Tagebuch von Andreas Okopenko, 01.08.1950-31.08.1950 - Digitale Edition Okopenko Andreas TezarekLaura HerberthArno HebenstreitDesiree EnglerthHolger Digitalisierung TezarekLaura Transkription HerberthArno Formale Codierung HerberthArno Semantische Codierung HerberthArno HebenstreitDesiree Stellenkommentar HerberthArno Korrektur HebenstreitDesiree Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF P 28344 Einzelprojekte InnerhoferRoland Version 2.0 Austrian National Library
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o:oko.tb-19500801-19500831
Vienna Austrian National Library Literary Archive 399/W151/2 AC14414043 Z148513208 Papier 20 Blatt Tagebuch in Form loser Blätter Von Andreas Okopenko mit Schreibmaschine geschriebener Text. Von Andreas Okopenko mit der Hand geschriebener Text. Vorgedruckter Text unbekannter Hand. Von unbekannter Hand handschriftlich geschriebener Text. Von unbekannter Hand maschinenschriftlich geschriebener Text.
Dienstag, 1.8.1950:

Früh wieder etwas neblig, tags trüb, sehr schwül. Sehr zeitig auf, wieder vergebliche Telephonanrufe. Mama ging mit Fini auf die Linzerstraße, ich machte die letzten Reinschriften für den Almanach. Schrieb mir einige Gedichte aus dem "Plan" heraus.

Zu Tante ins Rudolf-Spital gefahren. Es war besser, als wir angenommen hatten. Vielleicht kommt sie noch diese Woche heraus. Frau Stowitschek getroffen, ziemlich fad mit der. Pfirsiche gekauft f r ü r Tante. Mama fuhr heim, ich ging durch die Stadt in die "Neuen Wege".

Nachmittag: furchtbar heiß, klar. Großer Durst. Unterwegs traf ich den "Syphilis-Portier" aus der Reitschulgasse. NW: Häußler schlägt Zusammenarbeit mit dem Österreichischen College vor, Eisenreich kam nicht. Altmann, Artmann, Hauer, Kein, Polakovics. Hauer hatte erstmals rotlackierte Nägel. Neueingereichte Lyrik rezensiert, viel geblödelt, heimspaziert.

Einer Hilde "Schinko Hilde" imponieren die Polakovics- und meine Gedichte, wie sie im Begleitbrief zu ihrer Einsendung schreibt.

Daheim noch Bier getrunken, hoch angenehm, Schnitz e l. Ich ruhe mich gut aus, dieser Tage.

Mittwoch, 2.8.:

Um 5 Uhr auf, um Paul anzurufen. Noch nichts über Tantes Operation entschieden.

Wahrscheinlich assoziativ (wegen des Augusts und gewisser Erinnerungen an frühe Morgenstunden) fühlte ich erstmals irgendwie herbstlich. Zeitig mit Mama die Wientalstraße entlang spaziert. Übers Büro PHG geplau-dert, gegrübelt bis zum Existentialismus. Nachher das Grübeln auf Papier weitergetrieben. Tiefpunkt. Teils gegrübelt am Nachmittag, teils philosophisch geplaudert, teils im "Plan" gelesen. Ich las Mama böhmische Moder-nisten vor, die ihr besser als manches andere gefielen. Von Tante erfahren: Von morgen an habe ich Dienst in ihrer Firma! Kein gutes Vorgefühl.

Al Ar Ha Ke Ok Po Anders - - - - ja? anderes einsenden, bitte maschin-geschrieben. Wenn du nicht - JA - - ja anderes einsenden, bitte maschin-geschrieben. Gespräch - JA - - ja anderes einsenden, bitte maschin-geschrieben. Das hast du ... - JA - - ja anderes einsenden, bitte maschin-geschrieben.
SCHINKO: Ihre Art beibehalten, nicht v. vorn anfangen!! nicht entmutigen i. Gegenteil! AOk Pol

Prosa einschicken, aber maschinenschrift. weiter mach machen , echter werden nicht AOK und Pol kopieren kürzer u. gehalts-reicher werden

