Tagebuch von Andreas Okopenko, 01.07.1950-31.07.1950 - Digitale Edition Okopenko Andreas TezarekLaura HerberthArno HebenstreitDesiree EnglerthHolger Digitalisierung TezarekLaura Transkription TezarekLaura Formale Codierung TezarekLaura Semantische Codierung EnglerthHolger Stellenkommentar EnglerthHolger Korrektur HebenstreitDesiree Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung FWF P 28344 Einzelprojekte InnerhoferRoland Version 2.0 Austrian National Library
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Vienna Austrian National Library Literary Archive 399/W151/1 AC14414040 Z148513105 Papier 28 Blatt Tagebuch in losen Blättern mit Beilagen Von Andreas Okopenko mit der Hand geschriebener Text. Von Andreas Okopenko mit Schreibmaschine geschriebener Text.
Samstag, 1. Juli:

Wieder so heiss.

Konsum, Linzerstrasse, eingekauft. Nun regnete es etwas, auch leicht gewittrig. "Charakteristika" geschrieben.

Meine Mappe durchgeschaut. Letzte Gedichte sind sehr von denen aus der Zeit der "Infinita Vera" unterschieden. Es muss jetzt wieder irgendwie anders weitergehen.

Ich habe, glaube ich, den "Surrealismus" der Artmannschen Prägung überwunden. Ich beschliesse, etwas auszuruhen.

Zeitungsroman von Niklitschek gelesen. Schon trüber, aber noch äusserst schwül. Abends noch ein wenig zum Fenster hinausge-schaut. Grosser Wunsch nach dem Mädel.

Sonntag, 2. Juli:

Wieder äusserst heiss, blauer Himmel. Hundstag. Zu Pol gefah-ren. Er hat Scherereien. Gesprochen interessant. Ihm meine letzten Sachen gezeigt. Ueber unseren Kreis gesprochen.

Zu Pol auch nachmittags. Er zeichnete einen Entwurf für die Bildseite der NW. Ich sah noch einmal die RezRezensionen durch. Geplaudert über Reim, Ungereimtes usw. Er nannte mein "elegisches Protokoll" orphisch. Daheim noch zum Fenster hinausgeschaut. Ich möchte das Mädel ...

Montag, 3. Juli:

Wieder so heiss. In der WaM mein Artikel drin. Hundstag. Konsum. Mit Mama auf die Linzerstrasse. Mappe geordnet. Reinschrift "Einige-Gassen-Gang" Zu Artmann gefahren. Umsonst. Zu Kein gegangen, umsonst, zu Eisenreich umsonst. Heim. Mama war bei Fini. Ich las etwas.

Stimmungskurve

Ordnungen. Aergerlich in der "Furche" gelesen /es wurde unpersönliche, phantastische Dichtung verlangt/. Ich habe es mit der Zeit erreicht, dass ich auch öffentlich ein Revoluzzer und Zerworfener bin.

Ich möchte das Mädel. Zum Fenster geschaut.

Dienstag, 4. Juli:

Hundstag. Kein Konsum. Mit Mama auf die Waidhausen-strasse. Reinschriften.

Nm zu Artmann. Umsonst. Zu Pol, der zeigte mir seine Mappe vom Akademie-Umsturz. Ueber das Bevorstehende der NW gesprochen. Bei MF. In die Versammlung bei wahnsinniger Hitze gefahren.

NW, letzte. Artmann nicht da. "Idealist" vom Oesterreich-Institut /Kulturtagebuch/ kam. Dann HFHorst. Eine Schönbrunner Allee! Nichts für mich: sehr germanistisch und formstur und kalt. Mit Ke und Pol nach Hause. Mit Kein noch lange über das Wahre der Kunst geplaudert. Mit vielen rebellischen Gedanken heim. Der heisseste Abend!

Mittwoch, 5.Juli:

Zeitig auf. Hundstag. Ueber 30 Grad im Schatten, an der Sonne immer 50 Grad. Konsum. Mit Mama und Fini auf die Linzerstrasse. Allein zurück.

