Periode der Erſchlaffung und des Ueberganges genannt — zeigt ſich als eine Zeit herr⸗ lichen Aufſchwunges, fruchtbarer, weit hinausſchauen⸗ der, fernhin wirkender Ideen. Wieviele neue Gedanken auf dem Gebiete des Wiſſens! Welche mächtigen, tiefgreifenden Anregungen in religiöſer Hinſicht! Wie viel herrliche Pläne auf dem wirthſchaftlichen Gebiete, um dem Elend entgegen zu wirken und das Wohlſein und den Wohlſtand Aller zu fördern! Aber das ſind vielver⸗ ſprechende Anfänge, folgenreiche Pläne, mehr oder weniger ſchwierige Aufgaben. Und die meiſten ſind derartig, daß wir ſie nicht mehr zum Abſchluß brin⸗ gen können, viele, daß wir gegenwärtig' Geſchlecht ſie nur wenig zu fördern vermögen, denn langſam reift die Saat des Großen und Edlen. Wer hat die ſchöne, aber ſchwere Aufgabe, das Errungene feſtzu⸗ Vorausſetzung, die Strahlen ſeien die Urſache des Glühens, es nicht begreiflich wäre, warum das Leuch⸗ ten verſchwindet, wenn man das leuchtende Mineral vom Glaskäſtchen in das Steinſalzkäſtchen bringt, wo die Strahlen einen noch nicht leichteren Durch⸗ tritt haben; hingegen dieſe Beobachtung wol er⸗ klärlich wird, wenn die Temperaturerhöhung die Veranlaſſung des Glühens iſt, man es alſo mit Phosphorenz zu thun hat und von einer directen Strahlenumwandlung nicht die Rede ſein kann. Fer⸗ ners wurde beim Auflegen von Flußſpathkryſtallen auf eine Platte im Finſtern beobachtet, wie das phosphorescirende Leuchten zuerſt zunahm, dann ſchwächer wurde und endlich ganz erloſch, ja, wenn die Erhitzung bedeutend wurde, das Mineral die Eigenſchaft des Phosphorescirens ganz einbüßte. Aehnlich wiederholte Verſuche in dunkler Nacht nö⸗ thigten Bohn die Ueberzeugung auf, daß gelber Flußſpath durch Erwärmen allein phosphoresciren kann, ohne vorher erfolgter Lichtbeſtrahlung, wie dies früher von mehreren Phyſikern auf das beſtimmte beſtritten wurde. Grotthuß hat gelegentlich einſchlä⸗ giger Unterſuchungen mit Nertſchinsker röthlich⸗vio⸗ lettem Flußſpath bemerkt, daß Leuchtſteine bei der Phosphorescenz nur jenes Licht entwickeln, das ſie irgend einmal bei Beſtrahlung aufgenommen hatten, was jedoch nicht der Fall iſt, da ein lang andau⸗ erndes Leuchten denn doch auch einen bedeutenden Lichtvorrath erſchöpfen müßte, dem aber die Gleich⸗ mäßigkeit eines zehnſtündigen Phosphorescirens wi⸗ derſpricht. Keineswegs iſt zum Erregen von Phos⸗ phorescenz die Vermehrung der Strahlenſtärke bis zu einer gewiſſen Grenze nöthig, ſie hängt lediglich von der Temperatur ab, während dies bei Fluores⸗ cenzerſcheinungen nicht ſtattfindet. Eine Analogie zwiſchen dieſen Erſcheinungen exiſtirt in Bezug ihrer | \n",
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