EMH einladen Art (hcA) hab's nit verstanden Ke
Unter dem Druck der sozialistischen Gewaltmethoden: Leopold dankt im September 1951 ab Uebertragung der königlichen Vollmachten an den Kronprinzen Baudouin Rückseite des Zeitungsartikels
Früher Morgen, nachdem die enttäuschenden Ferientage mit ihrer zuletzt ungern gesehnen Hitze entschwunden sind, im Herbst. Zunächst draußen: der Geruch nach Blattfeuchte Holz Rauch geschwärztem Gras Sulfur - erste s Aufsteigen von Zigaretten Dann: der Kaffee er duftet in den leeren Magen. Vom Nachtdienst heimfahrende Krankenschwester, robustes Gesicht, blondes Haar ein Sack, hellblaues Kleid (zivil) nüchtern. Langsamen ein Arbeiter und trippelnden schnelleren Schritts eine Beamtin eine junge aufgeputzte treffen einander überholen sich dann. Der Arbeiter s paßt m it seinen Blicken. Die Beamtin ignoriert ihn (es geht ihr übrigens nicht gut mit Gesundheit und Geld, beim Chef ist sie noch die Null, aber das Wasserstoffblond muß sie zu ihrem Stolz haben, ohne das ist sie fühlte sie sich wie ein Arbeitstier) Der Arbeiter möchte ich sein, nicht aber irgend die Beamtin oder Beamter irgend einer. Der anbrechende Herbst gehört ohne Zweifel denen. denen. Wo ist der Frühling, der den Schülern gehört e hat ? Bis Juli fühl ich mich in den Ferien wohl Wenn ich arbeite wo, mal und können mich diese Gedanken vorher um die Morgenzeit recht eigen stimmen. Mit dem Arbeiten dann, mit ein paar Worten des Planens, ist dann das Gefühl weg, und ich stehe mittendrin in der Arbeit, ohne mein eigenes Leben aufzugeben und etwa meine innere Haltung zu verleugnen. Im Chemischen freilich Dienstag vor unsern Redaktionssitzungen komme ich etwas aus der Arbeit., Immer mehr denke ich, daß das Literarische meine einzige Berufung sein dürfte.
2 immer wieder dasselbe. In Licht und Finsternis." Nachdem Lilly, wie sie sich genannt hatte, gestorben war an der Geburt ihres ersten Kindes, das sie ihrem Mann schenken wollte wie ein Portem i o nnaie auf dem drauf steht:Das was wir in der Jugend denken Ist alles umsonst, Das ist alles umsonst, und:Was Bestand hat, ist so, dass man es nicht nennen sollte, um keinen Preis nennen sollte, weil alles Vergangene zugeschüttet wird wie ein See zu einem seichten Tümpel und:See, See, wo sind deine Krebse geblieben, deine schönen, seltenen, zweisamen ...? Nachdem Lilly, wie sie sich genannt hatte, in einer medizinisch durchaus klaren Weise gestorben war, Ging Emil, der sie eine Zeit gekannt hatte, zu einem offenen Fenster und fragte folgendes: "Wo bist du geblieben? Das andere von dir: das Ge f h offte /Das was wir uns erhofften, erinnerst du dich ...

2 Auch das ist Arbeit. (Denn Arbeit braucht nicht ( stur getan zu sein als Bedingung.)

Notiert 2 8 50

Donnerstag, 3.8.:

"Käsheymer" (Altmanns Bezeichnung für einen spießerischen Beamten).

Mit den Grübeleien, die lästig und oft wieder un-wichtig scheinen, in Konflikt wie im September des vorigen Jahres.

9 Uhr: Dienstantritt in der PHG. Es war sehr harmlos, der Dienst sehr angenehm, die Behandlung gut.

Es regnete.

Nach Büroschluß die Post.

Zuhaus eigentümlich. Tante und Onkel waren da, übernachteten jedoch nicht. Das Mädel von vis- á à -vis hat den ganzen Sonntag aus dem Fenster geschaut.