Reinschriften. Bier bei Westermayer gekauft. Brütende Hitze über Wien. ZZettel-Ordnung.

Es wird trüb. Zu dichten versucht. "Impression auf dem Lande" geschrieben. Viele Gewitter und Regenfälle. Ich habe grosses Begehren nach dem Mädel. Zum Fenster geschaut. Bis spät am Abend auf. Abends erregte und philos. Gedanken. Man müsste eine "unterbrochene" Dichtung schreiben.

Donnerstag, 6. Juli:

Noch zeitiger auf. Etwas kühler, aber immer noch heiss. Auf der Linzerstrasse kauften wir Weichseln. Die Luft liegt klar. Reinschriften. Zu Eisenreich gefahren /unterwegs Gänschen gesehen, eine aber schon bemalt und arrogant/, erst in die Redaktion, dann zu einem "abstrak-ten Maler", wo ich den Einige-Gassen-Gang vorlas und das eleg. Protokoll u.a. zum Lesen gab. Drei Dackel, reizend.

Ganz nett. Am Rückweg trübte es ein. Dann regnete es.

Daheim ziemlich unbekleidet gesessen, konnte nichts anderes schreiben als "phil." Gedanken /zum Thema der künstlichen Reizausstattung der Frau/. Beim Schreiben mich teilweise geärgert, teilweise wieder ausgeglichen.

Landschaft zu malen versucht.

Gewitter.

Ich möchte so sehr das Mädchen.

Freitag, 7. Juli:

Zeitig auf. Vormittags schön. Konsum. Ich blieb dann da-heim. Die gestrige Idee weitergeführt /Prosa hinter dem Wahnsinn/. Anderes auf der Maschi-ne geschrieben. Ganz nettes Radio.

Eine Vormittagsimpression geschrieben /ange-fangen/. Ein herrlicher Vormittag. Nettes Mädel draussen. Fluidum gefunden. Gegen mittags Eintrübung.

Nm Artmann da. Er hat sich verbessert. /Ich sah ihn nach längerer Zeit wieder./ "Landschaft I-V". Kein kam dazu. Statisten-aussicht beim Film. Geplaudert, das Neueste gezeigt.

Gewitter.

Ich habe grossen Wunsch nach dem Mädel.

Samstag, 8.Juli, Kilian:

Schon etwas kühlerer Morgen. Konsum. Prosa geschrieben /Gelockerte Strukturen/. Pol kam. Er zeigte mir seine Hausarbeit für die Akademie. Konsum /mit ihm/. Ihm gefiel sehr die Prosa hinter dem Wahnsinn. Platzregen. Prosa fortgesetzt. Ich bin jetzt immer in sehr angeregter Stimmung. Ich möchte ein liebes Mädel. Fanatische Abneigung gegen den Formalismus bestimmt meinen Tag.

Gelesen, abends in höchst angeregter Stimmung. Siehe Zettel /"Ich bin von Norden ..."/

Abends erster Weichselschnaps. Draussen abgekühlt. Angenehm, beim Fenster zu stehen.

Sonntag, 9. Juli:

Etwas abgekühlt morgens, aber Schönwetter. Früh schon viel notiert.

Herrlicher Sonnenschein. Reinschrift der Gelockerten Strukturen.

Ausgeruht bei Radio. Etwas fadisiert.

Stimmungskurve

Tante kam. Schönwetter, sehr heiss, hielt sich.

Stimmungskurve
Paul kam. Ueber die Lage gesprochen. Zu Bernklau gegangen. /In den Garten./ Ganz gemütlich. Ueber Gerhards Sorgen gesprochen. Paul lobte die NW. Daheim noch Schnaps.

Wie gross ist mein Wunsch nach dem Mädchen.

Montag, 10. Juli:

Strahlendes Schönwetter. WaM Weigellob. Konsum. Christl dort ge-troffen.

