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Born digital.
Für junge Autorinnen und Autoren in Österreich war es nicht leicht, im Literaturbetrieb
der 1950er Jahre Fuß zu fassen. Nicht nur bei der Suche nach
Veröffentlichungsmöglichkeiten und Verlagen bestanden Schwierigkeiten (
In mehreren österreichischen Zeitschriften wurde Anfang der 1950er Jahre über die
„Jugend“ und mit der Jugend diskutiert. Dabei ging es um verschiedene Themen, die die
junge Generation betrafen – neben den spezifisch literaturbezogenen Auseinandersetzungen
spielten auch Liebe, Freundschaft oder Moral eine Rolle. Der „Jugend“ waren eigene
Rubriken oder Artikelserien gewidmet – dazu zählten u.a. mehrere Rubriken in der
Zeitschrift „
Die Tagebücher Andreas Okopenkos dokumentieren, wie er selbst an solchen öffentlichen
Auseinandersetzungen teilnahm. Mehrere frühe Leserbriefe, die Okopenko verfasste, sind
durch die Tagebücher eruierbar. Manche dieser Leserbriefe – von ihm selbstbewusst
„Artikel“ benannt – wurden sogar zitiert, z.B. Okopenkos Ausführungen zu Ehe und Moral
Auch die Entstehung erster essayistischer und literarischer Texte Okopenkos, die die
Debatte um die „Jugend“ aufnahmen, ist in den Tagebüchern dokumentiert. Dazu zählt das
Gedicht „Diesem Standpunkt setzte ich ein Gedicht entgegen, das mir
nur so aus der Feder floss, schrieb Okopenko am 4. März 1950. Sein Tagebuch
enthält auch mehrere Entwürfe
der „Blauen Dissertation“.
Im Gegensatz zur Anschuldigung, junge AutorInnen würden keine wichtigen Fragen der
Gegenwart aufgreifen, enthalten Okopenkos frühe Texte sehr wohl eine Beschäftigung mit
aktuellen Themen. Deutlich wird dies u.a. an seiner Auseinandersetzung mit Krieg und
Atomgefahr, die den Gedichten „Eine gesellschaftliche Veranstaltung, aber keine 'Neuen Wege'. (Tagebucheintrag 25.2.1950).
Meinungsverschiedenheiten über literarische Stile gab es jedoch nicht nur zwischen den Generationen, sondern auch innerhalb der Generation junger AutorInnen selbst. Deutlich wird das an der Forderung des 1925 geborenen Herbert Eisenreich nach „Mehr Zucht“, der in seinem gleichlautenden Artikel (Neue Wege, 1951/03, Bd. 63, 238–239) Kritik an einer „Verluderung der Begriffe“, „Unklarheit des Denkens“ und „Unzucht der Gefühle“ übte. Zur literarischen Auseinandersetzung Okopenkos mit Herbert Eisenreich, der nicht nur in der zeitgenössischen Diskussion des Surrealismus eine ablehnende Haltung vertrat, sondern Okopenko in einem dem Tagebuch beiliegenden Brief auch mehr Nähe zum Realismus empfahl, geben die Tagebücher wichtige Anhaltspunkte.
Die Diskussion des Schweigens der Jugend ergänzte Eisenreich mit dem Hinweis darauf, dass sich junge AutorInnen auch um ihr Mittagessen kümmern müssten (Neue Wege, 1950/03, Bd. 53, 476). Diese Diagnose spielte auch für die schriftstellerische Laufbahn Okopenkos eine Rolle. Seine frühe Entwicklung als Autor ist in den Tagebüchern der 1950er Jahre dokumentiert. Nach den ersten literarischen Anfängen war Okopenko aber immer mehr mit seiner beruflichen Tätigkeit ausgelastet und fand zunehmend weniger Zeit zum Schreiben. (Siehe auch Biografie)
Ein zentraler Bestandteil der Diskussion um die „Jugend“ war die Befürchtung, bestimmte Literatur und Filme könnten einen schädlichen Einfluss auf die Entwicklung von jungen Menschen in Österreich ausüben. Bedenken gab es hinsichtlich des Konsums von Liebesromanen, Comics sowie Filmen, die in Zusammenhang mit Erotik und sexueller Aufklärung standen. Nicht nur katholische Initiativen und pädagogische Institutionen, sondern auch politische Organisationen und Lehrkräfte forderten, den Konsum und die Verbreitung solcher Werke einzuschränken und zu kontrollieren. Von der damaligen Regierung wurde daher das „Gesetz zum Schutz der Jugend“, das sogenannte „Schmutz- und Schundgesetz“ erlassen, das am 14. Mai 1950 in Österreich in Kraft trat.
Okopenko registrierte diese Debatte nicht nur in seinem Tagebuch, sondern reagierte
bereits ab 1948 mit eigenen Kommentaren, die in den Tagebüchern genannt werden: darunter
die „
Die Schmutz- und Schund-Diskussion verdeutlicht aber auch, wie in der österreichischen
Nachkriegszeit moralische Befürchtungen mit inhaltlich-stilistischen Aspekten verknüpft
wurden. Anhand der Tagebücher Okopenkos wird sichtbar, welche Auswirkungen die „Schmutz
und Schund“-Diskussion auf Texte junger AutorInnen in Österreich hatte (siehe auch Themenkommentar Literarische
Netzwerke). Ein Beispiel dafür ist die Beschwerde der ehemaligen
ÖVP-Nationalratsabgeordneten Nadine Paunovic, die im Hinblick auf Okopenkos „
Okopenko, der selbst Teil des dortigen „Arbeitskreises junger Autoren“ war, besprach
die dadurch entstandene Situation mit seinem Kollegen Friedrich Polakovics und bereitete
einen Brief an
Auch wenn sich Häußler Anfang der 1950er Jahre als Redakteur der Zeitschrift „Neuen
Wege“ für junge AutorInnen eingesetzt hatte, beschwerte sich Okopenko in seinem Tagebuch schon im November 1950
über die „Hofräte“, die sich Urteile über die Literatur der jungen Generation erlaubten.
Ende 1953 kritisierte er mit seinem Beitrag „
In seinen Tagebüchern sind auch Filme als Teil der „Schmutz und Schund“-Debatte
dokumentiert, etwa wenn er mit Ernst Kein und H.C. Artmann über amerikanische
Schundfilme sprach (siehe Eintrag
vom 23.5.1950) oder wenn er nach einem Kinobesuch am 6.7.1953 „