Mich wohler gefühlt. Schnitzel und Bier. Fast kalt am Abend.

Freitag, 4 8 50:

Das Gegrübel, über Beibehaltung des Revolutionären oder Eingang in die "Lebens-weisheit", zugunsten de s r Revolution abklingen lassen. PHG. Handelskammer-Weg.

Wieder ein angenehmer, beschäftigungsreicher Tag. Ich stelle mich, scheint es, sehr gut an.

Für Steger 9 Seiten Gutachten geschrieben.

Post: Erlagscheine.

Die Arbeit im Büro macht mir keine Schwierigkeiten. Ich habe keine Angst wie oft im Chemischen.

9 Bestätigungen geschrieben, aus war es erst später ...

Tante war wieder zuhause bei uns. Schnitzel.

Diese Woche keine Adamsgasse ... Wieder übernachtete Tante nicht.

Wärmerer Tag. Schöner.

Sa, 4 5 8 50:

Zeitig auf. Konsum. Vormittag PHG. Tante kam. Im "Plan" gelesen. Abend über die Existenz der Liebe (mit positivem Ergebnis) nach-gedacht. Einiges dazu notiert.

So, 6 8 50:

Nach der Kirche "Das Lied vom Papst" geschrieben.

Sonst den Vormittag hindurch ausgeruht. Tante und Polakovics kamen. Sprach mich über die Grübeleien der letzten Zeit aus. Man soll nicht grübeln, sondern schreiben. Das gibt schon den richtigen Weg. Über das "Zwischen den Zeilen" (auch bei Eliot) als Reiz des Gedichtes. Der Sonntag verging ziemlich rasch und angenehm.

Mo, 7 8 50:

Es wurde heiß. Idee für eine Art "Kritik der Poesie" (Stadtbahn). PHG. Tante war nun wieder im Büro. Weg zur AHK in Dr. Glogers Auto. Aufs Magistratische Amt um Benzin für Steger.

Di, 8 8 50:

Wieder ein heißer Tag. PHG. Rechenmaschine kennengelernt. Weg zur Leykam. Ordnung u.a. Längere Mittagspause. Nachmittag sehr wenig zu tun.

Abend: Neue Wege. Eisenreich die Sachen übergeben. H. Loew kam nicht, Lore Hübel, die Sokol und Gerhard Fritsch kamen. Diskussion: Häußlers ewi i g er Vorschlag der "Technisierung"; ist die Kunst Lebens-funktion oder Handwerk? U.a.

Mit Polakovics und Artmann ein Stück auf dem Heimweg gegangen.

Mi, 9 8 50:

Tantes Geburtstag. Im Büro große Desinfektion, denn Frl. Huber hat Krätze. Mit Tante zu uns heimgefahren. Auch Onkel Paul kam. Wir machten ein Paprika-Essen. Nachher noch Bier geholt.

Do, 10 8 50:

PHG.

Fr, 11 8 50:

PHG. Abend im Bett an L. K. gedacht ... (1946 . ! ) ... eigen ...

Sa, 12 8 50:

Nachmittag besuchte ich Eisenreich im Tivoliheim, wo er durch Jirgals Vermittlung einen Pförtnerposten bekommen hatte. Ich las, im Gras neben ihm E. liegend, dessen Prosa, einen längeren Abschnitt aus "Tage und Träume", mit der Anrufung Elses. Hervorragend gute und offene Dichtung! Ein wenig diskutiert, Dr. Schmeller vom ArtClub kam und Ilse Perl. (Eisenreichs Geliebte.)

Ich bin nach wie vor in einem Schwebezustand.

Mit viel Leuten im 47-er heimgefahren.

Mich drängt es sehr, ein Mädchen zu haben.

Abend Wermut getrunken.

So, 13 8 50:

Wieder ein heißer Tag. Nach der Kirche zu Artmann gefahren. Über Gruselgeschichten geplaudert. Sehr anregend.

Daheim war Tante. Onkel Paul war schon wieder h f ortgefahren.