Aeusserst angenehme Stimmung. Reinschriften. Halb 14 in die PHG, zu Tante ins Büro. Angenehme Stadtbahnfahrt. Mama gihng zu Fini. Ich trieb CHemie.

In sehr mädchenbedürftiger Stimmung.

Mama wurde krank. Gewitter abends.

Dienstag, 11. Juli:

Zeitig auf. Verpatzter Kahlenberg mit Tante. /Wir gingen nicht zum vereinbarten Ausflug. Telephon war gestört, Tante sollte kommen, aber sie kam nicht./ Nicht in den Konsum, aber schon sehr zeitig mit Mama auf die Linzerstrasse. Reinschriften und ausgeruht, gelesen und zu dichten ver-sucht. Vm. kühl, Regenwetter.

Nm. Artmann besucht. Er ist von meinen Sachen begeistert. Ganz nett geplaudert. Ein warmer Tag, schön. Der Abend wurde kühl. Zu Fuss in die Redaktion NW. Dort war Altmann, der ist jetzt am Hund. Meine "Tube Himmelblau" hat 50.-/-2. Preis/ gewonnen. Erst geblödelt, dann Gedichte von Kein kritisiert. Diskussion Kein-Eisenreich. Ueber die Wirklichkeiten /Lebens- und Kunst-realität/. Ueber das Erlaubte in der Kunst. Mit Ke und Eis noch spazieren gegangen. Ueber den Almanach geredet, bei dem auch ich mitwirken werde. Ziemlich spät heim.

Mittwoch, 12. Juli:

Sehr zeitig auf. Konsum. Traumstück geschrieben. Mit Mama auf die Linzerstrasse zu einem Altwarenhändler. Dort eine sportliche Burschenjacke gekauft um die gestrigen 50.-- Schilling. Zu Sperlichs, Gedichte zurückgeholt. Er selbst ist in Italien, mit Flohdi.

Polaček, unser Obstlieferant, ist fort. Wieder einen Bekannten von früher verloren.

Die Gedichte in Ordnung gebracht.

Vormittag: Oft richtig kalt, aber meist Schönwetter, nur wenige Wolken, windig. Tneu geschrieben. "Krebse" aus Teig in schlechtem Oel ausgebacken. Ver-suchte zu dichten, nichts wurde.

Abends: Ich war wieder in angeregter und aufs Mädchen gerichteter Stimmung.

Donnerstag, 13. Juli:

Zeitig auf. Kein Konsum. Mit Mama und Fini auf die Linzerstrasse. Trübes, kühleres Wetter. Es wird aber wieder schwül.

Reinschriften und greguerias.

In meinen Mappen geblättert. In sehr angeregter Stimmung das "Kulturelle Tage-buch" /eine Satire/ geschrieben.

S ehr angenehmes Wetter am Nachmittag. Am Abend ist es etwas kühl.

Tante kam. Zu Bernklau gegangen. Tante fährt nach Salzburg dieses Wochenende. Draussen gesessen, Trudscherl war sehr nett, die vorüberging.

Freitag, 14. Juli:

Sehr warm. Brenzlige Lage. Konsum, Linzerstraße (M.), Schnitzel gekauft. "Kulrturelles Tagebuch" weiterge-schrieben. Nettes Mädchen draußen. K. T. fertig.

Später nachmittags nur noch Radio gehört, in der "Neuen Auslese" über Eliot gelesen, ich sah erst heute,

Zeichnung des Schlafzimmers von Andreas Okopenko.
Rückseite des Notizzettels

daß E. Fried die Übersetzungen in der "Neuen Auslese" angefertigt hat. Gute Schnitzel! Noch zu dichten versucht, nicht gelungen. Sehr aufs Mädchen gerichtet.

Samstag, 15. Juli:

Vx. 3 Jahre her. In der Nacht regnete es. Trüber morgen, doch immer schwül. Auf den Flötzersteig Marillen kaufen gegangen. Es regnete leicht.

K. T. reingeschrieben.

Nm. über meine letzten Gedankengänge gegrübelt, teils auch fadisiert.

In der Kunstgeschichte Hamanns gelesen. Wieder gegrübelt. Fini wurde eingeladen, Schnapsweichseln. Abends gute Stimmung, ganz nettes Radio, mich sehr nach dem Mädchen gesehnt. Man hat kein Bedürfnis, beim Fenster hinauszuschauen abends.

Sonntag, 16. Juli:

Wetter wechselnd: leicht trüb; sonnig wieder; schwül, wenig anregend.

Kirche. Zu Polakovics gefahren. Ziemlich unergiebige Diskussion. Meine Prosa fand Anklang. Noch zu Artmann einen Sprung. Auch Karlo kam. Wenig interessant, nur 10 Minuten dort. Heim.

Meine Grübelzeit ist einer ziemlichen Fadheit und Gleichgültigkeit gewichen. Im Radio ödestes Programm. Abends mich wieder angeregt gefunden, zu dichten versucht; es ergab sich nichts Fertiges.

Abends mich endlos nach dem Mädel gesehnt. Unruhige Nacht.

Montag, 17. Juli:

Zeitiger auf. Weniger interessante WaM. Mir gefällt sehr meine April-Suite gegenüber anderem. Die Impression darf ich nicht vernachlässigen.

Mit Mama Wientalstraße spazieren. Wieder einmal ein heißer Tag! Bier.

Greguerisiert, gedichtet, angeregt vom heißen Früh-nachmittag, dem schweigsamen. Mama ging zu Fini. Chemie gearbeitet. Auf die Linzerstraße allein um Grammeln, nette Mädchen gesehen; Chemie weiter. In der Furche Dichterartikel von J. Mauthe, darüber den Rest des Abends geplaudert.

Dienstag, 18. Juli:

Vm. schön, dann kam Eintrübung. Steinhofer Mauer (M.) Nichts Wesentliches konnte ich machen. Alte Hefte der NW gelesen. Ein (Gedicht fürüber meinedie Feigheit geschrieben, zu der ich mich bekenne. Nm. vorübergehend trüb, aber kein längerer Regen, sehr warmer Abend. Schön!

NW nur Ke, Pol und ich. Geplaudert und geblödelt. Hauer erwartet, doch sie kam nicht. Noch lange spazieren gegangen. Lustig.

Mittwoch, 19. Juli:

Später auf. Strahlendes, heißes, bräunendes Wetter. Mit Mama Wientalstraße spazieren. Nm. noch alte Hefte der NW durchgelesen. Fadisiert. Ein Gedicht verpatzt. Fadisiert.

Gegen Nm. Eintrübung, aber auch die nur vorübergehend, sodaß ein herrlich angenehmer Abend zum Fensterschauen war. Surr. gezeichnet.

Angenehm geplaudert und positiv. Noch zum Fenster geschaut (M.) Ich hatte an L. K. 46 gedacht, an Kommendes ...

Donnerstag, 20. Juli:

Mama mit Fini auf die Linzerstraße. Ich furhhr zu Polakovics. Eliot zu bübersetzen versucht, sonst nichts gemacht.

Nm. Neben anderen Ordnungen auch Reinschriften. Jetzt ist alles aufgearbeitet. Jack London gelesen, Bier, gemütlich noch geplaudert, schwüler heißer Tag, ohne Hemd gesessen. Jetzt sind für mich Tage des Ausruhens, auch der Arbeitskreis ruht sich aus. Meine Hauptlinie sind die "Infinita-Vera-Gedichte".

Freitag, 21. Juli:

Wieder heißer Tag! Allein Linzerstraße einkaufen. Vergebens an der Maschine gesessen, nichts eingefallen. Mich ausgeruht. Tante kam. Sie erzählte 3 Stunden von Salzburg, Großglockner und wo sie sonst noch war, Lienz u.s.w. Abends noch zu Tante gefahren. Nette Mädel unterwegs z.T. gesehen. Heißer Abend, noch zum Fenster geschaut, neue Ideen zu "Julia”.