Tante machte Büroarbeiten, ging dann mit Mama spazieren. Ich schrieb, in angeregtem Zustand, verschiedenes ins reine, bastelte dann tagebuchähnliche Notizen. Als Tante vom Spaziergang zurückkam, gab ich ihr die Spottschrift "Das kulturelle Tagebuch" zum Lesen mit.

Mo, 14 8 50:

Frei. Später aufgestanden. Wenig interessante "Welt am Montag". Frauenmorde. Mama ging mit ihrer Freundin Fini auf die Linzer-straße einkaufen. Ich schrieb ein politisches Gedicht "Die surreali-stischen Künste ..." (Das Lied von der Kunst). Dann wollte es fade werden. Aber ich las im Tagebuch 1947 (auch nachmittag, als Mama zu Fini ging,) und wurde sehr zufrieden. Entschloß mich, das neue Tagebuch doch wieder weiter zu schreiben. Etwa zwei Stunden damit beschäftigt. Schnitzel. Ich bemühte mich um eine ängstliche Erzählung, die nur experimenthaft gelang. In Schreckstimmung und teils in Erinnerungen eingeschlafen.

Di, 15 8 50 (Mariä Himmelfahrt):

Frei. Kirche. Drückende Hitze.

Nachmittag zu Artmann gef h a hren. Die "Neue Wege"-Sitzung entfiel. Regen. Auch von Artmann wenig geholt. Daheim immer noch Frau Stovi c ć ek und Tante. Die waren fad.

Mi, 16 8 50:

Wieder PHG.

Do, 17 8 50:

Nach dem Büro mit Tante in die Adamsgasse gefahren. Zwetschken übernommen, Paul kam, Schnaps getrunken, das Mädchen sehr klein gesehen. Sie verschwand, ich sah sie dann nicht mehr. Sie hält aber sehr nach mir Ausschau, sagt Paul.

Fr, 18 8 50:

Büro.

Sa, 19 8 50 , :

Bis 14h im Büro. Steger kam, zahlte nicht. Darüber waren wir enttäuscht. Von Bernklau Wermut gekauft.

Papierordnung gemacht. Der Tag wurde noch angenehm. Abend Schnitzel, aber in schlechtem Öl.

Große Sehnsucht nach dem Mädchen.

So, 20 8 50:

Es war sehr heiß. Nach der Kirche zu Artmann. Zu ihm kam Besuch: Kriesch und Carlo. Zuerst allgemein debattiert, dann über Sartres Ekel gesprochen, der mich sehr optimistisch machte. Zum Schluß über Freud und Frankl.

Nachmittag ging Tante mit Mama spazieren. Ich trieb CHemie, versuchte auch zu schreiben, aber mir fiel nichts ein. Das Grübeln und die folgende Ruhepause haben meine Dichtungsperiode, die mit den "Neuen Wegen" begonnen hatte, abgeschlossen.

Großer Wunsch nach dem Mädchen.

Mo, 21 8 50:

Frei. Das Totospiel beginnt wieder , .

Ziemlich zeitig auf. Fini kam. Auhof-Spaziergang. Es augustelt, trotz der drückenden Hitze. Wieder gegrübelt (Kriegschuld).

Nachmittag "Einer führt Krieg" geschrieben. Prosa, Mischstil Rilke, Kein, Eisenreich. Thema: Eisenreichs (mündliche) Erzählung, vom Soldaten, der von seinem Kameraden zum Hurenbesuch gezwungen worden war und sich aus Leibeskräften dagegen gewehrt hatte.

Mama ging zu Fini.

Di, 22 8 50:

Tante las im Büro mein "K.T." fertig, das Paul sehr gefallen hatte. - In den "NW" nur Altmann. Dennoch im 13-er Zimmer anregenden Abend gemacht. Diskutierten einige meiner früheren Gedichte, Eliot, verschiedene Dichter unseres Kreises usw.