Samstag, 22. Juli:

Wieder so heiß. Oft leicht bewölkt. Linzerstraße (M.)

Zu "Warum just Julia" einen neuen Plan geschrieben. Mir liegt aber (gegenwrärtig?) das Drama nicht. Ich gabs wieder auf.

Unangenehm nach einer Zeit von Langer Weile grübel-philosophiert. 5 Seiten an der Maschine. Dann wieder

Stimmungskurve
. P-MappenPhilosophie-Mappen durchgesehen. Ich habe nur zu Ende gedachte Gedankengänge darin, keine offengelassenen Fragen. Dann die 5 Seiten wieder auf etwas Positives reduziert, verschiedene Reinschriften. Westermeier Bier. Abends Laberln mit Bier.

Sonntag, 23. Juli:

Hieeiß, oft drückend.

Kirche. Zu Artmann gefahren. Dort fing ich "energisch" an. Ich kritisierte manches an ihm. Es war heute wieder interessant; angenehm gesprochen. Auch über Eliot u.s.w. Altmann kam: er hat etwas Gutes geschrieben!

Nachmittag waren Tante und Paul bei uns. Onkel Paul las in "Stalingrad", ich las Tante nach langer Zeit wieder aus meinen Gedichten vor (Den Einige-Gassen-Gang und "surr." sowie greguerias, die ihr gefielen). Ich lud Onkel zur Mitarbeit an den "Neuen Wegen" ein (Krieg). Angenehmer Sonntag.

Abend dann ein Gewitter. Nichts mehr gemacht ...

Ich sehne mich sehr nach einem Mädel.

Montag, 24. Juli:

Früh schön, vormittag dann vorübergehend windig, leicht wolkig, dann richtig abgekühlt, sonst aber (in der Sonne) sehr heiß. Wenig interessante "Welt am Montag", Konsum, mit Mama auf die Wientalstraße.

Nachmittag Ordnungen (P-MappePhilosophie-Mappe). In ukrainischen Büchern gelesen. Mama zu Fini. Ich ging um Grammeln auf die Linzer Straße. Mich ziemlich unangespannt unterhalten. Furche recht uninteressant zu lesen.

Abend über Eliot mich unterhalten. Fire Sermon. Ich habe so sehr den Wunsch nach dem Mädel.

Dienstag, 25. Juli:

Zeitweise trüb, aber immer sehr heiß. Friedhofweg (Stachelbeeren) mit Mama. Vormittag Eliot übersetzt. Nachmittag zu Artmann gefahren. Dort ganz nett, einen griechischen Dichter kennengelernt. Eluards "Ununterbrochene” gelesen. In die "Neuen Wege". (l7h.) Hauer, Eisenreich; Polakovics nicht. Eisenreich wird den "Zwick" für die Art-Club-Zeitung vorschlagen.

Hauer, Kein, Artmann und ich diskutierten "Ideale" und die "richtige Liebe" ("das Finden der Richtigen"). Hauer glaubt noch daran ... Netter Abend, im 49-er heimgefahren.

Mittwoch, 26. Juli:

Wieder so sonnig, heiß, brütend über dem Asphalt. Mama mit Fini auf der Linzer Straße. Ich zeichnete surreal. Dann fadisierte ich mich. Ich habe schon seit einem Monat kein Gedicht gemacht. Abend Eliot gelesen (Sweeney Agonists). Fini kam. Dann dichtete ich, aber es kam nichts heraus. Gegen abend kam die Stimmung wieder. Beim Fenster vor allem. Angeregt mich niedergelegt.

Donnerstag, 27. Juli:

Am Morgen ist man wieder abgeladen und stur. Das ist keine gute Ordnung!

Wieder etwas später auf. Leicht trüb, schwül. Wientalstraße mit Mama.

Nachmittag Reinschriften, in "K"-Mappe gelesen, über Kunst und Politik gegrübelt und mehr. In alten Zeitungen gelesen, mich etwas erholt. Mehrere Gewitter nachmittag und Regenfälle.

Gegen Abend kam wieder die Stimmung ins Angeregte. Eines der Krenek-Mädel ist jetzt sehr närrisch. Ich ruhe aus, dieser Tage, aber ich spüre, ich sammle mich. Es ist schon wieder so viel Spannung in den Abenden ...

Lange zum Fenster geschaut. Von Sonnenuntergang bis in den späten Abend, es ist eine kühlere Nacht ...

Freitag, 28. Juli:

Am Morgen Eintrübung. Friedhofweg mit Mama. Ein Gedicht in der Richtung Altmanns geschrieben. Danach mit Mama den "Einige-Gassen-Gang" durchbesprochen. Nachmittag fader. Konnte nichts dichten. Las etwas (in der Weltliteratur-Lyrik). Auf die Linzerstraße um Kaffee gegangen. Ein heißer, brennend sonniger Tag.

Wieder nur etwas gelesen. In meinen Gedichten von Anfang April. Wohin gehe ich??

Radio, ganz interessant, gehört. Geplaudert ganz nett, wirklich nur ein Ferientag.

Abend alles wie gestern. Ich bin neugierig auf mein künftiges großes Gedicht.

Abend die Nachricht: Tante ist ernstlich krank.

Samstag, 29. Juli:

Zeitig auf, Wochenendverrichtungen, Tante angerufen. Schon morgens trüb, nicht aufgehellt im Laufe des Vormittags, schwül.

Reinschriften für den Almanach. Zeitungsordnung. Mich unangenehm gefühlt (Spinat).

Zu Tante gefahren, dort trotz ihrer Krankheit ein gemütlicher Nachmittag. Es kamen schwarze Wolken und Regen. Danach wurde es klarer. Sehr angenehm warm. Bei Tante: Petronius gelesen, ein sehr nettes junges Mädchen gesehen vis áà vis, mit ihr geliebäugelt. Sie hat mich bemerkt und mehrmals lieb herübergeschaut. Ich sah, sie suchte mich einige Male und machte sich viel am Fenster zu schaffen. Schnitzel mit Bier bei Tante. Fröhlich heimgefahren. Noch Bier von Bernklau geholt. Ein schöner Tag.

Sonntag, 30. Juli:

Heißer Tag. Nach der Kirche zu Artmann gefahren. Er war begeistert von meinen surrealistischen Zeichnungen. Nett geplaudert. Ich bin neugierig auf das Kommende.

Nachmittag im "Plan" sehr angeregt gelesen.

Äußerlich nichts los. Hatte flüchtig die Idee, Eliot zu schreiben.

Montag, 31. Juli:

Wieder sehr schwül, früh sogar neblig, tags trüb. Wenig interessante "Welt am Montag", im "Plan" gelesen. Mit Mama Savoyenstraße, Steinhofer Mauer. Über Politik tief gegrübelt, zuhause wieder im "Plan" gelesen, alle Argumente auf mich einstürmen lassen. Nachmittag flüchtige Lust, an "Julia" weiterzuschreiben, in die Maschine philosophiert, wieder gelesen, wieder gegrübelt, Mama ging zu Fini, ich dann um Grammeln auf die Linzerstraße, umsonst. Weitergegrübelt über den Pessimismus, die Politik, den Sinn negativer Polemik im Kulturellen usw. Lange.

Mama meldete, daß Tante im Spital liegt!

Zwischen diesen beiden Dingen den Rest des Tages verdacht, während ich weiterhin in den Zeitschriften las.

400.000 Streikende verursachen anarchische Zustände Belgien unter sozialistischem Terror Rückseite des Zeitungsartikels