Mi, 23 8 50:

Früh netter Gerichtssaalbericht (Romeo). Im Büro viel gearbeitet. Nach dem Dienst holte ich mir den "Ekel" von Artmann. Daheim begann ich den Roman zu lesen.

Do, 24 8 50:

Im "Ekel" gelesen. Anregende Stadtbahn immer. Vor dem Büro manchmal rationalistische Eintrübungen, die aber zum positiven Ende durchgekämpft werden. Wieder viel gearbeitet.

Artmann hatte mich zu erreichen versucht. Paprika, Bier.

Fr, 25 8 50:

Ekel. PHG. Weniger zeitfüllend zu tun. Von Wassilewsky kam ein Brief.

Sa, 26 8 50:

Ekel. Letzter Bürotag! Netter Abschied. S 400.-- ausbezahlt bekommen, zu meiner Überraschung. Nach Konditorei-Einkauf mit Tante heim-gefahren. Spät gegessen, Mama war erfreut. Im "Ekel" ein Stückchen gelesen, als ich Tante daraus vorlesen wollte, kam Artmann. Ihm gefiel sehr mein Gruselstück "Heute besuche ich ...", die andere Erzählung las ich ihm nicht vor. Proben aus meinem "Magopiontas", dem uralten Theaterstück, waren ihm peinlich. Über Sonderbares geplaudert. Den Narren simuliert.

BANKVERBINDUNG:

HYPOTHEKEN- UND CREDITINSTITUT WIEN I, HERRENGASSE

Österreichische PAPIER- UND ZELLULOSEEXPORTGESELLSCHAFT mit beschränkter Haftung WIEN III, LOTHRINGERSTRASSE 16

TELEPHON: U 12-4-55 TELEPHON: U 14-0-24

TELEGRAMME:

LINDPAPIER WIEN

Messrs. H. H. Pegg Ltd. Blackfriars House New Bridge Street LONDON E.C.4

Letter-No. 1297/E

OUR REF. Mj./Ok.

Vienna, 24th August, 1950

Re: 50 tons Second Grade Imitation Kraft.

Dear Sirs,

We received your cable dated 23rd August "Rennersdorf 50 tons Second Grade Kraft your cable 21st please make total quantity 31=1/2 x 45 Inches 50 grams L 56 FOB Trieste airmailing order on receipt your cabled acceptance."

and confirm our cable of the same day part of which reads:

"Y l o urs today Rennersdorf Second Grade Kraft okay 25btons prompt 25 tons September ..."

Today we have received news that the mill is going to supply all 50 tons within seven days and we had to cable you therefore as follows:

"Rennersdorf supplying 50 tons Second Grade Kraft within the next week therefore cab k l e urgently marking and shipping instructions."

We are awaiting your ordersheet as soon as ever possible, and remain

yours faithfully

Mit 197 Stimmen der Christlichsozialen: Leopold auf den Thron zurückgerufen 21. Juli 50
Spaak: Kompromiß oder Revolution 28 7 50
Belgische Regierung setzt Truppen ein Sozialisten drohen mit "Marsch auf Brüssel" 30 7 50
KP-Tumult während der Eidesleistung Prinz Baudouin - Regent von Belgien 12 8 50
BELGIEN- KRISE KOREA-
Noten an Moskau und Washington: Indischer Vermittlungsversuch im Koreakonflikt 15 7. 50.
Letzte Meldungen: Der belgische Kommunistenführer Lahaut ermordet
JULI/AUGUST - diesmal bittere Gurken
Ein überraschender Schritt Moskaus Sowjetunion wieder im Sicherheitsrat 29 7 50
Zwischenfall Truman - McArthur: 29 8 50
(1950).
105 Polizisten mußten durch ihn das Leben lassen "Banditenkönig" Giuliano im Kampfe erschossen 6 7 50
Die drei Mörder noch immer in Freiheit 12 7 50
Himberger Mörder
Frauenmörder Zingerle 12 8 50
Mörder Singer 25 8 50
Zerstückelte Leiche im Wienfluß 14 8 50
Der neue Sport -
Fladnitzer Mörder 21 8 50
Ein Brautpaar mit knapper Not dem Tod entronnen Sexualverbrechen im Stadtgebiet von Graz 25 7 50
und einige Schäden:
Gewitterschäden im ganzen Bundesgebiet 7 7 50
Salzburger Festspiele
In der Slowakei brennt eine Erdgasquelle Der Himmel über Wien und Niederösterreich zwei Nächte lang im Widerschein des Brandes 21 8 50
Juli/August 1950.

Gewitter. Dann ging er.

Bei Bernklau Wermut gekauft. Ich blödelte toll und wünschte mir das Mädchen ...

So, 27 8 50:

Heiß. Kirche. Dann zu Artmann gefahren. Er hat seine vier bisher besten Sachen geschrieben! Altmann kam. Lektoratsbündel erhalten, in "Golem" etwas gelesen (J).

Immer noch in jenem unregelmäßigen Zustand, der seit Wochen anhält. Während Tante da war, las ich den "Ekel" zu Ende. Diskussion mit Tante, zuerst unlieb, dann gut.

Artmann war draußen, ich gab ihm den "Ekel" zurück. Sehr netter Nach-mittag und Abend. Vielleicht beginnt bald eine neue Periode für mich.

Mit dem Adamsgasse-Mädel ist's aus ... Ich bin so leer, weil ich kein Mädchen kenne jetzt.

Mo, 28 8 50:

Zum ersten Mal wieder Ordnungen. Mit Mama auf die Linzer-straße. Bier! Wieder drückt die Hitze. Reinschriften.

Nachmittag besuchte Mama die Fini, ich erfüllte meine Lektorpflicht. Heute hat etwas begonnen. Ich bin wieder wie im Frühling dieses Jahres. Habe jetzt lange Zeit nichts geschrieben, nur Prosa versucht und Tomangedichte, die ich nur zu den Nebenprodukten zähle. - Gedichte von Eliot übersetzt. Eliot ist mir so etwas wie x e in Onkel.

Di, 29 8 50:

Wieder sehr heiß, windig. Mit Mama den Auhofsp z a ziergang gemacht. Holler geerntet. Ich grüble nicht mehr. Der Frühling wieder-holt sich in mir, wenn auch der Herbst draußen sich anmeldet. Aber der Herbst gehört mir vielleicht wie der Frühling. Bier unterwegs bei Westermayer.

Nachmittag zu Artmann gefahren. Kriesch kam auch hin. Diskussion über den Surrealismus. D en Wortsalat ausprobiert.

Zu den "Neuen Wegen" kamen außer uns nur Kein und Altmann (der aber bald wieder ging). Wenig interessant. Man merkte nicht, daß in einer Woche Autorentagung ist. Über Hübel etwas geblödelt, aber dennoch nicht viel dran ... Zeitig heim.

Mi, 30 8 50:

Nach dem Konsum schrieb ich vier Seiten Wortsalat. Mama ging allein mit Fini auf die Linzerstraße, ich machte während-dessen Zeitungs- und andere Ordnungen. Mama kaufte der Tante Fini um wenig Geld ein Service ab.

Nachmittag Reinschrift von P-Artikeln. Neuartige metaphysische Gedichte geschrieben, in die Grübelwelle geraten, mit Mama Jenseitiges diskutiert. Kein Wissen kann da helfen, man muß leben und nah dem Sinn.

Alles in sonderbarem Licht gesehen ...

Do, 31 8 50:

Zu Tante in der Früh. Sie fährt morgen aufs Land. -

Heiß, nur in unbewachten Momenten kühl (30, 31) ...

Ich habe jetzt eigentlich gar kein Mädel.

Nachmittag in meinen Gedichten gelesen. Las Mama viel Abgelegtes und Neues daraus vor. Zufrieden damit. Nach dem, (was längere Zeit in Anspruch nahm,) Kastenordnung gemacht. Nach dem Abendessen nichts mehr.

Wir sprechen oft über Mausi jetzt wieder und über mein Begehren nach der "Himbeerroten".